Christ ist mein Name, katholisch aber mein Zuname
Christentum und Staat waren jahrhundertelang mehr oder wenige stark mit einander verflochten. Dem Papsttum kam dabei eine besondere Bedeutung zu. Nur ein Beispiel: Auf Geheiß Papst Gregors XIII. (1502 – 1585) wurde der Julianische Kalender zu Gunsten des neuen Gregorianischen Kalenders, der heute noch gilt, reformiert. Mit einem Federstrich wurden im Jahre 1582 zehn Tage gestrichen.
Die Heiligenverehrung nahm gleichermaßen einen hohen Stellenwert ein. Die Pilger strömten zu den Wallfahrtsorten. Manche zogen sich in die Einsamkeit zurück, meditierten, andere nahmen großen Einfluss auf die Herrschenden, wie auf die Päpste, regulierten, reformierten im dem Sinne, dass das Wahre des Christentums wieder durchscheinen konnte, der Glaube an den Auferstandenen; die Viten von Bernhard von Clairvaux, Franz von Asissi und Katharina von Siena sind beredtes Zeichen.
Ohne diese Theologen, oft auch als Philosophen anerkannt, ist die Neuzeit nicht denkbar. Sie schufen die Basis.
- „Die Heiligen sind gleichsam unsere älteren Geschwister in der Familie Gottes, die uns an die Hand nehmen und führen wollen, die zu uns sagen:
- Hat dieser und jener es gekommt, warum nicht auch ich?“
Quelle: Prof. Joseph Ratzinger. Dogma und Verkündigung, S. 415. 1973.
Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin gehe ich?
Was ist der Sinn meines Lebens?
Die richtige Einordnung von Gegenwart und Zukunft lässt sich also nur mit der Implementierung der Vergangenheit einstellen. Sollte sich nicht jeder Mensch die schlechthin existentiellen Fragen des Lebens stellen: Woher komme ich? Wer bin ich? Was ist der Sinn meines Lebens? Wohin gehe ich?
So hat der heilige John Henry Kardinal Newman (1801-1890) seine Konversion zum Katholizismus unter anderem mit dem Studium der Kirchenväter begründet, das „seine“ anglikanische Kirche nicht präferierte, vernachlässigte, offenbar aus gutem Grunde. Und dieser Strom der Konverson vormals protestantischer Gläubiger nimmt auch heute nicht ab; vgl. dazu betreffende US-amerikanische YouTube-Videos. In den deutschen evangelischen Kirchengemeinschaften spielt das Studium der Kirchenväter gleichermaßen keine große Rolle.
Ich beginne mit den phantastischen Glaubenslehrern des 2. und 3. Jahrhunderts, nämlich mit den Heiligen Irenäus von Lyon und Justin, dem Märtyrer. Ich orientiere mich dabei unter anderem an der US-amerikanischen Plattform Catholic Daily Reflections, wie an der Vortragsreihe Papst Benedikts XVI., die er zwischen dem 7. März 2007 und dem 27. Februar 2008 im Rahmen seinern wöchentlichen Mittwochsaudienzen gehalten hat. Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI. gilt als der maßgebliche Kenner der Theologie der frühen Kirche schlechthin. – Später werde ich dann die Beschriebenen in die richtige zeitliche Abfolge einreihen.
Apostolische Väter und Kirchenväter im einzelnen. Irenäus von Lyon, Justin der Märtyrer, Bischof Pacianus von Barcelona, Hilarius von Poitiers, Hl. Clemens von Rom, Didache, Polykarp von Smyrna, Isidor von Sevilla, Augustinus. – bitte scrollen –
Apostolische Väter, 1. bis 2. Jahrhundert
Ohne die Apostolischen Väter der ersten und zweiten Generation nach den Aposteln gäbe es kein Christentum heute. Zu nennen wären unter anderem Clemens von Rom (späterer Papst), der Apostel Barnabas, Ignatius von Antiochia, Polykarp von Smyrna, Papias von Hierapolis, Quadratus von Athen, Hermes von Rom und die Verfasser der Didache. Dieser bemerkenswerte Umstand wird leider heute gerne verdrängt, wie ohnehin heute die Tradition nicht besonders wertgeschätzt wird.
Auch wenn die Schriften dieser Autoren nicht in die Bibel aufgenommen worden sind, können sie jedoch als Fortsetzung der Schriften der Apostel betrachtet werden und gelten als wertvolle Quelle für die Anfänge der Kirchengeschichte. Für das katholische Theologiestudium sind sie unerlässlich. Wer mehr hierüber wissen will, mein Tipp: Prof. Klaus Berger hat in 1999 eine vollständige Sammlung aller ältesten Schriften des Urchristentums zusammengestellt (Inselverlag Frankfurt am Main): s.u. – Auch gibt es ein schönes Büchlein mit dem Titel „Die apostolischen Väter“ – Clemens von Rom, Ignatius von Antiochien und Polykarp von Smyrna – in der Übersetzung von Hans Ur von Balthasar (1905-1988), dem großen Schweizer Theologen des 20. Jahrhunderts, Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg, 3. Auflage 2015, Erstauflage 1984. Ich werde hierauf noch einzeln eingehen.
Heiliger Clemens, Bischof von Rom, 50 bis 101 n. Chr.
Clemens von Rom. Papst. Mosaik um 1000 nach Christus. Sophienkathedrale Kiew. Foto common.wikimedia (26.06.24)
Der Heilige Clemens von Rom (50 bis 101 n. Chr.) wird den Apostolischen Vätern zugerechnet. Nach Augustinus` Aufzeichnungen (354-430) ist er der zweite, nach Irenäus (135-200) der dritte Nachfolger von Petrus in der Zeit von ca. 90 bis 101. Getauft vom Apostel Barnabas, persönlich bekannt mit Petrus und Paulus.
Seine Herkunft ist nicht ganz zweifelsfrei. Möglicherweise war er ein freigelassener jüdischer Sklave des Konsuls Titus Flavius Clemens. Sein Vater soll zusammen mit dem späteren Kaiser Domitian aufgewachsen sein. Gedenktag: 23. November. Sein Name bedeutet der Sanftmütige.
Von Petrus geprägt
Die Bedeutung des heiligen Clemens wird dadurch unterstrichen, dass er noch persönlich mit den Aposteln Petrus und Paulus gesprochen hat; vgl. Philipperbrief 4,3. Der Apostel Barnabas hatte ihn nach der Taufe zu Petrus geführt, erfuhr von diesem die Bestätigung der Unsterblichkeit *) und wurde von Petrus zum Nachfolger als römischer Gemeindevorsteher bestimmt.
*1) Unsterblichkeit der Seele: der Überlieferung zufolge hatte Clemens als junger Gelehrter bei den Philosophen einen Beweis für die Unsterblichkeit der Seele gesucht. Eine Predigt von Barnabas hatte ihm nicht nur den Beweis geliefert, auch seine Bekehrung verdankte er dem Apostel. Der Katechismus der Katholischen Kirche enthält bis heute ein Gebet des hl. Clemens für die Träger der staatlichen Autorität: *2) Gebet des Clemens, s.u., entnommen dem Heiligenlexikon (26.06.24)
Brief an die Korinther
Sein erster Brief an die Korinther, 96 n. Chr., machte ihn berühmt. Bis ins 4. Jh. galten beide Briefe als kanonisches Buch der Bibel. Clemens betonte recht früh die Vorrangstellung des Bischofs von Rom. Zur apostolischen Sukzession schreibt Clemens:
„Die Apostel haben uns das Evangelium verkündet, (das sie) vom Herrn Jesus Christus (bekommen haben), Jesus Christus aber ist gesandt von Gott. Christus ist also von Gott und die Apostel von Christus (gesandt); beides ist demnach geschehen in aller Ordnung nach dem Willen Gottes. Sie empfingen also ihre Aufträge, wurden durch die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus mit Gewissheit erfüllt, wurden im Glauben an das Wort Gottes gefestigt, und dann zogen sie voll des Heiligen Geistes hinaus zur Predigt, dass das Reich Gottes nahe sei.
