Im November gedenken Christen traditionell ihrer verstorbenen Eltern, Großeltern, auch manchmal Kindern, Verwandten, Bekannten. + Die Inschrift „Du bist, was ich einst war …“ entdeckte ich auf dem Friedhof von Los Arcos im Zuge unseres Jakobswegs Richtung Viana resp. Logrono. + Brutal ehrlich. + Der Tod trifft uns ja alle, da beißt die Maus den Faden nicht ab, ob es einem passt oder nicht. + Foto: Friedhof Navarrete.
Das Christentum gibt als einzige Religion eine wirkliche Antwort,
die den Tod überwindet. Bitte nach unten scrollen
Während Herbert Marcuse und Max Horkheimer (Frankfurter Schule) in den 50ziger Jahren des 20. Jhs. noch fabulierten, ob der Tod überhaupt einen Sinn habe, denken die Mächtigen dieser Welt derzeit (2025) darüber nach, ob und wie sie dem Tod mittels Medikamente (Longevity-Medizin) ein Schnippchen schlagen können, will sagen, wie sie ihre Amtszeit um Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, verlängern können. Die Staatschefs hatten allerdings vergessen, das Mikrofon abstellen zu lassen. + Für die Menschen des Mittelalters war der Tod stets präsent, normal, gehörte zum Leben. + Für gläubige Christen sollte er es gleichermaßen sein.
Zitat freitag.de (2011) Marcuse weiter: „Die Idee, dass der Tod ‚zum Leben gehört‘ ist falsch.“ Kurz nach dem Tod seiner Frau Sophie im Jahr 1951 schrieb der Philosoph diesen Satz an seine Freunde Max Horkheimer und Friedrich Pollock. Eine befreite Gesellschaft, die das Glück der Menschen zum Ziel habe, müsse den Tod abschaffen. In seinem Buch Triebstruktur und Gesellschaft macht Marcuse deutlich, was er damit meint: „Wenn das Leben nicht von Leid und entfremdeter Arbeit, sondern von der Erfüllung der Bedürfnisse geprägt sei, könne der Tod seinen Schrecken verlieren. Die Menschen müssten nicht mehr frühzeitig oder unter Schmerzen aus dem Leben scheiden.“ + Was er damit meinte, ist damit wohl deutlich genug geworden: über sich und sein Leben selbst, autonom entscheiden zu wollen. + Jean Paul Sartre, ein zentraler Vertreter des Existentialismus, dachte analog. + Leben aber heißt, sterben lernen.
Der Tod passt nicht in die Lebensplanung

Ist das so? Wahrscheinlich ja, jedenfalls bei den meisten von uns. + Kennt nicht jeder aufmerksame Jakobuspilger die „Orte“ am Camino, die von tödlich Verunglückten berichten. Wird er da nicht nachdenklich werden, über den eigenen Tod reflektieren! Er sollte es. Tut er es? Ich befürchte, nein. Er geht, so mein Eindruck, achtlos vorüber, wie vielerorts an den Kirchen, an den Kreuzen am Weg. + Artikel Meditation auf dem Camino. Pondering Death
Foto: Friedhof ausgangs Navarrets, morgens um 6Uhr, Richtung Najera und weiter an diesem Tag nach Santo Domingo de la Calzada.
Die Corona-Pandemie ein weiteres beredtes Beispiel, als vor allem ältere und auch sehr junge Menschen, Politiker inklusive, fürchterliche Angst um ihr Leben hatten, sodann den Medienberichten und Anordnungen von Regierung und Behörden willig folgten, die ihnen mehr oder weniger weiteres Leben suggerierten, wenn sie denn …
„Tod, wo ist dein Stachel?“
Der Ausruf „Tod, wo ist dein Stachel?“ stammt vom Apostel Paulus: 1. Korintherbrief (1 Kor 15,55). + Wider allen Menschenverstand, wider allen Gesetzmäßigkeiten ist mit der Auferstehung Jesu Christi der Tod nicht die Niederlage des Lebens, sondern der Anfang neuen Lebens, Ausdruck des Sieges über den Tod.
Foto. Der auferstandene Christus. Groom, Texas, 2005. The Way of the Cross. + „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“.
- Fortsetzung Paulus. Darauf aufbauend ermutigt Paulus die Gläubigen, standhaft zu sein und sich eifrig am Werk des Herrn zu beteiligen, da ihre Mühe in ihm nicht vergeblich ist.
- Diese an sich rhetorische Frage Pauli hat viele Exegeten bewogen, hier näher einzusteigen. Eugen Biser *): Tod und Angst eine Einheit.

Für den Theologen Tausch **) ist dieser Brief eine Schlüsselstelle zum Verständnis von Leben, Tod und Auferstehung im Christentum. ZItat: „In Teilen hält Paulus darin eine Schimpftirade auf die Mitglieder der Gemeinde, die zwar an die Auferstehung Christi glauben, aber die generelle Auferstehung der Toten verneinen.“ Diesen Gläubigen liest Paulus in seinem Brief gehörig die Leviten. Wörtlich heißt es darin:
- Wenn aber verkündet wird, dass Christus von den Toten auferweckt worden ist, wie können dann einige von euch sagen: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht?
- Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, ist auch Christus nicht auferweckt worden.
- Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube. (1 Kor 15,12-17 )
*) Prof. Eugen Biser (1918-2014). Großartiger Theologe und Religionsphilosoph.. „Mensch und Spiritualität“ – Eugen Biser und Richard Heinzmann im Gespräch. 2008, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. **) Pastor Stefan Tausch, Theologe, Sterbe- und Trauerbegleiter, Webseite Erzbistum Paderborn.
Leben heißt, sterben lernen
Im weiteren Verlauf des Novembermonats werde ich versuchen, über den Tod und über das Sterben (gute Sterbestunde) zu reflektieren. Aus christlicher Sicht. + Auch die geänderte, profane Bestattungspraxis wird nicht zu kurz kommen. + Dabei helfen werden mir unter anderem Abhandlungen der Priesterbruderschaft St. Petrus (Informationsblätter Oktober und November `25), die interessanterweise auch auf das Thema „Heil“ eingehen, denn: bieten alle Religionen wirklich Wege zum Heil? + An anderer Stelle mehr über den Tod am Camino: Pondering Death (Catholic Daily Reflections).
