Jahrhundertelang war die Grabstätte des Apostels Jakobus in Vergessenheit geraten, bis eben Pelagius, der Einsiedler, Bischof Theodemir von seiner Lichterscheinung erzählte. Man vermutet zwischen 812 bis 834 nach Christus. – Foto 2011: Santiaguino do Monte. Jakobusstatue mit Steinkreuz. Dort, wo der Apostel seine erste Predigt auf spanischem Boden gehalten haben soll.
Daraufhin wurden drei Steinsärge gefunden mit Inschriften, die auf Jakobus und seine Getreuen hinweisen sollen. König Alfons II. (791-842) ließ sogleich eine Kirche, ein Kloster und ein Mausoleum errichten. Er rechnete wohl mit einem Anschwellen der Pilgerschaft, als er den den Heiligen zum Namenspatron Spaniens ausrief. Die damit verbundenen Einnahmen, die die Pilger in seinen Staatssäckel spülen würden, wird er wohlwollend berücksichtigt haben, was per se auch nicht zu verurteilen ist.
Die ersten Jakobuspilger. Wer Jakobus dient, dem wird Gott es danken!
Die ersten Pilger wurden urkundlich bereits im 9. Jahrhundert erwähnt. Sogar von Pilgern aus Deutschland wird berichtet. Im Jahre 951 des Herrn soll Bischof Gotescaldo aus dem französischen Le Puy höchst offiziell nach Compostell zum Grab des Apostels gepilgert sein. Dieses Vorbild vor Augen veranlasste nun seinerseits die Gläubigen aller europäischen Länder, dem hohen Kirchenfürsten zu folgen. Die Geschichtsschreibung spricht von riesigen Pilgerströmen.
Almansor, der moslemische Heerführer, hatte bekanntlich 997 nach Christus Stadt und Kathedrale schleifen lassen. Das Apostelgrab blieb wundersam verschont. An gleicher Stelle ließ Bischof Diego Pelaez eine größere Kirche bauen. Von seinem Nachfolger, Diego Gelmirez, kann man noch heute den Bischofsplatz bewundern. Er steht neben der Kathedrale. Im Jahre 1120 rief Papst Calixtus II. das erste Heilige Jahr aus: immer wenn der 25. Juli, der Namenstag des Heiligen auf einen Sonntag fällt.
Die erste Wallfahrt zum Grab soll, wie oben erwähnt, der asturische König Alfonso II., auch der Keusche genannt, unternommen haben; 4 Jahre nach der Entdeckung von seinem Königssitz Oviedo aus. Nicht auszuschließen, dass Alfonso II. sich der Hilfe des Apostels für sein bedrohtes Königreich versichern wollte.
So kann man davon ausgehen, dass der Camino Primitivo der älteste, ursprüngliche (primitivo = ursprünglich) Abschnitt aller Jakobswege schlechthin ist. Er dürfte etwas mehr als 300 Kilometer auf seinem Pferd gesessen sein, wie heute die Fußpilger via Grado, Salas, Tineo, Borres, Pola de Allande, La Mesa, Grandas de Salime, A Fonsagrada, Castro Verde, Lugo, Palas de Rey, Arzua und weiter über den späteren Camino Frances nach Compostell. An anderer Stelle mehr.
Urkundlich wurden die ersten Pilger im 9. Jahrhundert erwähnt. Schon 844 weiß ein Moslem namens Ibn Dihya von normannischen Pilgern zu berichten. Sogar von Pilgern aus dem fernen Deutschland wird berichtet, aus Friesland des Jahres 850. Einhundert Jahre später (um 950 n. Chr.) führte Bischof Gottschalk aus dem französischen Le Puy höchst offiziell eine große Gruppe von Pilgern nach Compostell zum Grab des Apostels, ebenso A. D. 959 Abt Caesarius von Montserrat.
Pilgern aus religiösen Gründen
Dieses Vorbild vor Augen veranlasste nun seinerseits die Gläubigen aller europäischen Länder, den hohen Kirchenfürsten zu folgen. Bis weit ins hohe Mittelalter pilgerten die Menschen zumeist aus religiösen Motiven. Der Jakobsweg war für sie ein Heiliger Weg – Via Sacra. Ausgeprägt war der Sternenglaube, das Wissen um die Milchstraße. Ihre Jenseitsvorstellungen muten uns heute fremd an. Das Verhältnis von Lebenden und Toten war unkompliziert. Nicht wenige pilgerten der armen verstorbenen Seelen wegen, um die Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit. Und dabei sollte, musste der Apostel Jakobus helfen. Die volkstümliche Überlieferung sprach davon, dass alle Toten zum heiligen Jakob nach Galicien gehen müssten. Besonders auserwählt waren diejenigen, die bereits zu Lebzeiten im Haus des heiligen Jakobs beten durften unter Berücksichtigung der zumeist selbst auferlegten Bußen.