Indem sie nun in Ländern und Städten predigten, setzten sie die Erstlingsfrüchte ihrer (Predigt), nach vorhergegangener Prüfung im Geist, zu Bischöfen und Diakonen der zukünftigen Gläubigen ein […] Und ist es zu verwundern, wenn die von Christus mit einem solchen Werke Betrauten die oben Genannten eingesetzt haben? […]
Auch unsere Apostel wussten durch unseren Herrn Jesus Christus, dass Streit entstehen werde um die Bischofswürde. Aus diesem Grunde setzten sie auch, da sie eine genaue Kenntnis hiervon im Voraus erhalten hatten, die oben Genannten ein und gaben ihnen dazu Auftrag, dass, wenn sie entschlafen wären, andere erprobte Männer ihren Dienst übernähmen. Quelle: Evangelium Tag für Tag 07.09.2021 (42-44; Bibliothek der Kirchenväter, München 1918)
Hans Urs von Balthasar
Die apostolischen Väter. Clemens von Rom – Ignatius von Antiochien – Polykarp von Smyrna
Hans Urs von Balthasar (s.o.) thematisiert in seinem Büchlein über die apostolischen Väter zunächst den Zustand der Kirche von Korinth, dort hatte es wohl Probleme gegeben, geht unter
- I. auf die zu übenden Tugenden ein, u.a. gegen die Eifersucht, Umkehr, Demut und Milde.
- II. Gottes Treue den ungeteilten Herzen (u.a. Gott allein rechtfertigt – Unser Mitwirken, Christus ist der Weg.
- Unter III. spricht er über die Gemeindeordnung (gegenseitige Unterordnung, heute undenkbar, Apostolische Sukzession (von Jesus über die Apostel auf die Bischöfe in der Zeit).
- IV. Dringliche Ermahnungen: Gerechte werden verfolgt (heutige Christenvefolgungen schlimmer denn je), zu den Briefen Pauli (Völkerapostel Paulus) zurück, Christus das Tor.
- V. Das große Gebet (von der römischen Liturgie mit-inspiriert) und letztlich mit
- Pos. V. der Schluß: Zusammenfassung, Die Boten, Friedensgruß und Segen, Schlußsegen.
Papst Benedikt XVI. Katechese vom 7. März 2007
Benedikt XVI. bekräftigt, dass Clemens in Vollmacht des Römischen Primats geschrieben habe. Clemens greife Themen auf, die dem Paulus am Herzen gelegen hätten: die stets aktuelle theologische Dialektik zwischen dem Indikativ des Heils und dem Imperativ des moralischen Bemühens. Der Bischof von Rom rufe die Gläubigen zur Demut und zur brüderlichen Liebe auf, zwei wirklich grundlegende Tugenden des In-der-Kirche-Seins.
Im Besonderen erinnere Clemens daran, dass der Herr selbst „bestimmt hat, wo und durch wen die liturgischen Dienste vollzogen werden sollen, damit alles, was heilig ist und mit seinem Wohlgefallen verrichtet wird, seinem Willen angenehm sei …“. – Priestern sei ein eigener Platz zugewiesen, den Leviten oblägen eigene Dienste. Der Laie sei an die für die Laien geltenden Vorschriften gebunden. Erstmals tauchte der griechischer Begriff laikos auf, was Glied des Laos meint = Volk Gottes.
Was die Vorsteher der Gemeinden betrifft, bringe Clemens klar die Lehre der apostolischen Sukzession zum Ausdruck. Auch habe die Kirche eine sakramentale und keine politische Struktur. Soviel dazu, was die Protagonisten des deutschen Synodalen Weges mit Bischof Bätzing an der Spitze angeht, die die Kirche zu einem demokratischen Gebilde zu verändern versuchen.
Gebet des hl. Clemens. Katechismus der Katholischen Kirche *2)
- „Gib ihnen, Herr, Gesundheit, Frieden, Eintracht, Beständigkeit, damit sie die von Dir ihnen gegebene Herrschaft untadelig ausüben!
- Denn Du, himmlischer Herr, König der Äonen, gibst den Menschenkindern Herrlichkeit und Ehre und Gewalt über das, was auf Erden ist;
- Du, Herr, lenke ihren Willen nach dem, was gut und wohlgefällig ist vor Dir, damit sie in Frieden und Milde frommen Sinnes die von Dir ihnen gegebene Gewalt ausüben und so Deiner Huld teilhaftig werden!„
Der hl. Clemens, Bischof von Rom, erinnert also deutlich daran, dass den einzelnen Gliedern des Leibes Christi (Kirche) gemäß der empfangenen Berufung verschiedenen Dienste und Aufgaben zukommen. Er hat alle Gläubigen aufgefordert, den Glauben in der Treue zur apostolischen Überlieferung zu stärken.
Didache. Apostellehre, vor 60 n. Chr.
Doctrina XII Apostolorum Didache. Lehre des Herrn, für Heidenchristen gegeben durch die zwölf Apostel
Fresko „Jesus und die zwölf Apostel“ mit Christusmonogramm ☧, Domitilla-Katakomben, Rom. Foto: commons.wikimedia (02.07.24) Lizenz (CC-BY-SA 3.0)
Abfassung der Didache: Nach Prof. Klaus Berger *) vor dem Jahr 60 n. Chr., also vor der Niederschrift der synoptischen Evangelien Markus, Matthäus und Lukas von 60 bis 65 n. Chr. Warum?
Die Texte der Didache gehen nicht auf die Evangelien ein. Zu glauben, die Verfasser hätten sie einfach ignoriert, ist ignorant. Andere Theologen sprechen von 80 bis 100 n.Chr. Warum? Dazu später im Anhang mehr. Stichwort: „vaticinia ex eventu.“ *2)
In den Kirchen Syrien-Palästinas und Ägyptens erlangte die Didache rasch hohes Ansehen. Justin der Märtyrer (100-165) kannte sie, Klemens von Alexandrien (150-215) zählte sie sogar zur Heiligen Schrift, Origenes (185-254) hatte sie gleichermaßen gelesen; Eusebius (260-339) zählte sie zu den neutestamentlichen Apokryphen. Auch war sie nicht unbekannt bei Laktanz (250-325) und Optatus von Mileve (gestorben vor 400). In der Regel des Ordensgründers Benedikt von Nursia (480-547) ist sie ebenso zu finden, wie beim Abt Pirmin von der Reichenau (670-753). – Die Schrift wurde erst 1873 in der griechischen Urfassung gefunden.
Gliederung: Katechismus. Liturgie. Aufnahme von Fremden
Nach Klaus Berger handelt es sich weniger um eine Kirchenordnung, wie vielfach angenommen, sondern um einen Katechismus (Taufkatechese) mit Anweisungen über die liturgischen Vollzüge und den Umgang mit Wanderpropheten und Fremden schlechthin. *1) Theologie-Prof. Klaus Berger. Das Neue Testament und Frühchristliche Schriften. Vollständige Sammlung aller ältesten Schriften des Urchristentums. Erste Auflage 1999, Insel Verlag. Alle Zitate in Kursivschrift sind jeweils dem vorliegenden Buch entnommen.