Fortsetzung, 27. Oktober 2025

Foto. Deutscher Friedhof, Vatikanstadt. Campo Santo Teutonico, 2015.
Ein wunderschöner Friedhof mit angeschlossener Kirche, in der deutschsprachige Kurien-Kardinäle, wie lange Zeit Joseph Kardinal Ratzinger, regelmäßig die heilige Messe zelebrieren. Homepage
Ich gestehe, der Tod war bis vor wenigen Jahren an sich absolut kein Thema für mich. Meine Mutter durfte ich weiland diverse Male, mein Beruf ließ mir diese Beweglicheit zu, zu den verschiedenen Begräbnissen fahren: als wären immer andere Menschen von ihm, dem Tod, betroffen, doch nicht ich. + Kompletter Nonsens, ich weiß. + Erst als Stefan vor wenigen Jahren just im Novembermonat überraschend gestorben war, ich auf der Begräbnisfeier „seine“ Trauerrede hielt, auch und gerade unseren gemeinsamen Jakobsweg Revue passieren ließ (wir waren zu Dritt sechs Monate zuvor noch einige wichtige Abschnitte des – zuvor öfter gepilgerten – franz.-spanischen Camino Frances abgefahren), war mir schlagartig bewusst geworden, mich mit der „ars moriendi“, der Kunst des Sterbens, zu beschäftigen, als Katholik.
Foto. Das Jüngste Gericht. The Last Judgement. Stefan Lochner (1400-1451). Wallraf-Richartz-Museum, Köln.
FotoQuelle: commons.wikimedia (30.12.25) gemeinfrei
Fortsetzung. Der heilige Bonaventura (Philosoph und Theologe) mahnt (13. Jh.): „Man solle so handeln, wie man sich wünscht, gehandelt zu haben, wenn man vor dem Ewigen Richter steht.“

Divine Mercy, Reflection 268 (My Catholic Life!) drückt es in der deutschen Übersetzung so aus: „(Aber) es ist eine Gnade, dem eigenen Tod direkt und mit vollem Vertrauen in die Augen blicken zu können. Und das ist nur mit vollem Vertrauen möglich, wenn Ihr Leben in Ordnung ist und Sie es ganz Gott gewidmet haben.“ + Gut gesagt. + Bischof Ambrosius von Mailand (4. Jh.) predigte offen und ehrlich über den Tod: Der Tod ein Gut. Auf seine Predigtschrift werde ich noch näher eingehen. + Dazu vorab eine Frage: Falls Sie ein regelmäßiger Kirchgänger sind: Wann hat Ihr Pfarrer, Ihr Pastor zuletzt ausführlich während eines Gottesdienstes über den Tod gepredigt, über die leibliche Auferstehung beim Jüngsten Gericht? Nicht im Rahmen einer Beerdigung.
Frage: Wenn ich heute sterben würde, könnte ich dann in das barmherzige Herz meines Herrn blicken und ihm ehrlich sagen, dass ich mit ihm als meiner größten Liebe sterbe? Könnte ich ihm sagen, dass sein Wille mein oberstes Lebensziel ist und war? + Ich denke, ich werde darüber ausführlich meditieren, alle Hindernisse beiseite räumen müssen.
Zwischenwort: Feuerbestattung vs Erdbestattung
Betrachtet einmal die Traueranzeigen. Was fällt auf? Es gibt nur noch wenige Erdbestattungen. Man lässt sich heute verbrennen. + Die Bestattungskultur geht den Bach runter. + Auch Katholiken sind nicht gefeit davor; genehmige doch vermeintlich die Kirche die Feuerbestattung; vgl. Papst Pauls VI. Entscheidung in 1963 (vom Mainstream getrieben) an anderer Stelle mehr. +
- Hat Jesus sich verbrennen lassen? Lassen sich gläubige Juden (welch` ein Frevel für sie) verbrennen? +
- Hätte Jesus es getan, hätte es nie ein Christentum gegeben:
- Die leibliche Auferstehung Jesu Christi hätte zu jener Zeit unter diesen Vorzeichen niemals rational begründet werden können. +
Zwischenwort. Allerseelen am 2. November
Der Gedenktag zu Ehren aller Verstorbener
Am Allerseelentag, offiziell »Tag des Gedenkens an alle verstorbenen Gläubigen« (lat. »Dies in commemoratione omnium fidelium defunctorum«), gedenken katholische Christen ihrer verstorbenen Angehörigen. An diesem Tag besuchen traditionsbewusste Katholiken ihre Angehörigen auf dem Friedhof, stecken eine Kerze an, deren Licht an Gottes Gegenwart erinnert und gleichzeitig an den geliebten verstorbenen Menschen.

Foto. The Death of a Bishop Catalan. Ein Engel und ein Teufel im Kampf um die Seele eines sterbenden Bischofs. Katalanisches Tempera-Gemälde, 15. Jahrhundert
FotoQuelle: commons.wikimedia (30.10.25), gemeinfrei
Fortsetzung: Dieser Tag steht in engem Zusammenhang mit der Lehre vom Purgatorium (Fegefeuer). Nach katholischem Verständnis befinden sich die Seelen derer, die nicht direkt in den Himmel aufgenommen werden, an einem Ort der Reinigung und Läuterung, dem sogenannten Fegefeuer (lat. Purgatorium):
Dieser letzte Reinigungszustand besteht in der Reue der Verstorbenen über ihre Taten und in der Sehnsucht nach dem gütigen, verzeihenden Gott.
Kein Mensch kann nur gut sein, die Beziehung zu Gott wird durch Fehlhaltungen, bedingt durch egoistische, nur auf den Eigennutz bedachte „Selbstvergötzung“, getrübt. + Durch Gebete, Fürbitten und Almosen können Angehörige aber Fürsprache für die Toten einlegen. + Abt. Odilo von Cluny hatte 998 n. Chr. den Gedenktag für die Verstorbenen aus den Klöstern eingeführt. + Quelle u.a.: vivat + katholisch.de.
