Die Spanier wurden bezichtigt, „ihre“ Inquisition habe eine stringente Hexenverfolgung betrieben. Völlig falsch. Luthers evangelisches Deutschland der vielen Kleinstaaten war hier federführend – noch bis ins 17. Jahrhundert. Die Reconquista, die Wiedereroberung des spanischen Kernlandes von den moslemischen Mauren, tue ein Übriges. Auch hier eine völlig einseitige Lesart. So hat es die protestantische Seite geschafft, erfolgreich die Integrität von Königin Isabella I. die Katholische in Zweifel zu ziehen. Vor einigen Jahren war – letztlich vergeblich – ein Heilsprechungsverfahren seitens des Vatikans in Erwägung gezogen worden.
VERFOLGUNG DER INDIOS
Die Behandlung der südamerikanischen Indios war, ist und bleibt weitestgehend unentschuldbar. Das brachte 1511 der Dominikanermönch Antonio de Montesino zum Ausdruck, als dieser mit scharfen Worten die verabscheuungswürdigen Kriege thematisierte und kritisierte. Sein Dominikanerkollege, Bartolomé de Las Casas (1484 – 1566), Bischof in den spanischen Kolonien, wurde ob seines Einsatzes für die Ureinwohner des Kontinents Apostel der Indianer genannt. Bekannt sind überdies seine detaillierten Aufzeichnungen über die Conquista. Wer mehr über diese außergewöhnliche Gestalt wissen will, schlage im Internet nach.
PAPST PAUL III. FORMULIERTE RECHTE DER INDIOS
Die spanische Krone erließ in den Jahren 1530 und 1543 umfassende Gesetze zum Schutz der Ureinwohner, lange vor auch nur entfernt ähnlichen Regelungen in den Kolonien anderer Länder. Kirchenleute kritisierten die Praxis der spanischen Kolonisten, sich Land, Arbeitskraft und Herrschaft der Indios enzueigenen. Außerdem schaltete sich auch Papst Paul III. ein, der in 1538 eine aufsehenerregende Bulle herausgab, in der er nicht nur die Rechte der Indios formulierte, sondern auch die aller anderen Völker. Menschen dürften nicht versklavt werden, sondern „ungehindert das Recht auf Besitz und Freiheit ausüben.“
Man kann mit Fug und Recht von einer der ersten Menschenrechtsdeklaration sprechen, Kernpunkt europäischer Identität, wie sie in keiner anderen Religion und Kultur ausgebildet wurde.
Während die Kolonien in Nordamerika es nicht für selbstverständlich erachteten, den Ureinwohnern die Taufe empfangen zu lassen, war es unter der spanischen und portugiesischen Herrschaft von Anfang üblich, was sie für alle Katholiken zu gleich zu achtenden Mitgliedern der Kirche machte. Das heißt leider nicht, dass die vor Ort agierenden Potentaten genauso dachten und handelten. Etliche Priester wurden bedroht oder vertrieben.
MENSCHENOPFER BEI DEN AZTEKEN
Neueste Grabungen (Stand Juli 2017) in Mexiko-Stadt werfen ein neues Licht auf die Kultplätze der Azteken (1371-1521) in vorchristlicher Zeit. Die Entdeckung der Reste eines ungewöhnlichen Azteken-Tempels bestätigen die grausamen Menschenopfer für den Windgott Ehecat! und damit die ältesten Erzählungen spanischer Chronisten. Sie, die 1519 nach Mexiko kamen, waren entsetzt über die blutrünstigen Kulte. Insoweit ist es mehr als verständlich, dass die „bösen“ Spanier die Azteken christianisierten. Die Ausgrabungen bestätigen also die ältesten Erzählungen spanischer Chronisten. Diese Fakten werden gerne verschwiegen.
Es geht an dieser Stelle nicht darum, das Verhalten des katholischen Spaniens zu euphemisieren. Das liegt mir völlig fern. Andere Mächte müssten allerdings gleichermaßen am gleichen Pranger stehen. Warum stehen sie dort nicht? Eine gute Frage.