Zwei-Wege-Lehre. Taufkatechese
Die ersten sieben Kapitel sind Taufkatechese. Im Kapitel 1 wird die Zwei-Wege-Lehre beschrieben. Die eine Lehre führt zum Leben, die andere zum Tod. Stichworte Gottes- und Nächstenliebe. „Ihr sollt auch die lieben, die euch hassen. Haltet euch fern von Maßlosigkeit. – Aber wehe dem, der anderen etwas wegnimmt, der wird Rechenschaft ablegen müssen.“ – „Behalte dein Geld so lange in deiner Hand, bis es schwitzt und du genau erforscht hast, wem du es am besten als Almosen geben sollst.“
Die Kapitel 2 – 6 verdichten die Zwei-Wege-Lehre hinsichtlich des Bösen: Mord, Zorn, Trieb (Sexgier), Wut, Ehebruch, Aberglaube, Astrologie, Lüge, Diebstahl, Gotteslästerung, Hochmut, et ecetera. „Sei vielmehr sanft. Erhöhe dich nicht selbst. Hänge dich nicht an die in Gesellschaft Angesehen. Was dir zustößt, nimm als gut an, denn du weißt ja, dass nichts ohne Gott geschieht.„
Anders das Kapitel 7. In ihm wird einiges über die Taufe gesagt, unter anderem: „Dann tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und zwar in fließendem Wasser. Der Täufling (ein Erwachsener) solle einen Tag oder zwei Tage lang fasten. Anmerkung. Wer also heute meint, der „Heilige Geist“ der Dreifaltigkeit sei eine Erfindung späterer Jahrhunderte, liegt falsch.
Die Fastenzeiten werden im Kapitel 8 beschrieben, ebenso das Vaterunser zitiert. Das 9. Kapitel geht auf die rechte Feier der Eucharistie ein; das 10. Kapitel auf die Dankgebete nach dem sog. Sättigungsmahl.
Aufnahme von Aposteln, Wanderpredigern, Propheten, Fremden
Kapitel 11-13. Interessant, dass hier auch die Aufnahme von Aposteln erwähnt wird. – Zur Aufnahme der Propheten: „Ob er ein echter oder falscher Prophet ist, erkennt man an seinem Verhalten. Jeder Prophet, der etwas über Gottes Wirklichkeit erzählt, aber nicht tut, was er sagt, ist ein falscher Prophet.“
Weiterhin wird beschrieben, wie ein Fremder aufzunehmen ist: mit Liebe. Er solle aber für seinen Unterhalt etwas leisten. „Wenn er keine Arbeit annehmen will, dann ist er kein Christ, sondern ein Schnorrer.“ – Dieses Gebot galt nicht für wahre Propheten und wahre Lehrer.
Kapitel 14 geht auf die Sonntagspflicht der Teilnahme an „Dankopfer und der Eucharistie“ ein. – „Vorher bekennt eure Sünde, damit euer Opfer rein ist.„ Sich streitende Gläubige sollen sich zuvor versöhnt haben.
Kapitel 15 beschreibt die Einsetzung der Bischöfe und Diakone durch Handauflegung. Sie müssen friedfertig sein, keine finanziellen Absichten verfolgen, „denn sie leiten den Gottesdienst bei euch, auch den der Propheten und Lehrer. Zusammen mit Propheten und Lehrern genießen sie bei euch die höchste Achtung.“
Den Abschluss (Kapitel 16) bildet die Beschreibung einer Apokalypse, in der „Weltverwirrer, Weltverführer, falsche Propheten“ eine Art pseudoprophetisches Gegenbild zu Jesus sind. „Nicht alle Toten werden auferstehen, sondern es wird sein, wie es in der Schrift heißt: ‚Der Herr wird kommen, und alle seine Heiligen mit ihm. Dann werden die Menschen in der Welt sehen, wie der Herr kommt auf den Wolen des Himmels.‚“
Exkurs Zölibat
Zur expliziten Aussage: Propheten, die mit einer Frau zusammenleben. Die folgende Sätze sind von besonderer Wichtigkeit, beschreiben sie doch letztlich den Zölibat, der von Anfang – nach den Vorstellung der Apostellehre – gelebt werden sollte, mithin keine Erfindung späterer Jahrhunderte ist:
„Es kann sein, dass ein bewährter und echter Prophet mit einer Frau zusammenlebt, die er nicht berührt, und so das Geheimnis der Kirche auf Erden, Christus und seine Braut, das Gottesvolk, in einer Zeichenhandlung darstellt.“
Anhang. „vaticinia ex eventu.“ *2)
Bischof Polykarp von Smyrna, 69 – 156
Fels in der Brandung
Gebotener Gedenktag im Bistümer Astorga und Bilbao am 23. Februar.
Märtyrer, Apostolischer Vater, geboren um 69 nach Christus, gestorben 156 in Smyrna, heute Ruinen in Izmir, Türkei.
Detail aus dem Mosaik der Märtyrer: Demetrios von Saloniki (links), Polykarp (Mitte) und Vinzenz von Valencia (rechts), 6. Jahrhundert, in der Basilika Sant’Apollinare Nuovo in Ravenna. Fotoquelle: Creative Commons-Lizenz: Joachim Schäfer
Schüler des Apostels Johannes
Polykarp ist insoweit wichtig für die Kirche, als dass er als Schüler des Apostels Johannes gilt, gut bekannt war mit Ignatius von Antiochien und Irenäus von Lyon (auch von mir beschrieben). In Bischof Polykarp sahen seine Zeitgenossen „einen Fels in der Brandung“. Warum? Bei seinem Besuch in Rom soll er einerseits die Gemeinde ermutigt haben, auch um den Preis eines Martyriums am Glauben festzuhalten. Anmerkung: man stelle sich einmal vor, ein deutscher Bischof würde ernsthaft einfache Gläubigen bitten, in die Mission solcher Gebiete zu gehen, in denen die Gefahr, umgebracht zu werden, sehr groß ist.
Andererseits hat er gnostische Valentianer (synkretistische Bewegung, die sich stolz als Elite des Gnostizismus (besondere Erkenntnisse) empfanden) und Anhänger des Markionismus zum rechten Glauben zurückgeführt. Markionismus: nach Markion, geboren um 85 n. Chr.: Seine Anhänger lehnten das Alte Testament in Gänze ab – wie Teile des Neuen Testaments, weil diese Bibeltexte einen als grausam erkannten jüdischen Schöpfergott zeigten.
Martyrium im Alter von 86
Polykarp erlitt das Martyrium im hohen Alter von 86 Jahren. Obwohl er hätte fliehen können, blieb er. Im Circus von Smyrna wurde ihm seitens des Prokonsuls auf Verlangen des Volkes der Prozess gemacht, verurteilt zum Scheiterhaufen, von johlendem Volk begleitet. Da ihm die Flammen nichts anhaben konnten, erstach man ihn mit einem Dolch. Man stelle sich das einmal vor: Als seine Häscher in sein Haus eindrangen, servierte er ihnen noch ein Gastmahl. „Größer“ geht es nicht. Christen bestatteten ihn, begingen von da an den Gedenktag an seinem Grab.
Die Kenntnisse über Polykarp stammen aus den Briefen von Ignatius von Antiochien (35 – vor 117; Patriarch, Märtyrer, Apostolischer Vater) und den Berichten des Irenäus von Lyon. Ihnen dürfte er vieles vom Apostel Johannes erzählt haben, der ihn bekanntermaßen berufen hatte, auch seine Begegnung mit Anicetus („Der Unbesiegte“, um 100 – 166, Bischof in Rom; in der Papstliste als 11. Pontifex maximus aufgeführt) soll eine Rolle gespielt haben. Reliquien von ihm liegen in Paris, wie in drei Kirchen Roms und in Valetta auf Malta.
Brief Ignatius von Antiochien an Bischof Polykarp
Auszug Die apostolischen Väter von Hans Urs von Balthasar (s.o): Ignatius von Antiochien (33 bis vor 107) lässt es sich nehmen, auch Polykarp (69 – 156) nicht nur zu schreiben, ihn auch – wie dessen Gemeinde – zu ermahnen, sehr interessant. Geschehen im Rahmen der Sieben Briefe des Ignatius an die Epheser, Magnesier, Trallianer, Römer, Philadelphier, Symynäer und eben an Polykarp mit Anweisungen für den Bischof (Polykarp), Mahnung an die Gemeinde und Bitte an Polykarp. Es scheint so gewesen zu sein, dass der hl. Ignatius von Antiochien über eine große Ausstrahlungskraft und Vollmacht verfügt haben muss.