Fortsetzung 28. Oktober 2025
Die Unsterblichkeit der Seele
Heute möchte ich die Leser auf einen Text des heiligen John Henry Kardinal Newman (1801 bis 1890) einstimmen; 1845 von der anglikanischen Kirche zur römisch-katholischen Kirche konvertiert.
Speziell in der Predigt „The Immortality of the Soul“ (Vol. 1, Sermon 4) entfaltet der spätere Kardinal seine Gedanken zur Unsterblichkeit der Seele. + Kurzfassung: Der Glaube an die Unsterblichkeit sei nicht bloß eine kirchliche Lehre, sondern gründe sich in der menschlichen Gewissensstimme. + Das Bewusstsein moralischer Verantwortung setze die Ewigkeit der Seele voraus. + Wir seien unsterblich, weil moralische Wesen. Das Gewissen rufe uns zu einem ewigen Gericht.“ Stichworte: göttliche Gerechtigkeit, Grundlage christlicher Hoffnung, Quelle der Ehrfurcht. Der Mensch: ewiges Wesen in Gottes Hand.
Im Folgenden werde ich versuchen, anhand ausgewählter Passagen seiner Predigt
Klarheit zu schaffen. Ein etwas längerer Text, gerade richtig für ruhige Stunden im Herbst- und Totenmonat November: der Fernseher aus, möglicherweise der Katechismus der Katholischen Kirche zur Hand (zum Tod Ziff, 1006). Hinweis: Absätze, Unterstriche, etc. von mir.
Inspiration und Quelle: Webseite P. Engelbert Recktenwald FSSP Das Portal zur katholischen Geisteswelt www.kath-info.de (Priesterbruderschaft St. Petrus) plus Rundbrief für Hannover, November 2025. + https://www.kath-info.de/unsterblichkeit.html
“Was soll der Mensch als Preis geben für seine Seele?”
fragt Jesus seine Jünger
„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?“ – Mt 16,26
Newman in seiner Predigt, Zitat (Quelle s.u.): Wir werden in diesem Leben niemals ganz verstehen, was es heißt, ewig zu leben. Wir verstehen aber, daß diese Welt nicht ewig lebt, dass sie sterben wird und nie wieder ersteht.
Wenn wir das verstehen, dann begreifen wir auch, daß wir ihr keinen Dienst und keine Treue schulden. Sie hat kein Recht auf uns und kann uns in Wahrheit weder nützen noch schaden.
Im Gegensatz dazu fordert das Gesetz Gottes, das in unsere Herzen eingeschrieben ist, dass wir ihm dienen, ja es belehrt uns zum Teil, wie wir ihm dienen können und sollen, und die Heilige Schrift ergänzt die Gebote, welche die Natur uns gibt.
- Beide aber, Schrift und Gewissen, lassen uns nicht im Zweifel darüber, daß wir für unser Tun verantwortlich sind und daß Gott ein gerechter Richter ist.
Endlich tritt unser Erlöser als unser sichtbarer Herr und Gott an die Stelle der Welt und offenbart sich uns als den eingeborenen Sohn des Vaters, damit wir nicht sagen können, Gott sei verborgen und nicht zu finden.
So wird der Mensch auf die verschiedenste Weise und durch die mächtigsten Einflüsse von den zeitlichen Dingen ab- und zu den ewigen (Dingen) hingezogen, angetrieben, sich selbst zu verleugnen, sein Kreuz auf sich zu nehmen und Christus nachzufolgen. Denn da sind einmal die schrecklichen Drohungen und Warnungen unseres Herrn, die den Menschen mit Ernst erfüllen, da sind seine Lehren und Gebote, die ihn anziehen und zu Gott erheben, da sind seine Verheißungen, die ihn ermutigen, sein gnadenreiches Leben und Leiden, das ihn demütigt, bis in den Staub und sein Herz in unauslöschlicher Dankbarkeit ein für alle Mal an den fesselt, dessen Erbarmen ohne Grenzen ist.
Jesus spricht mit seinen Jüngern. James Tissot (1836-1902), Brooklyn Museum.
FotoQuelle: commons.wikimedia (03-11-25), gemeinfrei

Hier möchte ich innehalten. Newman spricht einerseits von schrecklichen Drohungen und Warnungen Jesu Christi, dann wieder von Jesu Verheißungen zu Gott hin. Wie ist das zu verstehen? Wie gesagt, ein Text des 19. Jahrhunderts.
Heute, rund 175 Jahre später, wird seitens vieler Theologen (Bischöfe inklusive) bestritten, dass Jesus überhaupt Drohungen ausgesprochen habe – nur Warnungen entsprechend dem Schema: dass, wenn, dann, könnte. + Jesus Christus hätte, so die Theologen, im Übrigen auch niemanden drohen oder verdammen müssen, die betreffenden Menschen hätten sich ja selbst wissentlich von Gott entfernt und sich so endgültig der „Chance“ beraubt, in die himmlische Herrlichkeit zu gelangen.
Vorherrschend bei vielen sog. Links-liberalen Katholiken (Priester, Bischöfe, Theologen inklusive) ist die Vorstellung vom immerwährenden „Lieben Gott“, der jeden Menschen unabhängig von seinen Taten in den „Himmel“ aufnehme. Das Purgatorium (Fegefeuer) wie die Hölle gäbe es ohnehin nicht, von der Kirche erfunden zwecks Disziplinierung der Gläubigen. + Gut, dass allerorten (vor allem in den angel-sächsischen Ländern) es neuerdings traditionsbewusste Katholiken wagen, die Frage nach dem Sinn von Jesu Christi-Offenbarung aufzuwwerfen, wenn doch jeder, unabhängig von seinem schlechtem Tun, vermeintlich von Gott erhört werde. Newman stützt diesen Gedankengang, weil er, wie oben schon angedeutet, daran festhält, dass moralisches Handeln, ob gutes oder schlechtes, Folgen über das Leben hinaus habe.