Von Cluny aus die größte Wallfahrtsbewegung nach
Santiago de Compostela Die Geschichtsschreibung spricht von riesigen Pilgerströmen, begünstigt gegen Ende des 11. Jahrhunderts durch die erfolgreichen Bemühungen der Mönche von Cluny um die Reconquista / Wiedereroberung und die Wiederbevölkerung des Landes. Das Kloster Cluny gilt mithin als großer Förderer. In seiner Hochzeit im 11. und 12. Jahrhundert waren mehr als 1.200 Abteien von Cluny abhängig – neben Rom das geistige Zentrum jener Zeit. Der Orden unterhielt an den Caminos mehrere Klöster und Hospitäer wie in Najera, Burgos, Fromista, Carrion de los Condes, Sahagun, Astorga, Villafranca del Bierzo resp. San Juan de la Pena. Mehr über Cluny an anderer Stelle. Die moslemischen Mauren hatten verwüstete Gebiete hinterlassen. Zudem ließen die Könige Alfons VI. von Kastilien-Leon und Sancho Ramirez von Navarra und Aragon die Pilgerwege sichern. Und nicht zuletzt näherte sich Spaniens Kirche unter Bischof Gelmirez wieder Rom an. Bereits 1079 nannte man der vielen französischen / fränkischen Pilger wegen den Weg iter francorum – Weg der Franken.
Da konnte auch Almansors Angriff in 997 nichts ändern. Nach dem Abzug des moslemischen Heerführers, er hatte Santiago und die Kathedrale schleifen lassen, das Apostelgrab blieb wundersam verschont, ließ Bischof Diego Pelaez an gleicher Stelle eine größere Kirche bauen. Von seinem Nachfolger, Diego Gelmirez, kann man noch heute den Bischofsplatz bewundern. Er steht neben der Kathedrale. Im Jahre 1120 rief Papst Calixtus II. das erste Heilige Jahr aus: immer wenn der 25. Juli, der Namenstag des Heiligen auf einen Sonntag fällt.
Weiter nach Finisterra
Viele Pilger zog es weiter bis zur Atlantikküste zum Kap Finisterre. Die Volksmeinung sprach vom Ende der Welt. Die Studierten wussten, dass die Erde keine Scheibe ist. Dazu an anderer Stelle mehr. – Der ungarische Ritter Georg Grisaphan pilgerte 1353 nach Santiago seiner kriegerischen Untaten wegen. Abseits des Trubels von Santiago wollte er in der Einsamkeit von Finisterre büßen. – Einer lokalen Überlieferung zufolge lebte dort auch der heilige Wilhelm, Herzog von Aquitanien, als Einsiedler. – Aus gleichen Gründen ging der Patrizier Gabriel Tetzel aus Nürnberg 1465/67 nach Finisterra. – Jahre zuvor beschreibt der Augsburger Patrizier Sebastian Ilsung 1446 seinen Weg an die Atlantikküste. Er spricht vom Fußabdruck des Herrn (Jesus Christus). – Schlußendlich sei der Neustädter Domherr Christoph Gunzinger des Jahres 1654 genannt. Er berichtete von einer der Gottesmutter Maria geweihten Kirche in Finisterre, von einem überaus anmütigen Cruzifix – Santo Christo de Finisterre, dem angeblich Haare und Bart nachwuchsen, auch Santo de Barda Dourade genannt – wie auch in der Seitenkapelle der Kathedrale von Burgos zu bewundern. Quelle: Michael Mitterauer, St. Jakob und der Sternenweg, 2014, Böhlau-Verlag, Wien.
Zurück nach Hause

Oldenburg. Schlossmuseum. Heiliger Jakobus d. Ä. auf einer Muschel, 1. Hälfte 16. Jh.
Das Landesmuseum „Schloss“ in Oldenburg (nordwestlich Bremens) nimmt sich des Themas Pilgern wie folgt an. So heißt es dort: „(…) Für ihr Seelenheil stifteten sie an die Kirche, aber auch an Arme und Kranke oder unternahmen Wallfahrten und Pilgerreisen. Innerhalb der Grafschaft übten die Wallfahrtskirchen in Schönemoor, Wardenburg und St. Joost starke Anziehungskraft aus. Von größere Bedeutung waren freilich die Pilgerstätten in Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela. Chroniken belegen, dass auch Oldenburger Christen diese gefährlichen und kräftezehrenden Wallfahrten auf sich nahmen. So pilgerte Gerd der Mutige (1430 – 1500) am Ende seines Lebens zum Grab des Heiligen Jacobus nach Santiago de Compostela.
Der um 1500 in Oldenburg gegründeten Jacobusbruderschaft gehörten u.a. diejenigen an, die glücklich aus dem fernen Galicien zurückgekehrt waren. Als Beweis für ihre erfolgreiche Pilgerfahrt brachten sie die sogenannte Jacobsmuschel mit in den Norden.“
Nur in seltenen Fällen, wie im norddt. Oldenburg (s.o), wird von der Rückkehr der Pilger berichtet, von ihrer Wiedereingliederung in die Gemeinschaft. Andererseits bereicherten sie das religiöse und gesellschaftliche Leben ihrer Stadt, ihres Ortes mit der Gründung von Stiftungen zum Beispiel von Altären und anderen sozialen Einrichtungen.