Das Besondere an Polykarp
Betet auch für die, die euch verfolgen und hassen und für die Feinde des Kreuzes
Was ist das Besondere an Polykarp? Zunächst einmal seine Bekanntschaft mit dem Apostel Johannes, wie mit den oben genannten Kirchenvätern. Sein Wirken als Bischof von Smyrna, von dem der Geschichtsschreiber und Kirchenvater Eusebius von Cäsarea (260-340) berichtete. Seine Einflussnahme auf Rom, in dem er die Interessen der Kirchen Kleinasiens auf Zusammenkünften mit dem Papst Anicetus von Rom vertrat. Mit Anicetus diskutierte er über das genaue Osterdatum.
Vor allem sein unerschütterlicher Glaube in unruhigen Zeiten, nicht umsonst hat man ihm schon zu Lebzeitn den Titel Fels in der Brandung zu gesprochen. Sein spezielles Martyrium, das ganz sicher nicht nur Furore gemacht hat, vielmehr Nacheiferer fanden zur Ehre Jesu Christi. Seine Ermahnungen*) an die Gemeinde von Philippi zu einem christlichen Lebenswandel sind von eminenter Bedeutung: Betet auch für die, die euch verfolgen und hassen und für die Feinde des Kreuzes.
Allein ein solcher Satz veranschaulicht, was das Christentum von anderen Religionen unterscheidet, nämlich die Lehre von der unbedingten Nächstenliebe – bis zur Aufgabe des eigenen Lebens. *) Quelle: Polykarp ad Phil. 10 …: Ökumenische Heiligenlexikon (22.07.24). Inspiration Papst Benedikt XVI. und Quelle: Ökumenisches Heiligenlexikon (22.07.24)
Begleitschreiben Polykarps zu den Ignatiusbriefen an die Philipper
Auf ausdrücklichem Wunsch legt Polykarp seinem Schreiben an die Philipper auch die Briefe des Ignatius von Antiochien (35 – biv 117) an ihn und die Gemeinde von Smyrna bei. Er lobt dessen Inhalte, thematisiert die Gebote Christi und Pauli, warnt vor den Irrlehren (ein großes Thema damals wie heute), gibt Empfehlungen des Gebets, unterstellt dabei, dass seine Adressaten in den heiligen Schriften bestens bewandert sind. Er bittet auch darum, nicht nur für die Heiligen (gemeint sind die Mit-Christen) zu beten, sondern auch und gerade für alle Könige, Machthaber und Fürsten, für die Verfolger der Christen, für die Hasser, für die Feinde des Kreuzes. Wahrhaft christlich. Wer mag heute für Putin beten, wer mag heute für die Katholikenhasser im Westen besten? – Quelle: Die apostolischen Väter in der Übersetzung von Hans Urs von Balthasar, s.o.
Kirchenväter, 2. und 3. Jahrhundert
Heiliger Irenäus von Lyon, 135/140 bis 203
Glaubensregel: Lehre der Apostel als Quelle
Irenäus gilt als der erste große systematische Theologe der Kirche. Im Mittelpunkt seiner Lehre steht die Frage nach der „Glaubensregel“, ihrer Weitergabe, der Auslegung des Credos der Apostel im Licht des Evangeliums. Irenäus verkündet das Evangelium, das er von Polykarp, dem Bischof von Smyrna, empfangen hat, der wiederum die Frohe Botschasft von dem Apostel Johannes übernommen hat. Weiteres wichtiges Statement: Mit der Kirche von Rom müssen sich alle (Teil-) Kirchen verständigen via der wahren apostolischen Überlieferung = gemeinsamer Glaube, weltweit, egal ob in Spanien gelehrt oder im Orient. Schon der hl. Clemens (um 50 bis 101 n. Chr.) hatte sich als Bischof von Rom als Nachfolger des Petrus betrachtet: Rom führe den Vorsitz in der Liebe gegenüber den anderen Kirchen.
Irenäus begründete damit die Universalität der Kirche, ihre Katholizität und die einigende Kraft der Wahrheit, was für viele eine Zumutung war und heute noch ist, außerhalb der katholischen Kirche ohnehin. Im Jahr 177 nach Christus entgeht Irenäus der harten Christenverfolgung in Gallien (heutiges Frankreich) durch eine Fügung Gottes. Er wird wegen einer Glaubensfrage nach Rom zu Papst Eleutherius gerufen. Wahrscheinlich hat er um 202/203 dann doch das Martyrium erlitten.
Foto: commons,wikimedia (17.05.24), gemeinfrei. Buntglasfenster in der Kirche St-Irenee, Lyon, Frankreich. Von Lucien Begule, 1901.
Verteidiger des Glaubens
Sein berühmtestes Werk „Adversus haereses“ beschäftigt sich mit den Irrlehren, mit der „Gnosis“. Die Gnostiker behaupten, über eine besondere erleuchtende und erlösende Kenntnis zu verfügen. Der in der Kirche gelehrte Glaube wäre nur eine Symbolik für die einfachen Leute, so ihr apodiktische Ansage. Irenäus widerlegt die Gnosis, gleichermaßen auch den „Dualismus“, der ein negatives Prinzip vorsieht, verantwortlich für das Böse in der Welt und den guten Gott. Banal ausgedrückt: ein nicht so guter Gott für die Zeit des Alten Testaments und ein guter Gott des Neuen Testaments.
Lehre von der Würde des Menschen
In der Lehre des Irenäus ist die Würde des Menschen, Leib und Seele, fest in der göttlichen Schöpfung, im Bild Christi (Ebenbild Gottes) und im ständigen Heiligungswirken des Geistes verankert. Wer will hier noch den Einfluss der Kirche, des Christentums auf die allgemeine Würde des Menschen bestreiten? Artikel 1 des Grundgesetzes.
Quelle: Benedikt XVI. Kirchenväter und Glaubenslehrer. 2008. Libreria Editrice Vaticana, Rom und Sankt Ulrich Verlag, Augsburg. – Fortsetzung folgt, wahrscheinlich über den hl. Cyprian von Karthago (Afrika).
Heiliger Justin der Märtyrer, 100 – ca. 165
Schutzpatron der Philosophen, Dozenten und Apologeten
Reflexion Catholic Daily Reflections, 01.06.24, automatisierte Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche:
„Justinus, Sohn des Priskos, Sohn des Bakcheios, aus Flavia Neapolis in Palästina-Syrien“ ist die Art und Weise, wie sich der heutige Heilige in seinen Apologien oder „Verteidigungen“ des Glaubens selbst beschreibt. Seine Heimatstadt lag auf samaritanischem Gebiet, in der Nähe des Berges Garizim, wo die Samariter auch heute noch Opfer darbringen. Hier befindet sich auch der Jakobsbrunnen, an dem sich die Evangeliumsgeschichte der Frau am Brunnen abspielt. Die Stadt war größtenteils von römischen Heiden bevölkert, und Justinus wurde höchstwahrscheinlich selbst als Heide erzogen, da er römischer Abstammung war. Er war gut in griechischer Philosophie ausgebildet, in der er sich sehr hervortat.
Als Student der griechischen Philosophie wechselte Justin von einem Lehrer zum anderen und versuchte, so viel Weisheit wie möglich in sich aufzunehmen. Er interessierte sich besonders für die Philosophie Platons. Platon konzentrierte sich auf immaterielle „Formen“ als Grundlage der Realität. Über diese Philosophie sagte er: „Die Wahrnehmung immaterieller Dinge überwältigte mich völlig, und die Betrachtung von Ideen verlieh meinem Geist Flügel, sodass ich nach kurzer Zeit glaubte, weise geworden zu sein; und meine Dummheit war so groß, dass ich erwartete, Gott alsbald zu sehen, denn dies ist das Ziel von Platons Philosophie.“
Obwohl er die Philosophie als „den größten und ehrenhaftesten Besitz vor Gott“ bezeichnete, entdeckte er auch, dass Philosophie allein – ohne Offenbarung – nicht ausreichte, um zur Fülle der Wahrheit zu gelangen.