Was aber sagt Jesus in seinem Gleichnis zum 29. Oktober 2025 auf die Frage?
„Herr, werden nur wenige gerettet werden?“
- Er antwortete ihnen: „Bemüht euch, durch die enge Pforte einzugehen!
- Denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen,
- aber es wird ihnen nicht gelingen.“
- Lukas 13,23-24

Foto. Deutscher Friedhof, Vatikanstadt. Campo Santo Teutonico, Rom 2015.
Fortsetzung. Was meint er? Jedenfalls unterstützt er nicht die Links-Liberalen-Mainstream-Katholiken in ihrem Denken. Catholic Daily Reflections:
Wer wird also gerettet? Wenn wir, so Gott will, in den Himmel kommen, werden wir vielleicht überrascht sein, wer gerettet ist und wer nicht. Dies ist ganz klar eine der Botschaften des heutigen Evangeliums. Jesus geht sogar so weit zu sagen, dass manche nach ihrem Tod annehmen werden, in den Himmel zu kommen, aber stattdessen unseren Herrn sagen hören werden: „Ich weiß nicht, woher ihr kommt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!“ Auch diese Worte sollten wir uns zu Herzen nehmen. (…) +
Das „enge Tor“, von dem Jesus spricht, ist ein Gleichnis, mit dem er uns verdeutlichen will, dass der Himmel nicht leicht zu erlangen ist. Es erfordert sowohl unsere bewusste Anstrengung als auch Gottes unendliche Barmherzigkeit. Was uns betrifft, so ist der Himmel nur dann erreichbar, wenn wir uns aktiv um Gottes Willen bemühen und ihm großzügig begegnen. Das bedeutet zunächst, dass wir unsere Sünden bekennen und uns von ihnen abwenden. Darüber hinaus bedeutet es, dass wir alles daransetzen, Gottes Willen in unserem Leben zu erfüllen.
Weiter im Text des hl. John Henry Newman.
Zitat: Verstehen, dass wir eine Seele haben, heißt, uns unserer Trennung von den Dingen um uns bewusst sein, unserer Unabhängigkeit von ihnen, unserer eigenen Existenz in uns selbst, unserer Individualität, unserer Macht, aus eigenem Antrieb so zu handeln oder anders, unserer Verantwortlichkeit für das, was wir tun. Dies sind die großen Wahrheiten.
Keiner von uns ist schon frei von der Welt. Wir alle bleiben bezüglich unserer Pflichten mit unseren Taten hinter unseren Worten zurück. Niemand erfasst es ganz, was es heißt, eine unsterbliche Seele zu haben. Auch der Beste ist erst noch auf dem Weg zu diesem Ziel, aber auch der Schwächste und Unwissendste, der nach demselben sucht, befindet sich auf diesem Weg. Darum braucht niemand mutlos zu werden, wenn er hört, er habe noch viel zu tun, bevor er zu einer völlig geläuterten Auffassung seines Verhältnisses zu Gott gekommen sei, d.h. zu einem völlig geläuterten Glauben. Uns allen bleibt viel zu tun. Der springende Punkt aber ist, ob wir entschlossen sind, es zu tun.
Einschub. Christen müssen per se zunächst keine absolut besseren Menschen sein, sagte Prof. Joseph Ratzinger einmal in etwa; jedoch: der gläubige Christ wisse, dass er sich im dreifaltigen Gott gut aufgehoben fühlen könne, dass das irdische Leben nicht alles sei. + Oder wie Newman es ausdrückt, dass der gläubige Christ freudig entdeckt habe, dass diese Welt nur Eitelkeit sei und Schein. Der wahre Christ wisse, wem er geglaubt habe. In der Stunde der Gefahr oder der Prüfung oder im Wissen um den nahen Tod erkenne er, was es mit dem Frieden auf sich habe, von dem Christus sprach, als er ihn seinen Aposteln mit auf den Weg gab: einen Frieden, den nur er, Gottessohn, geben könne (Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; Johannes 14,6), den die Welt absolut nicht geben könne.
Zu Beginn seiner Predigt ging John Henry Newman
auf die Situation der vorchristlichen Heiden ein
Anm.: Sie werden erstaunt sein, welche Parallelen sich zu heute auftun: die Aufklärung hat ganze Arbeit geleistet.
Zitat: Sie (die Heiden vor Christus) erkannten Gott, gaben ihn aber auf für die Ausgeburten menschlicher Einbildung; sie erfanden für sich selbst Schirmer und Schützer und hatten in der Folge “viele Götter und viele Herren” (1 Kor 8,5).
Sie hatten ihren unreinen Götzendienst, ihre lärmenden Umzüge, ihre nachsichtige Lehre, ihre leichten Vorschriften, ihre sinnlichen Feste, ihre kindischen Schwärmereien, kurz alles, was zu einer (Anm.: einer Quasi-)Religion passte, die für Wesen gut war, die siebzig oder achtzig Jahre (heute gerne 80, 90 Jahre und mehr) lebten, um dann ein für alle Mal zu sterben und nicht mehr zu sein. + Welch Koinzidenz.
“Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot”,
das war ihre Lehre, das ihre Lebensweisheit (Anm.: gemeint waren die vorchristlichen Heiden). Soweit stimmte Paulus mit den Heiden überein. “Morgen sind wir tot.” + Aber: weiter im Text resp. Überschrift: Dann aber fügt Paulus hinzu …
Der reiche Prasser und der arme Lazarus. Bibliotheque nationale de France zwischen 1946 und 1985. Nach Lukas 16,19 – 16,31. Der Reiche schwelgt, der Arme darbt.
FotoQuelle: commons.wikimedia (03.11.25), gemeinfrei

Dann aber fügt Paulus hinzu: “Und nach dem Tod folgt das Gericht”,
das Gericht über die unsterbliche Seele, die fortlebt, auch wenn der Leib zerfallen ist.

