Geschichte neu bewertet

Memorial Alto Perdon. Gedenken an die Opfer des spanischen Bürgerkrieges

Warum Geschichte neu bewertet werden muss

Auf der Suche nach Wahrheit und Wirklichkeit

Spanischer Bürgerkrieg

  • Volksfront
  • Internationale Brigaden
  • Märtyrer, weil katholisch
  • Ernest Hemingway

Leyenda negra

  • Mythos
  • Sklaven in Niederlande, Belgien
  • James A. Michener

Zerrbild Mittelalter

  • „Dunkles“ Mittelalter
  • Innovative Epoche
  • Hell leuchtendes Mittelalter

Why history needs to be re-evaluated. – In search of truth and reality.
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Historiker Prof. Heinrich August Winkler im „Welt am Sonntag“-Interview vom 17. Juli 2022: „Die größte Bewährungsprobe in der Geschichte der Bundesrepublik.“ Bis zu seiner Emeritierung Lehrstuhlinhaber an der Berliner Humboldt-Universität. Erwähnens- und lesenswert seine Studien „Der lange Weg nach Westen.“

Das Betrachten vergangener Zeiten unterliegt immer der Brechung durch unsere Gegenwartsperspektive

Flavius Josephus (37 -100 n. Chr.), jüdisch-hellenistischer Historiker. In seinen Werken beschreibt Josephus ziemlich genau den Tempel Jerusalems und erwähnt – als unabhängiger – Zeitgenosse nicht nur Johannes den Täufer – sondern auch und gerade Jesus von Nazareth: im sogenannten Testimonium Flavianum.

Foto: Das Rom der Flavier als Erinnerungslandschaft des Sieges über Judäa: im Vordergrund der Titusbogen, im Hintergrund das Amphitheatrum Flavium, finanziert aus der Kriegsbeute. Quelle: wikipedia.gemeinfrei (27.10.24), Alexander Z.

Die Gefahr anachronistischer Geschichtsbetrachtung ist dann nicht mehr fern. Wir können unsere Vorfahren gleich welcher Zeit nicht mit unseren Moral- und Wertvorstellungen beurteilen. Die Menschen und ihre Mentalitäten, Politiken wie Herrschaftsansprüche, haben sich fundamental verändert

Da hilft es auch nicht, wenn mir ein Chefredakteur einer hiesigen Regionalzeitung 2019 sagt: das Mittelalter sei nun einmal finster gewesen. Das ist postmoderne Arroganz und letztlich auch Dummheit, weil schlichtweg falsch.

Wollten wir in diesem Zusammenhang tatsächlich die weiland gebauten hellen gotischen Kathedralen unseren dunklen Betonkirchen gegenüberstellen? Wollten wir tatsächlich die großartige Rezeption griechischer Philosophen in der mittelalterlich Theologie der Scholastik der heutigen einfallslosen, Christ-abgewandten Theologie gegenüberstellen?, Stichwort Nationalprotestantismus während des Dritten Reichs?, so bliebe fraglich, zu welcher Seite sich die Waage neigte. 

Die Sichtung angehäufter Generationendeutung sollte prima vista Gegenstand historischen Forschens sein und nicht – frei nach dem Standardsatz „Wir wissen heute“ – den geneigten Lesern die eigene Wahrheit als die allgemeinverbindliche aufzudrücken. Ich bin kein gelernter Historiker, kein Forscher, wohl aber einer, der sich vieles über die vielen Jahre hinweg erarbeitet hat. Selbstverständlich bin auch ich jemand, der seine – nomen est omen – eigene Brille nicht wird absetzen können. Mir geht es letztlich darum, ein wenig mehr die katholische Sicht ins Spiel zu bringen, häufig genug fällt sie unter den Tisch, bei den Klerikern bis in die allerhöchsten Ränge inklusive.

Geschichte richtig verstanden in Kurzform

Ob man will oder nicht, Historiker bleiben Zeitgenossen. Die Protagonisten jeder Generation versuchen, ihre eigene Vergangenheit neu zu konstruieren. Auch und gerade die gegenwärtige historische Forschung folgt zeitgebundenen Leitbildern. Die Auflösung derart festgeschriebener Deutungsmuster ist nur über einen längeren Zeitraum möglich, Behutsamkeit ist gefragt, kollektiver Widerspruch umso mehr gegeben.

Deshalb ist es wichtig zu begreifen, was Geschichte eigentlich auszudrücken vermag, wie Historiker einzuordnen sind. Geschichte ist ein System zwischen dem, was war, und dem, was, wie, wann von wem in welchem Kontext reflektiert wurde. Betrachtung der Geschichte ist also immer indivuell, persönlich, subjektiv, kann nicht objektiv sein. 

P. Bartolome de Las Casas (1484-1566). Gemeinfrei (28.10.24) Der Dominikanermönch wird Jahre nach seiner Ankunft in Kuba Geschichte schreiben, sich als einer der schärfsten Kritiker den Conquistadoren entgegenstellen, in dem Sinne, dass er die Würde der indigenen Völker Lateinamerikas in den eroberten Gebieten gewürdigt sehen wollte.

Seine Streitschrift für die Rechte der „Indianer“ ist legendär. Nicht von ungefähr wird er „Apostel der Indios“ genannt. Der damalige Papst unterstützte ihn.

Der erste Blick vieler Zeitgenossen wendet sich zu gerne dem (vermeintlich) finsteren Mittelalter zu. Sie vergessen dabei gleichermaßen gerne ihr eigenes Jahrhundert mit zig Millionen Toten des Kommunismus wie des Faschismus. Sie vergessen den „realen Humanismus“ der DDR. Sie vergessen den von Karl Marx beschriebenen „atheistischen Humanismus“ des Kommunismus.

Wir sind keine besseren Menschen als diejenigen vergangener Zeiten – mitnichten.

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