Gebotener Gedenktag im Erzbistum Burgos am 3. Juni. Foto-Quelle: Heiligenlexikon, Joachim Schäfer, 01.06.24
Justins Bekehrung
Philosophie, in Verbindung mit der Offenbarung des Christus Gottes, würde den Menschen helfen, zur Wahrheit zu gelangen und Gott selbst kennenzulernen, der die Wahrheit ist
Justins Bekehrung zum Christentum begann eines Tages, als er einen langen Spaziergang machte, um über alles nachzudenken, was er in seinen philosophischen Studien gelernt hatte. Während er ging, kam ein alter Mann von hinten auf ihn zu und überraschte ihn. Die beiden begannen sich zu unterhalten, und der alte Mann fragte ihn, was Philosophie und Glück seien. Justin antwortete: „Philosophie ist also das Wissen über das, was wirklich existiert, und eine klare Wahrnehmung der Wahrheit; und Glück ist die Belohnung für solches Wissen und solche Weisheit.“ Der alte Mann fragte dann nach Justins Verständnis von Gott. Justin antwortete, Gott sei „das, was immer dieselbe Natur und auf dieselbe Weise beibehält und die Ursache aller anderen Dinge ist …“
Aber der alte Mann drängte weiter und fragte, wie Philosophen Gott kennen könnten, wenn sie ihn nie gesehen hätten. Nach einem langen Gespräch überzeugte der alte Mann Justin, dass seine Philosophie nicht ausreichte, um Gott zu kennen, wenn sie keine Offenbarung enthielte. Diese Offenbarung begann mit den Propheten des Alten Testaments und wurde im fleischgewordenen Sohn Gottes erfüllt. Der alte Mann schloss sein Gespräch mit Justin mit den Worten: „Bete aber, dass dir vor allem die Tore des Lichts geöffnet werden; denn diese Dinge können nicht von allen wahrgenommen oder verstanden werden, sondern nur von dem Menschen, dem Gott und sein Christus Weisheit verliehen haben.“ Das Gespräch mit dem alten Mann entzündete eine Flamme in Justins Seele. Er beschloss, die Propheten zu studieren und hatte das Gefühl, den wahren Grund für die Philosophie entdeckt zu haben. Philosophie, in Verbindung mit der Offenbarung der Propheten und des Christus Gottes, würde den Menschen helfen, zur Wahrheit zu gelangen und Gott selbst kennenzulernen, der die Wahrheit ist. Auf diese Weise könnten sie die ewige Erlösung erlangen, das einzig wahre Glück.
Verteidigung der Christen gegen Verfolgung
Nach seiner Bekehrung setzte Justin seinen scharfen Verstand ein, um Christen gegen die Verfolgung durch die römischen Behörden zu verteidigen. Er gründete in Rom eine philosophische Schule und debattierte regelmäßig öffentlich mit den heidnischen römischen Philosophen. Einige seiner Schriften existieren noch heute und gehören zu den ausdrucksstärksten und wertvollsten theologischen Schriften der frühen Kirche.
Justin schrieb seine „Erste Apologie“ direkt an Kaiser Antoninus Pius. Obwohl Antoninus Pius den Christen gegenüber relativ tolerant war, kam es im ganzen Reich weiterhin zu lokalen Verfolgungen. Da der Kaiser der Sohn eines Philosophen und selbst Philosoph war, nutzte Justin sein philosophisches Wissen, um den Kaiser zu überzeugen, die Christenverfolgung zu beenden. Justin widerlegte den Vorwurf, Christen seien Atheisten, weil sie sich weigerten, den römischen Göttern zu opfern, und stellte das Christentum als edle und wahre Religion mit moralisch aufrechten Anhängern dar. Darüber hinaus lieferte er eine wunderschöne Beschreibung Christi und warum Christen ihn als Gott anbeten, sowie eine der frühesten Beschreibungen der christlichen Anbetung. Diese Beschreibung ist von großer Bedeutung für die Theologie der Messe, da sie die ungebrochene Tradition und Korrelation der liturgischen Feier von der frühen Kirche bis heute hervorhebt.
Justin richtete seine „zweite Entschuldigung“ an den römischen Senat und verteidigte die Christen weiterhin gegen falsche Anschuldigungen wie Kannibalismus und sexuelle Unmoral. Er schreibt diese Lügen Dämonen zu. Nach einer starken Verteidigung verkündet er das Christentum als den wahren Glauben, die Ausübung der Anbetung des wahren Gottes und den Weg in den Himmel.
Mehrere andere Werke von Justin sind erhalten geblieben, wie zum Beispiel sein „Dialog mit Trypho“. Trypho war ein jüdischer Rabbi, den Justin zu überzeugen versuchte, zum Christentum zu konvertieren. Er erklärte, dass Jesus der Messias und die Erfüllung der Prophezeiungen der hebräischen Schriften sei. Das Gespräch wird recht lebhaft und Justins philosophischer Ansatz basiert auf fundierten Argumenten und klaren Erklärungen. In all seinen Schriften liebt Justin eindeutig die Suche nach der Wahrheit und findet die Fülle der Wahrheit in der Person Jesu Christi.
Justin über die heilige Eucharistie
„Und diese Speise wird bei uns Eucharistie genannt, an der niemand teilnehmen darf, außer dem Menschen, der glaubt, dass die Dinge, die wir lehren, wahr sind, und der mit der Waschung gewaschen wurde, die zur Vergebung der Sünden und zur Wiedergeburt dient, und der so lebt, wie Christus es befohlen hat. Denn wir empfangen diese nicht als gewöhnliches Brot und gewöhnliches Getränk; sondern in gleicher Weise wie Jesus Christus, unser Erlöser, durch das Wort Gottes Fleisch geworden ist und sowohl Fleisch als auch Blut für unsere Erlösung hatte, so wurde uns auch gelehrt, dass die Speise, die durch das Gebet seines Wortes gesegnet ist und von der unser Blut und Fleisch durch Transmutation genährt werden, das Fleisch und Blut jenes Jesus ist, der Fleisch geworden ist.“ ~Erste Apologie, Heiliger Märtyrer Justin.
Justins Martyrium
Justins starke, klare und mutige Verteidigung des christlichen Glaubens verursachte einen solchen Aufruhr, dass er während der Herrschaft von Kaiser Marcus Aurelius verhaftet und vor Gericht gestellt wurde. Marcus Aurelius hatte seinen verehrten Lehrer Junius Rusticus zum Präfekten der Stadt Rom ernannt. Als Präfekt verfolgte Rusticus die Christen auf grausame Weise. Um das Jahr 165 lieferte sich Justin eine öffentliche Debatte mit einem griechischen Philosophen namens Crescens. Crescens war über ihre Debatte so empört, dass er Justin und sechs seiner Gefährten bei Rusticus meldete, der Justin und seine Gefährten verhaften und vor Gericht stellen ließ.
Ein Augenzeuge hat das Gespräch zwischen Rusticus und Justin wunderschön festgehalten. Nachdem er von Rusticus verhört und mit Folter und Tod bedroht worden war, antwortete Justin: „Wir hoffen, um unseres Herrn Jesus Christus willen Qualen zu erleiden und so gerettet zu werden. Denn dies wird uns Erlösung und Zuversicht bringen, wenn wir vor dem schrecklicheren und universelleren Richterstuhl unseres Herrn und Erlösers stehen.“ Daraufhin verkündete Rusticus das Urteil über Justin und seine Gefährten: „Wer sich weigert, den Göttern zu opfern und dem Befehl des Kaisers zu gehorchen, soll ausgepeitscht und abgeführt werden, um gemäß den gesetzlichen Bestimmungen die Todesstrafe zu erleiden.“ Daraufhin wurden Justin und seine Gefährten enthauptet.