Situation jetzt gekehrt: Engel haben den (armen) verstorbenen Lazarus in den Schoß Abrahams getragen, nahe dem Herrn. + Der reiche Prasser, ebenfalls verstorben, findet sich hingegen im Hades wieder (anderes Wort für Unterwelt resp. Hölle): sieht den Lazarus, wird – nomen est omen – zum Bettler. Es hilft nichts mehr. + Wer dort landet, sich explizit von Gott abgewandt hat, bleibt dort. + Anders die Situation im Reinigungsort (lat. Purgatorium); dt. Fegefeuer.
Lukas läßt Abraham sagen: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. + (Lk 16,25)
FotoQuelle: commons.wikimedia (03.11.25), gemeinfrei. Christian Wilhelm Ernst Dietrich (1712-1774) – Der arme Lazarus und der reiche Prasser – 761 – Bavarian State Painting Collections.
- Das war die Wahrheit, die in den Menschen die Erkenntnis der Notwendigkeit
- einer besseren und tieferen Religion weckte,
- als sie zur Zeit der Ankunft Christi auf Erden herrschte.
- Und diese Wahrheit ergriff sie so sehr, daß sie ihrem alten Götzendienst entsagten
- und das Heidentum zerfiel.
Altes Testament. Jesaja-Metapher für die himmlische Herrlichkeit: An jenem Tag singt man in Juda dieses Lied: Wir haben eine befestigte Stadt, / zu unserem Schutz baute der Herr Mauern und Wälle. + Öffnet die Tore, / damit ein gerechtes Volk durch sie einzieht, / ein Volk, das dem Herrn die Treue bewahrt. + Sein Sinn ist fest; / du schenkst ihm Ruhe und Frieden; / denn es verlässt sich auf dich. + Verlasst euch stets auf den Herrn; / denn der Herr ist ein ewiger Fels.
Fortsetzung 30. Oktober 2025
Der Algorithmus von YouTube „schien zu wissen“, was mich gerade umtreibt, zielgerichtet mich nämlich auf den Vortrag von der Em. Univ.-Prof. DDr. phil. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz zu stoßen: Ars Moriendi – Vorbereitung auf das Sterben; gehalten am 27./28. August 2021 in Wien, Alter Orden vom St. Georg. + Hinzuzufügen wäre, dass ich diese Professorin geradezu liebe in dem Sinne, dass ich ihre Vorträge, kurz oder lang, geradezu verschlinge. Sie lehrt derzeit an der Theol.-Phil. Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz, Wienerwald. + Wer sich interessiert und traut, bitte oben anklicken. Es erwartet Sie allerdings keine leichte Kost; es lohnt dennoch.
Ars Moriendi – Vorbereitung auf das Sterben
Vortrag Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
Während in früheren Zeiten, beispielsweise in Ägypten, die Toten noch ge- und verehrt wurden, noch im Mittelalter eine christliche „Sterbekultur“ selbstverständlich gepflegt wurde – Vorbereitung auf das Sterben + bewusstes Sterben + auf keinen Fall ein bewußtloses Sterben erleiden müssen – hat sich die Kultur aufgrund nachlassender Religiosität ab ca. 1830 fundamental geändert: es gibt vorherrschend kein christliches Sterben mehr! (anders auf dem Land) + Aufklärung, Französische Revolution von 1789 und Napoleonische Kriege dafür grundlegend: Abschlachten + Töten am Fließband (Guillotine).
Der Tod wird nun auf ein Natureignis reduziert. + Der Tod ein absolutes Ende – kein Durchgang mehr zum Ewigen Leben. + Angesagt: unauffälliges Sterben – Familie will und soll nicht mehr betroffen sein + Tod und Sterben werden verdrängt +
Schlagwörter seit ca. 2-3 Jh. bis heute: Akzeptanz des Nichts + autonomes Leben und Sterben einfordern + Verwesen nicht betrachten wollen + Selbstbestimmter Selbstmord / Selbstttötung ohne Begründung + Eigenes Leiden anderen Menschen, der Familie ersparen wollen / sollen: soziale Rücksicht auf Kinder und Erben nehmen: rechtzeitig abtreten (Fremdbestimmung beachten!). + Und ich füge hinzu: folgerichtig: sich verbrennen lassen (es ist alles aus und vorbei), keine Grabpflege, kein Grabstein + man will und soll nicht mehr mit-leiden; alles soll geräuschlos verlaufen + alles nur Windhauch (Kohelet)+ Erinnerung an die Toten (trotz gegenteilig anmutender Todesanzeigen) schon nach wenigen Jahren obsolet + Das Leben geht munter weiter + Dass es auch heute anders gehen kann, dazu in Kürze mehr +
Fragen zwischendurch: Kann man die oben beschriebenen Leben als sinnvoll betrachten? + Hatten sie eine Richtung? + Hatten sie einen Sinn: auf etwas hin? + Hatten diejenigen jemals ihr Leben reflektiert: woher, wozu? +
Fortsetzung Vortrag Gerl-Falkovitz. Heute würden teils absurd anmutende Fragen gestellt, die die Gerichte gestern noch abschlägig beschieden, heute aber positiv beurteilten: Warum bin ich gegen meine Zustimmung geboren? + Warum haben mich meine Eltern überhaupt gezeugt? + Was haben sich meine Eltern erlaubt, mich geboren zu haben? + Ist das Leben nicht eine Zumutung? + Sinngebung Leben -Sinngebung Tod? + Erbetene Beihilfe zum Suizid meine letzte, völlig autonome Freiheit! + Anm.: Dann ist es allerdings auch nicht mehr weit, sogenanntes unwertes Leben ausscheiden zu wollen – Stichwort Euthanasie + Infogedesse auch das Recht auf Abtreibung bis kurz vor der Niederkunft gesetzlich festschreiben zu lassen +
Fortsetzung, Reformationstag 31. Oktober 2025
Das Christentum gibt als einzige Religion eine wirkliche Antwort,
(zur Endlichkeit des Menschen, zur Unsterblichkeit der Seele) + …. wohingegen alle anderen Religionen es nur zu einer Beschwichtigung hinsichtlich der Tatsache des Sterbenmüssens bringen. + Wir brauchen eine Religion, die den Tod überwindet, und das leistet als einzige das Christentum. + Im Zentrum des Christentums stehen der Gedanke und der Glaube an die Auferstehung Christi. + Wir sterben aufgrund unserer Teilhabe an der Auferstehung Christi in die Wirklichkeit Gottes hin.“+ Wunderbar ausgedrückt von Prof. Eugen Biser in seinem o.e. Buch, S.45,46.