Auswahl deutschprachiger Pilger
Die ersten deutschen Pilger aus Friesland reisten bereits Anno Domini 850 nach Compostell, wie die Stadt damals hieß.
- Abt Werinhar war der erste fränkische Pilger. Er weihte in seiner Amtszeit (968-982) in Großburschla an der Werra die Kirchedie ecclesia sancti Jacobi.
- Gräfin Richardis von Sponheim, offenbar eine bedeutende Frau, führte ihre Reisegruppe im 11. Jahrhundert nach Galicien an.
- Graf Eberhard V. von Nellenburg, Stifter des Allerheiligstenklosters in Schaffhausen (gest. 1080), folgte ihr zusammen mit seiner Ehefrau Ita in den Siebzigern des gleichen Jahrhunderts;
- Siegfried von Eppstein, Erzbischof von Mainz, früherer Abt von Fulda von 1058-1060, weilte in 1072 in Compostela.
- Graf Balduin VII. von Flandern mit kleinem Hofstaat, kurz darauf.
- Abt Ruthard von Fulda in 1076/77. Er ließ sich und seine Klostergemeinschaft in die Gebetsbruderschaft des Domkapitels zu Compostela aufnehmen.
- Der heilige Wilhelm von Vercelli. Ein Italiener, geb. um 1085, gestorben am 25. Juni 1142. Sofort nach dem Tod seiner Eltern pilgerte er nach Santiago. Von seinem Vorhaben, auch ins Heilige Land zu pilgern, riet man ihm ab. Er folgte Johannes von Matera und wurde Anno Domini 1114 Einsiedler auf dem Monte Vergine bei Avellino.
- Der heilige Theobald Provins;
- die selige Paulina von Thüringen– beide im 11. Jahrhundert.
- Graf Friedrich von Pfirt, der nach seiner Rückkehr 1144 das Frauenkloster Feldbach gründete und die Kirche dem St. Jakob weihen ließ.
- Deutsche Kreuzritter, 1147 von Köln aus über Santiago nach Lissabon.
- 1162 Graf Eberhard von Altena.
- Der berühmte Erzbischof Konrad von Mainz und Graf von Wittelsbach in den Jahren 1164/65.
- Bischof Anno von Minden – 1174/75.
- Herzog Heinrich der Löwe, Gründer Münchens und Lübecks, nach seiner Absetzung durch Friedrich Barbaross – 1182.
- Heinrich vom Cromberg, Abt von Fulda – 1190.
- 1197 ein weiterer Abt aus Fulda mit Namen Heinrich von Kronberg. Auf dem Weg nach Compostell ließ er sich im burgundischen Cluny (Frankreich) in die Bruderschaft des Klosters aufnehmen.
- Gräfin Sofia von Holland – 12. Jahrhundert.
- Ein Pilgerzug aus dem Rheingau – 1203.
- Wilhelm von Englisberg/Schweiz – 1250.
- H. Walliseller aus Zürich – 1279.
- Lübecker Bürger in den Jahren 1305 bis 1363 (23 Fahrten).
- 1369 gelobte der Magistrat von Bremen in schwerer Zeit, jährlich einen Pilger zum heiligen Jakob zu entsenden.
- Von Hamburg aus lief im gleichen Zeitraum Jahr für Jahr im März ein Pilgerschiff nach Compostela mit bis zu 200 Personen aus.
- 1402 unternahm der Hamburger Ratsherr Klaus Schocke auf Kosten seiner Stadt eine Dankwallfahrt. Unter seiner Führung war der Seeräuber Klaus Störtebecker zuvor besiegt worden.
- Nicolaus Rummel aus Nürnberg – 1408/1409.
- Peter Rieter, Patrizier aus Nürnberg mit Gefolge auf dem Pferd – 1428.
- Sebald Rieter (Sohn von Peter Rieter) und Schwager Axel von Lichtenstein – Anno Domini 1462.
- Wilhelm von Reval (Baltikum) – 1429.
- Herzog Johann von Kleve – 1438.
- Georg von Ehingen, Schwaben – 15. Jahrhundert.
- Sebastinan Ilsung, Augsburg – 1446. Er verfasste einen Reisebericht.
- Leo von Rozmithal, böhmischer Edelmann – 1465–1467.
- Gerd der Mutige aus Oldenburg (1430-1500) pilgerte am Ende seines Lebens zum Grab des Heiligen Jacobus;
- Hieronymus Münzer mit Freunden, Arzt aus Nürnberg – 1495-1496.
- und viele weitere folgten.
Mehr in Kürze zu den Themen: Auch Franz von Assisi pilgerte nach Spanien. König, Herzöge, Monarchen, Birgitta von Schweden pilgerte 1341-1343 nach Santiago. Frühe Neuzeit. Reformation. Papst Leo XIII., Francisco Franco. Der moderne Jakobsweg / Paulo Coelho. Weltkulturerbe. Ebenso werden noch Fotos eingebaut.