Der heilige Märtyrer Justin verteidigte heldenhaft den christlichen Glauben, indem er seine natürlichen intellektuellen Gaben in Verbindung mit offenbarten theologischen Wahrheiten einsetzte. Er war mutig, wortgewandt, entschlossen und evangelisch. Er fürchtete den Tod nicht; er fürchtete nur die anhaltende Unwissenheit. Sein brennender Wunsch war, dass jeder zur vollen Erkenntnis von Jesus Christus, seinem Herrn und Gott, gelangen möge. Wenn wir über diesen großen Heiligen nachdenken, sollten wir auch über unsere eigene tiefe Hingabe nachdenken, das Evangelium in einer verwirrten Welt zu verkünden. Beten wir darum, dass wir auch die Weisheit und den Mut haben, die der heilige Justin hatte, damit durch uns andere die rettende Botschaft des Evangeliums kennen und lieben lernen.
Glaubenslehrer ab 4. Jahrhundert
Bischof Pacianus von Barcelona, 305 – 393
Hl. Pacianus – Bischof von Barcelona. The Cathedral of the Holy Cross and Saint Eulalia in Barcelona. Freigegeben. 11-06-24
Berühmt sein Ausspruch: Christiano mihi nomen est, catholico vero cognomen.
Christ ist mein Name, katholisch aber mein Zuname.
Pacianus (latein.) der Friedliche; geboren um 305 nach Christus, gestorben um 393 in Barcelona. Sohn einer vornehmen Familie, verheiratet, ein Sohn; dieser scheint mit Hieronymus, dem berühmten Kirchenlehrer (349-420), befreundet gewesen zu sein. Seine Bischofsweihe dürfte zwischen 350 und 373 erfolgt sein. – Später werde ich, außerhalb dieser Reihe, auch auf den hl. Bischof Isidor von Sevilla eingehen, dessen leibliche Überreste sich in der Basilika gleichen Namens in Leon befinden. Beide Städte sind mit dem Camino de Santiago eng verbunden.
Pacianus richtete scharfe Worte gegen die Novatianer *1) und verteidigte die mildere Form der Bußpraxis der Kirche. Neben den Novatinanern bekämpfte er gleichermaßen die Anhänger des Manichäismus *2) und des Priscillianismus *3). Hieronymus bestätigte später das Greisenalter des Pacianus.
Erwähnenswert ist seine Homilie (Predigt) über die Taufe, in der er offensichtlich die Situation seiner katholischen Gläubigen im Augen hat.
Alle Völker wurden durch unseren Herrn Jesus Christus von den Mächten befreit, die sie gefangen hielten.
„Er ist es, ja, er ist es, der uns losgekauft hat. Wie der Apostel Paulus sagt: „Gott aber hat […] uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat. Die […] Gewalten hat er entwaffnet […]; durch Christus hat er über sie triumphiert“ (Kol 2,13−15). Er hat die Gefesselten befreit und unsere Ketten gesprengt, wie David gesagt hatte: „Recht verschafft er den Unterdrückten […]; der Herr befreit die Gefangenen. Der Herr öffnet den Blinden die Augen […].“ Und weiter: „Du hast meine Fesseln gelöst. Ich will dir ein Opfer des Dankes bringen“ (Ps 146(145),7−8; Ps 116,16−17(115,7–8)).
Ja, wir wurden befreit von unseren Fesseln, wir, die wir auf den Ruf des Herrn hin durch das Sakrament der Taufe zusammengeführt wurden; […] wir wurden befreit durch das Blut Christi
und die Anrufung seines Namens. Also, meine Geliebten, ein für alle Mal wurden wir getauft, ein für alle Mal wurden wir befreit, ein für alle Mal wurden wir aufgenommen in das unsterbliche Reich. Ein für alle Mal sind „selig, deren Frevel vergeben und deren Sünden bedeckt sind“ (vgl. Röm 4,7; vgl. Ps 32(31),1). Haltet entschlossen fest an dem, was ihr empfangen habt, bewahrt es zu eurer Glückseligkeit, sündigt nicht mehr. Von nun an bewahrt euch rein und untadelig für den Tag des Herrn.
Quelle: Homilie über die Taufe, 7 (in: Livre des jours – Office romain des lectures, Éd. Le Cerf, © AELF Paris 1976, 19e sam., p. 947–948, rev.; ins Dt. übers. © Evangelizo).
*1) Novatianer. Novatian war der zweite Gegenpapst von 251 bis 258. Er vertrat die Lehre des Montanismus, die zum novatianischen Schisma führte. Montanismus war eine altkirchliche Bewegung, die im 2. Jahrhundert in Phrygien. Um 156 behauptete Montanus, in Trance mit der Stimme des heiligen Geistes zu sprechen. Anschließend reiste er mit zwei Frauen, Prisca und Maximilla, durch ganz Kleinasien und verkündete seine Lehre. Nach Meinung der Montanisten war mit Montanus und seinen Gefährtinnen der heilige Geist, der Paraklet
erschienen. Die Montanisten lehrten, dass Christ Wiederkunft unmittelbar bevorstünde und die Sünder nicht gerettet werden könnten
*2) Manichäismus, vgl. Heiligenlexikon. Kurz gesagt: Wichtigster Aspekt der Lehre des Mani (216-276) ist die dualistische Teilung des Universums in die Reiche des Guten und des Bösen.
*3) Priscillianismus: (385 vom Kaiser zum Tode verurteilt trotz Widerspruches von Martin von Tours und Bischof Ambrosius von Mailand). Priscillian lehrte strengste Askese und Studium der Bibel für alle Christen. Besonders in Galicien wurde der Protagonist als Märtyrer verehrt, wurde sogar auf Betreiben seiner Anhänger 381 zum Bischof von Avila geweiht.
Hilarius von Poitiers, 315 – 367
Verteidiger der rechten Glaubenslehre
Hilarius und seine Vision der Trinität; um 1655, Jacques Courtiois („il Borgognone“), Basilika San Giovanni in Laterano, Rom.
Hilarius, um 315 in Poitiers geboren, (gestorben Anfang Januar 367). Mitglied einer gut-situierten nichtchristlichen Familie, Karrierist in der Verwaltung seiner Heimatstadt, kam über das Studium der Philosophie zum christlichen Glauben, ließ sich 345 taufen, wurde Priester, in 351 wohl zum ersten Bischof von Poitiers gewählt Der heilige Martin von Tours wurde Freund wie auch sein Schüler. 1851 von Papst Pius IX. zum Kirchenlehrer erhoben. Sein Todestag wird mit dem 5. Januar 367 n. Chr. angegeben. Gedenktag ist der 13. Januar. In Malta mißt man dem Heiligen eine besondere Bedeutung zu: gebotener Gedenktag; ebenso wird er im spanisch-mozarabischen Hochgebet der Heiligen Messe genannt.
Fotoquelle: Rechteinhaber Joachim Schröder
Gegen die Irrlehre der Arianer
Als Teilnehmer des Konzils von Nicäa verteidigte er gegen Kaiser Constantin II., Anhänger der Arianer, die Dreifaltigkeit Gottes. Die gallischen Bischöfe ließen sich 356 auf der Synode von Beziers vom Kaiser von der Lehre des Arius „überzeugen“, der Hilarius unmittelbar danach ins Exil nach Kleinasien verbannte. Auch dort erlebte er den vorherrschenden Arianismus: Leugnung Jesu als Gottes Sohn. Arius sprach von der Wesensähnlichkeit, die offizielle Lehrmeinung von Wesensgleicheit, also von Homousie, von griech. ὁμοούσιος homoousios, „wesensgleich“, „von selber Substanz“ vs. (griech. ὁμοιούσιος homoiousios „wesensähnlich“. Im Grichischen unterschieden sich beide Ausdrücke lediglich durch ein „Iota“: „o“ statt „i“ made the differenz. Anhänger bezeichnete man als Homousianer oder Homöusianer. Die Dreifaltigkeit ist das A und O der christlichen Dogmatik.