Die Heilige Dreifaltigkeit und Heilige in der Herrlichkeit“, Skizze von Sebastiano Conca, 1680 – 1764.
Geheimnisvoller Übergang vom irdischen Leben ins Neue Leben beim Herrn.
FotoQuelle: commons.wikimedia (02.11.25), gemeinfrei

Weiter mit Frau Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, die in etwa die gleichen Gedankengänge – wie die von Prof. Eugen Biser – ihren Zuhörern in Wien nahe bringt: + Ist das Leben umsonst? Nein. + Das Dasein ist Gabe, ist geheimnisvoller Übergang vom physischen ins Neue Leben. + Gut bringe das der Psalm 16 mit seinen Metaphern, insbesonders Vers 10, zum Ausdruck:
- Ps 16,1: Ein Lied Davids.] Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. /
- Ich sage zum Herrn: «Du bist mein Herr; / mein ganzes Glück bist du allein.»
- An den Heiligen im Lande, den Herrlichen, / an ihnen nur hab ich mein Gefallen.
- Viele Schmerzen leidet, wer fremden Göttern folgt. / Ich will ihnen nicht opfern, / ich nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen.
- Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; / du hältst mein Los in deinen Händen.
- Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. / Ja, mein Erbe gefällt mir gut.
- Ich preise den Herrn, der mich beraten hat. / Auch mahnt mich mein Herz in der Nacht.
- Ich habe den Herrn beständig vor Augen. / Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.
- Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele; / auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit.
- Vers 10.: Du zeigst mir den Pfad zum Leben / du lässt deinen Frommen das Grab nicht schauen.
- Ps 16,11. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, / zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.
Wir sind nicht lapidar gemacht, obschon gängige, gleichwohl etwas abschätzige Lesart. + Wir sind quasi gezeugt, nicht geschaffen – analog des Großen Glaubensbekenntnisses:
Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist v on der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein. Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.
Amen.
Das Christentum gibt Hoffnung
Sterben muss ein Ziel haben – es hat ein Ziel. + Empirisch nachweisbar: religiös-christliche Menschen sterben leichter. + Leben muss befreit sein von der Angst der Zwecklichkeit. + Leben bedeutet nicht, eine Funktion für andere zu haben. + Leben in Fülle gem. Joh 10,10: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ + Aufbrechen in eine Neue Welt + Das Christentum gibt nicht – wie andere Religionen – exakte Beschreibungen des Jenseits. + Das Christentum gibt – bis auf wenige Ausnahmen – ausschließlich Verheißungen: kein Festhalten am Gewohnten, weg vom Irdischen, hin zur himmlischen Herrlichkeit.
- Romano Guardini (1885, Verona – 1968, München): Religionsphilosoph, Theologe, röm.-kath. Priester:
- Das Leben ist zwecklos aber sinnvoll.
- Augustinus von Hippo (4./5. Jh.): größter lateinische Kirchenlehrer, Philosoph, Bischof in Nord-Afrika:
- Nun werde ich endlich den sehen, der mich schon immer geschaut hat.
- guter Grabsteinspruch
- Hans Urs von Balthasar (1905, Luzern – 1988, Basel): Kulturphilosoph, röm.-kath. Priester, einer der bedeutenden Theologen des 20. Jhs., zwei Tage vor Aufnahme in das Kardinalkollegium gestorben, Papst JP II.:
- Wir werden keine anderen Rosen finden als die bisherigen,
- es werden die selben Rosen sein,
- aber wir werden sie zum ersten Mal sehen.
Fortsetzung 1. November 2025
Kurzreflektion Zum Fest Allerheiligen und Gedenktag Allerseelen
Papst Benedikt XVI. vom 01.11.2007
Die Kirche hat in ihrer Weisheit das Fest Allerheiligen und den Gedenktag Allerseelen eng aufeinanderfolgen lassen.
Unserem Gebet des Lobpreises Gottes und der Verehrung der Seligen, die uns die Liturgie als »eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen« vorstellt (Offb 7,9), schließt sich das Fürbittgebet für all jene an, die uns im Übergang von dieser Welt zum ewigen Leben vorausgegangen sind.

Johannes schaut auf Patmos die Visionen der Offenbarung, Altarbild von Hans Memling, 1479. + Triptychon der Mystischen Hochzeit der Hl. Katharina von Alexandrien, rechter Flügel, Szene: Hl. Johannes der Evangelist in Patmos
FotoQuelle: commons.wikimedia (02-11-25), gemeinfrei
- Offenbarung 7,9: Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen;
- niemand konnte sie zählen.
- Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Hände.
Fortsetzung, 2. November 2025
Auf Hoffnung sind hin sind wir gerettet – Papst Benedikt XVI.
Enzyklika „Spes salvi facti sumus) vom 30. November 2007
Wie man den Verstorbenen zu Hilfe kommen kann. Dass Liebe ins Jenseits hinüberreicht, ist eine Grundüberzeugung der Christenheit
Vorbemerkungen. Der hier zitierte Abschnitt befasst sich mit der christlichen Hoffnung, dass Lebende und Verstorbene über die Grenze des Todes hinaus einander zugetan bleiben. Grund-Credo von Anfang an, eigentlich von Jesu Begräbnis an. Man ließ die Toten nicht einfach verscharren. Die Katakomben Roms und des Vatikans sind beredtes Beispiel. Ja, man hatte ein völlig unverkrampftes Verhältnis zum Tod, hielt Totenwache, versteckte die Toten vor den Häschern des Römischen Reiches, hielt anfangs in den Katakomben Gottesdienste ab. Das hat sich insoweit auf die spätere Zeit übertragen, als dass in jedem Altar ein Splitter „Reliquie“ eines Heiligen integriert ist. +
Die Protestanten fremdeln mit dem Purgatorium, mit dem Gebet für die Armen Seelen. + Das Fegefeuer / Purgatorium war ein zentraler Bestandteil der katholischen Lehre, bevor Martin Luther die Reformation einleitete. + Luther kritisierte das Fegefeuer als unbiblisch (da lag er aber falsch: u.a. vgl. 1 Korintherbrief 3,15 und im Alten Testament 2. Makkabäer 12,43-45) und lehrte stattdessen die alleinige Erlösung nur durch den Glauben an Jesus Christus. + Ebenso fremdeln die evangelischen Kirchengemeinschaften mit der Heiligenverehrung, speziell die der Jungfrau und Gottesmutter Maria. Sie glauben vielfach, Maria würde von den Katholiken als „Göttin“ angebetet: völliger Nonsens. + Inspiration: BenedictusXVI.org (01-11-25)
Enzyklika Spes salvi, Abschnitt Nr. 48.