Hauptwerk De Trinitate – Dreifaltigkeit
Unverdrossen arbeitete er an der Abfassung seines wichtigsten und bekanntesten dogmatischen Werkes „De Trinitate“ – Über die Dreifaltigkeit, ableitend von der Taufformel des Herrn „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ und – wie geschrieben steht – in der Tradition der Lehren von Tertullian (150-220, Karthago), Cyprian (200-258, Karthago) resp. Origenes (182-254, Ägypten, Libanon). Back home, fünf Jahre später, gelang es ihm auf der Synode von Paris, die gallischen Bischöfe wieder zu rechtgläubigen Anhängern des Konzils von Nicäa zu machen: dass der Sohn eines Wesens mit dem Vater sei.
Auferstehung Jesu – Höhepunkt des göttlichen Heilsplans
Zitat *): Die Auferstehung Jesu bedeutet nach Hilarius die Vollendung der Inkarnation und den Höhepunkt des göttlichen Heilswerkes. Die Menschheit Jesu empfängt als erste das Geschenk der Verwandlung und wird deswegen zur treibenden Kraft der Verherrlichung des ganzen Menschengeschlechtes, das an Jesu Auferstehung und Herrlichkeit teilhaben soll. Jesu Auferstehung ist unsere, weil seine Vereinigung mit dem Vater aufgrund seiner Mittlerschaft bewirkt, dass auch wir uns mit Gott vereinen. Die Heilsgeschichte mündet in die Parusie (Wiederkunft Jesu Christi), in die Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn.
Kommentar zum Matthäusevangelium
Außer seinem Hauptwerk schrieb er einen Kommentar zum Matthäusevangelium, den ältesten in lateinischer Sprache, sowie einen Kommentar zu 58 Psalmen, in dem er diese auf Christus hin deutete. Papst Benedikt XVI. ging in einer seiner Generalaudienzen des Jahres 2007 auf diesen Heiligen näher ein, wie überhaupt der Papst seine Katechesen dazu nutzte, den Gläubigen die Vita der Kirchenväter dieser Zeit, wie auch die der großen heiligen Frauen nahe zu bringen.
Hilarius gilt als einer der großen Bischöfe des 4. Jahrhunderts, die die Grundlagen für das Denken, Verbindung von Glaube und Vernunft, im Westen schufen. Noch im 12./13. Jahrhundert wurde er von den größten Denkern zitiert und hatte auch noch Einfluss auf einige Reformatoren des 16. Jahrhunderts.
Hilarius und die Jakobspilger
Schlacht von Poitiers
Seine wiedergefundenen Gebeine, Kirche wie Grab, waren durch die Geschehnisse der Völkerwanderung (4./5. Jh.) zerstört worden, sie sind heute in der Krypta der Basilika St. Hilaire-le-Grand de Poitiers bestattet, errichtet im 11. Jahrhundert in Folge der einsetzenden Pilgerschaft nach Compostell. Das Gotteshaus liegt mithin direkt am Jakobsweg, der Via Turonensis.
Drei Jahrhunderte später geschah Großes in Poitiers. Im Oktober 732 nach Christus besiegten die Franken unter Karl Martell (Karl der Hammer; 691-741; Großvater Kaiser Karls des Großen; seine Gebeine liegen in Saint-Denis) in der Schlacht von Tours und Poitiers die nach Gallien vorgestoßenen maurischen Sarazenen. Sie retteten damit das Abendland vor den Moslems, auch wenn Leit-Medien die Bedeutung dieser Schlacht gerne herunterspielen wollen. Sie retteten damit auch indirekt den sich später bildenden Camino de Santiago.
Buchtipp: Kardinal Luis F. Ladaria SJ: Die Christologie des Hilarius von Poitiers. fe-medienverlag, Kißlegg 2022, 560 Seiten, € 16,80. *) Rezension Pater Augustinus Weber OSB: Brückenbauer zum vollen Christusglauben, Die Tagespost vom 30.03.23.
Kommenar Neues Testament – Prof. Klaus Berger, 2. Auflage 2012
Einführung, Datierung der Schriften, Adressatenkreis
Die historisch-kritische Exegese präferiert das sog. „Vaticinium ex eventu:“ – Weissagung vom Ereignis her. Danach bestreiten besagte Exegeten überhaupt das Prophetentum; und bezogen auf Jesus dessen Gottheit als Sohn Gottes. Sie sehen in ihm einen besondereren Menschen mit besonderen Gaben, aber nicht mit der Fähigkeit ausgestattet, exakte Vorhersagen auszusprechen. Die späteren Schreiber hätten sie ihm, also seine prophetischen Worte, nach seinem Tod in den Mund gelegt. Leider haben weite Teile des Katholizismus, Kleriker, Professoren wie Gläubige, dieses erstmals von evangelischen Wissenschaftlern im 18. Jahrhundert in den Raum geworfene Narrativ übernommen, wahrscheinlich um nicht mit dem veröffentlichten Mainstream zu kollodieren.
- Es bezeichnet die Einfügung einer Prophezeiung in einen Text, nachdem der Autor von dem Ereignis Kenntnis hatte. Die Prophezeiung wird dabei im chronologischen Ablauf des Textes vor dem Auftreten des Ereignisses eingeführt.
- Der Knackpunkt ist die Jerusalemer Tempelzerstörung 70 n. Chr.:
- von Jesus vorhergesagt oder nachträglich in den Mund gelegt!?
- *2) vaticina ex eventu (Weissagung vom Ereignis her): Die Protagonisten der historisch-kritischen Exegese deklamieren, die Evangelisten hätten Jesu Prophezeiungen nachträglich in die Texte eingefügt. Ein armseliger Glaube, nicht glauben zu können, dass Jesus Christus habe Wunder wirken und die Tempelzerstörung (Mk 13,2) wie die Zerstörung Jerusalems (Lk 21,24) vorhersagen können.
Der Kanon des Neuen Testaments ist in der uns vertrauten Gestalt erstmals im Jahre 367 durch den Bischof Athanasius von Alexandria in seinem 39. Osterfestbrief fixiert worden. Die Anfänge der Kanongeschichte reichen allerdings bis in das 2. Jh. zurück. So scheint bereits der zweite Petrus-Brief eine Sammlung von Paulusbriefen vorauszusetzen (2Petr 3,15f.; vgl. IgnEph 12,2). Kirchenvater Justin zitiert in der Mitte des 2. Jh. neutestamentliche Schriften (die Evangelien) als „Schrift“ neben dem Alten Testament. In ihnen hörte er die autoritative Stimme des auferstandenen Herrn.
Polykarp von Smyrna (+ 155), Schüler von Johannes, zitiert Evangelien nach Matthäus, Lukas und den 1. Johannesbrief. + Der Hl. Clemens von Rom zitiert um 95 n. Chr. Teile aus Matthäus und Markus. + Ignatius von Antiochien (ca. 70-107; wichtigste Quelle für Kirchen- und Dogmengeschichte) zitiert Matthäus. + Irenäus von Lyon (140-200) nennt die 4 Verfasser der Evangelien. + Bischof Papias von Hierapolis verfasst um 130 n. Chr. eine Erklärung von Herrenworten (5 Bände), berichtet über Markus als Dolmetscher des Petrus.
Vergleich Antike Geschichte: Über Alexander d. Großen, über Plutarch und über Arrian wurde erst 400 Jahre später berichet. + Homers Ilias (880 vor Chr.) wurde erst im 2./3. Jahrhundert bekannt. vgl. auch *2): „vaticinia ex eventu.“ s.o.
Evangelisten. Datierung der Evangelien
Evangelist und Apostel Matthäus
Nach Klaus Berger zwischen 50 und 60 nach Christus verfasst
- Einheitsübersetzung (EÜ): um 80 n. Chr.). + Bibelwissenschaftler Karl Jaros: 50-70 n. Chr. + C.P. Thiede, Papyrologe, Historiker: kurz nach dem Apostelkonzil 44/48 n. Chr..
Evangelist Markus
Nach Klaus Berger: 45 nach Christus
- EÜ: um 70 nach Christus. Schluss Mk 16,9 – 20 erst im 2. Jh.) – Adolf von Harnack (evangelisch): 50-60 n. Chr.