(Absätze, etc. durch mich) + Zitat Abschnitt 48: Noch ein Motiv muß hier Erwähnung finden, weil es für die Praxis christlichen Hoffens Bedeutung hat. Wiederum schon im Frühjudentum gibt es den Gedanken, daß man den Verstorbenen in ihrem Zwischenzustand durch Gebet zu Hilfe kommen kann (z.B. 2 Makk 12, 38- 45; 1. Jahrhundert v. Chr.). Die entsprechende Praxis ist ganz selbstverständlich von den Christen übernommen worden, und sie ist der Ost- und Westkirche gemeinsam. Der Osten kennt kein reinigendes und sühnendes Leiden der Seelen im „Jenseits“, wohl aber verschiedene Stufen der Seligkeit oder auch des Leidens im Zwischenzustand.
- Den Seelen der Verstorbenen kann aber durch Eucharistie, Gebet und Almosen „Erholung und Erfrischung“ geschenkt werden.
Foto. Friedhof Villafranca del Bierzo (Spanien), im Rahmen unseres Camino Frances 2006 und 2012. Gegenüber die Kirche des heiligen Jakobus mit der Puerta de Perdon, Tor der Vergebung resp. der Absolution. Wichtig für die erkrankten Pilger, die auf den Weiterweg nach Santiago de Compostela verzichten mussten, bekamen hier die Absolution. Der gegenüberliegende hier gezeigte Friedof zeigt, wie oft das nötig war.

Daß Liebe ins Jenseits hinüberreichen kann, daß ein beiderseitiges Geben und Nehmen möglich ist, in dem wir einander über die Grenze des Todes hinweg zugetan bleiben, ist eine Grundüberzeugung der Christenheit durch alle Jahrhunderte hindurch gewesen und bleibt eine tröstliche Erfahrung auch heute.
Wer empfände nicht das Bedürfnis, seinen ins Jenseits vorangegangenen Lieben ein Zeichen der Güte, der Dankbarkeit oder auch der Bitte um Vergebung zukommen zu lassen?
Nun könnte man weiterfragen: Wenn das „Fegefeuer“ einfach das Reingebranntwerden in der Begegnung mit dem richtenden und rettenden Herrn ist, wie kann dann ein Dritter einwirken, selbst wenn er dem anderen noch so nahesteht?
Bei solchem Fragen sollten wir uns klarmachen, daß kein Mensch eine geschlossene Monade ist. Unsere Existenzen greifen ineinander, sind durch vielfältige Interaktionen miteinander verbunden.
- Keiner lebt allein. Keiner sündigt allein. Keiner wird allein gerettet.
In mein Leben reicht immerfort das Leben anderer hinein: in dem, was ich denke, rede, tue, wirke. Und umgekehrt reicht mein Leben in dasjenige anderer hinein: im Bösen wie im Guten. So ist meine Bitte für den anderen nichts ihm Fremdes, nichts Äußerliches, auch nach dem Tode nicht. In der Verflochtenheit des Seins kann mein Dank an ihn, mein Gebet für ihn ein Stück seines Reinwerdens bedeuten. Und dabei brauchen wir nicht Weltzeit auf Gotteszeit umzurechnen: In der Gemeinschaft der Seelen wird die bloße Weltzeit überschritten.
An das Herz des anderen zu rühren, ist nie zu spät und nie vergebens. So wird ein wichtiges Element des christlichen Begriffs von Hoffnung nochmals deutlich. Unsere Hoffnung ist immer wesentlich auch Hoffnung für die anderen; nur so ist sie wirklich auch Hoffnung für mich selbst.[40]
Als Christen sollten wir uns nie nur fragen: Wie kann ich mich selber retten? Sondern auch: Wie kann ich dienen, damit andere gerettet werden und daß anderen der Stern der Hoffnung aufgeht? Dann habe ich am meisten auch für meine eigene Rettung getan.
Fortsetzung 3. November 2025
Für die Armen Seelen beten
Papst Benedikt XVI. hat es (oben) ausreichend dargestellt. Die „Armen Seelen“ sind deshalb arm, weil sie selbst nichts mehr im Reinigungsort (lat. Purgatorium), bessere Beschreibung dieses „Zustandes“, als das deutsche Wort Fegefeuer, für sich „tun“ können. Sie warten auf die unerschöpfliche Gnade und Barmherzigkeit Gottes, Jesu Christi. + Die Kirche lehrt von Beginn an, dass Lebende für diese Armen Seelen beten sollten, nicht nur an diesem Gedenktag. + Gott brauche zwar diese „Hilfe“ nicht, erwarte sie aber besonders von den Verwandten der Verstorbenen, was aber überhaupt nicht ausschließt, dass diese auch für verstorbene Bekannte und Freunde beten. + Das tut einem nicht nur selbst gut, der Herrgott wird sich, wenn man denn es so bildlich resp. sprachlich ausdrücken will, später daran erinnern, wenn man ihm – nach dem letzten Atemzug – unmittelbar gegenübersteht. + Dann geht`s um die Wurst: himmlische Herrlichkeit (es dürften wohl die wenigsten sofort unmittelbar Gott schauen dürfen) oder Reinigungsort. Fegefeuer (temporär bestimmter Durchgang zum Herrgott) oder die Hölle: das totale, selbstgewollte Abgewandtsein von Gott, von Jesus Christus.