- Neustestamentler John Robinson (Cambridge), in 1975: Begräbnis Jesu eines der frühesten und belegten Tatsachen.
- G. Zunz: 40; A. Schick, Begründer d. Wanderausstellung über die Schriften von Qumran: 65 n. Chr.
- C. Blomberg: Mitte 50er; G. Theißen: Quelle „Q“: 40 nach Christus
Evangelist Lukas / Apostelgeschichte (Lieber Theophilus …):
nach Klaus Berger: vor 68 n. Chr.,
wahrscheinlich 66 n. Chr., da Lukas nicht über Paulus` Tod berichtet – Stichwort Christenverfolgung Nero
- EÜ: 80-90 nach Christus
- C.P Thiede: 44 nach Christus
Evangelist und Apostel Johannes
Nach Klaus Berger: judenchristlich; 68/69 n. Chr.
Johannes berichtet nicht über die Tempelzerstörung 70 n. Chr., ansonsten geschmacklos; weiß noch nichts über entfaltete Kirchenstrukturen; enge Verbindungen zu Paulus: Logos-Christologie (1 Kor und Joh 1), etc.
- Einheitsübersetzung (EÜ): Ausgang 1. Jahrhundert. Tübinger Schule (evangelisch) des 19. Jhts. immer noch in den Köpfen.
- Karl Jaros, österr. Theologe (1944): 66 n. Chr.
- J.A.T. Robinson (1919-1983, anglikanischer Bischof): 40-65 nach Christus.
- Historiker Helmut Pflüger verweist auf den 62 n. Chr. herausgekommenen Roman Chaireas und Kallirhoe des Chariton von Aphrodisias, in dem die Passion und auf die Auferstehung Jesu parodiert werden.
Bedeutende Kirchenväter,
ohne die das lateinisch-römische Christentum nicht denk- und erklärbar ist
Erzbischof San Isidoro von Sevilla, 560 – 636
Basilika San Isidoro von Leon.
Ein außergewöhnlicher Bischof des 6. und 7. Jahrhunderts, unnachahmlich verwoben mit der Geschichte Spaniens, der katholischen Weltkirche, der letzte Kirchenvater des Westens.
Seine Grabstätte befindet sich seit A. D. 1073 in der Basilika Isidoro in Leon, und das macht ihn auch und gerade für uns Jakobspilger so interessant, wobei Sevilla, dort residierte er als Bischof, ebenfalls am Camino de Santiago liegt. Sein Gedenktag wird am 4. April gefeiert.
Vita einer einzigartigen Familie
Isidor war noch ein Kind, als seine Eltern starben. Das adelige, hispano-romanische Elternpaar war kurz nach der Geburt Isidors um 560 n. Chr. aus Cartagena vor den byzantinischen Invasoren nach Sevilla geflohen. Seine drei Geschwister, allesamt begnadet, nämlich Leander (Erzbischof von Sevilla), Fulgentius (Bischof von Astigis in Spanien), Florentina (Nonne, Äbtissin), werden auch heute als Heilige verehrt. Leander, mit dem späteren Papst Gregor dem Großen bekannt, schrieb für seine Schwester und Äbtissin die Abhandlung „De institutione virginum et de contemptu mundi“ – Die Einsetzung der Jungfrauen und die Verachtung der Welt.
Nach dem Tod der Eltern übernahm Leander seine Erziehung: streng monastisch zur Armut und Frömmigkeit, zur Liebe, zum Gebet, zur Hingabe an die Wissenschaft. Mit 30 Jahren wurde er Abt eines Klosters. Als Erzbischof von Sevilla übernahm er um 600 n. Chr. das Amt von seinem Bruder Leander, kümmerte sich um die wissenschaftliche Bildung der Priester, richtete viele Schulen und Bibliotheken ein.
Es folgten 30 Jahre äußerst erfolgreichen Wirkens als Schriftsteller, als Überlieferer und Exeget des christlichen Gedankengutes, als Wissenschaftler; mit ihm endete die Epoche der Patristik.
Kurzum, wir haben es mit einem Universalgelehrten zu tun. Nicht von ungefähr gilt er, neben Boethius und Cassiodor, als der große Lehrmeister Spaniens und der gesamten abendländischen Kirche.
Papst Innozenz XIII. hat dem am 4. April 636 in Sevilla heiligverstorbenen 76-jährigen Isidor am 25. April 1722 zum Kirchenlehrer promoviert; seit 2001 gilt Isidor als Patron des Internets.
Codex Calixtinus – Liber Sancti Jacobi
Basilika San Isidoro von Leon. Die Kunde von den Wundern, die Isidoro zugeschrieben wurden, ging so weit, dass der Codex Calixtinus auf den Heiligen im VIII. Kapitel eingeht, ihn als einer der vier „Leichname von Heiligen (nennt), die jeder Pilger (am spanischen Pilgerweg) besuchen muss“ – zusammen mit Santo Domingo de la Calzada, den Heiligen Facundo und Primitivo in Sahagun und dem Apostel in Compostela.
Grundbuch des ganzen Mittelalters
Sein Hauptwerk (zwanzig Bände) „Etymologiarium sive originum“, eine Art Realenzyklopädie, war jahrhundertelang das Standardwerk für die Studenten des Mittelalters. Auch schrieb er das Geschichtswerk „Chronica Majora“ und das „Sententiarum“: das dreibändige Handbuch christlicher Lehre und Ethik der römischen Kirche.
Nicht zuletzt förderte Isidor die Einheit der spanischen Kirche, leitete die Synoden von Sevilla (619) und das Vierte Reichskonzil von Toledo (633). Isidor prägte den heute noch gültigen Begriff „Messe“ für den Gottesdienst (lat. misso: Sendung).
Aus seinem Sentenzenbuch
Sentenzen: Lehrsätze, Aussprüche: „Durch Gebete werden wir gereinigt, durch Lesungen unterrichtet. Wenn wir beten, sprechen wir mit Gott, wenn wir lesen, spricht Gott mit uns. Niemand kann den Sinn der Heiligen Schrift erkennen, wenn er sich nicht durch Lesen mit ihr vertraut macht. Das Wort Gottes, das durch das Ohr eingegossen wird, gelangt bis in die Tiefe des Herzens, wenn die Gnade Gottes den Geist innerlich berührt, sodass der Geist Einsicht gewinnt.“
Quelle: Lektionar für die Feier des Stundengebetes, Proprium der Heiligen: 4. April, S. 265. Ferdinand Holböck. Die 33 Kirchenlehrer, 2003 Christiana-Verlag, Schweiz.
- „Vor allem muss er (der Bischof) die hervorragendste aller Gaben, die Liebe, erwerben, ohne die jede Tugend Lüge ist. Der Schutz jeder Heiligkeit ist die Liebe, und die Demut ist der Ort, an dem sie wohnt.„
Zur oben erwähnten Enzyklopädie, wie zur Königlichen Stiftskirche San Isidoro – „Sixtinische Kapelle der Romanik“, also zur Basilika San Isidor, dem Meisterwerk romanischer Baukunst des 10.‐12. Jahrhunderts schlechthin, Nationalheiligtum, wie zum Panteón de los reyes, werde ich später noch ausführlich Stellung nehmen.
Bischof Augustinus, Kirchenvater 354 – 430
Über diese aussergewöhnliche Person zu schreiben, hieße, sicht eigentlich zu überheben. Sein Werk als heute noch anerkannter Philosoph und lateinischer Kirchenvater, wie als Bischof von Hippo in Nordafrika (damals ein Kernland des Christenstums), ist so immens, dass ich eigentlich auf die Schriften von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. veweisen sollte. Seine Dissertation: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche. – Nachdem Ratzingers Studie den Fakultätspreis gewann, wurde sie 1951 zugleich auch als Inauguraldissertation zur Doktorwürde mit summa cum laude Auszeichnung anerkannt. Sie erschien 1954 erstmals in Buchform und 2011 im 1. Band von Joseph Ratzinger Gesammelten Schriften. – Quelle: Wikipedia, 05.08.24