Luther versagte sich diesen Bittgebeten, empfand sie mehr als unangemessen, da es seiner Meinung nach für das Purgatorium keinerlei Belegstellen in den Bibel, Altes Testament wie Neues Testament, gebe. Doch, es gibt sie, wie oben bereits angeführt mit dem 1 Korintherbrief 3,15 und 2. Makkabäer 12,43-45). +

Friedhof Arcos, kurz hinter Porto. Portugal. Im Rahmen unseres Caminho Portugues, 2011;
Am jenem Tag im heißen Mai hielten Trauernde am Sarg des Verstorbenen in der Seitenkapelle der schönen Kirche (nur deshalb geöffnet; ein Glück für uns) die sog. Totenwache, ununterbrochen: Verwandte, Freunde, Bekannte, Nachbarn. So der Hinweis des Chefs des Hostals, dessen Vater kurz zuvor verstorben war:
Am gestrigen 21. Sonntag nach Pfingsten (nach dem außerordentlichen Kalender der 2. November 2025) brachte Pater Engelbert Recktenwald FSSP in seiner wieder einmal fulminanten Predigt (der strafende Gott – Jesus Christus – und der liebende Gott – Jesus Christus -bedingten sich quasi, ohne einander völlig sinnlos) eine weitere Textstelle für das Purgatorium und zwar bezogen auf das Tages-Evangelium nach Matthäus 18,23-35. + So gedeutet von den (frühen) Kirchenvätern. + Es geht um einen ungerechten, erbarmlungslos agierenden Knecht, der als Gläubiger seinem Schuldner und Mit-Knecht gegenüber nicht Gnade walten lassen will, obschon er just zuvor – nunmehr selbst als Schuldner – die Gnade seines Herrn und König (Anm.: Gott ist gemeint) gespürt hat: Der König als Gläubiger hatte ihm auf dessen inständige Bitte hin die vollständige Schuld erlassen: es ging hier immerhin um 10.000 Talente (1 Talent = 150 kg. Silber) vs 100 Denare (Kaufkraft 1 Denar = 15 bis 25 Euro) gegenüber seinem Mit-Knecht. + Als der König davon hörte, sprach er zu dem erbarmungslosen Knecht:
- Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir nachgelassen, weil du mich gebeten hast!
- Hättest nicht auch du deines Mitknechtes dich erbarmen sollen, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? +
Und nun die Verse 34 und 35 (Matthäus 18,23-35)
die von den Kirchenvätern mit dem Fegefeuer in Zusammenhang gebracht werden:
- Voll Zorn übergab ihn sein Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt hätte.
- So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht, ein jeder seinem Bruder, von Herzen verzeiht.“
Tagtäglich zum Beispiel dieses Gebet sprechen, explizit für für die betreffenden Verstorbenen: „Herr, allmächtiger Gott, ich bitte Dich durch das Kostbare Blut, das Dein göttlicher Sohn Jesus Christus im Garten Gethsemani vergossen hat: Befreie die Seelen aus dem Fegfeuer, besonders jene, die am meisten verlassen ist! Führe sie in Deine Herrlichkeit, damit sie Dich dort loben und preisen in Ewigkeit. Amen.“ +
Vater unser…*) + Gegrüsset seist Du, Maria… *) + Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte ihnen. Herr, lass sie ruhen in Frieden. Amen…. Quelle: www.kath.eu.f/ (weitere Bittgebete werden folgen)
*) wer nicht mehr so ganz textsicher ist, bitte für diese und andere Gebete nachstehende Verlinkung anklicken und dann nach unten scrollen bis zu den Grundgebeten: Glaubensbekenntnisse + Das Vaterunser + Gebet zum Erzengel Michael + mehrere Mariengebete inkl. das Ave, Maria: Gegrüsset seist du, Maria
Fortsetzung 4. November 2025
De profundis – Aus der Tiefe rufe ich – Psalm 130
Traditionelles Totengebet – Rezitiert im Begräbnisritus
Bitte in tiefer Not. [Ein Wallfahrtslied.] Ps 130,1: Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: / 130,2: Herr, höre meine Stimme! Wende dein Ohr mir zu, / achte auf mein lautes Flehen! 130,3: Würdest du, Herr, unsere Sünden beachten, / Herr, wer könnte bestehen? 130,4: Doch bei dir ist Vergebung, / damit man in Ehrfurcht dir dient. 130,5: Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, / ich warte voll Vertrauen auf sein Wort. 130,6: Meine Seele wartet auf den Herrn / mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen / 130,7: soll Israel harren auf den Herrn. Denn beim Herrn ist die Huld, / bei ihm ist Erlösung in Fülle. Ps 130,8: Ja, er wird Israel erlösen / von all seinen Sünden.
Zwischenbemerkung zu einem der aufwühlendsten Bücher, das ich jemals gelesen habe
Aschenblüte – Left to Tell – Immaculee Ilibagiza
1994. Völkermord in Ruanda. Hutu vs Tutsi (800.000 bis 1 Mio. geschätzt). + Zitat Rückseite des Buches:
- „Ich (Anm.: Immaculee, Tutsi) hörte sie meinen Namen brüllen. Meine früheren Freunde und Nachbarn –
- jetzt liefen sie mit Macheten durchs Haus und suchten nach mir …“ +
- Zusammengepfercht in einem winzigen Badezimmer mit weiteren sechs Frauen und Mädchen kommt Immaculee, völlig abgemagert, nach vielen Wochen frei und: wird mit dem fürchterlichsten Grauen ever konfrontiert:
- Auch ihre Eltern und mehrere ihrer Geschwister von den Hutu (etwa 85% der Bevölkerung), von ehemaligen Nachbarn, regelrecht abgeschlachtet.
Nur ihr katholischer Glaube hatte sie gerettet, ihre ständigen Gebete, immer den Rosenkranz ihres Vaters in der Hand. + Und dann Wochen später das Unfassbare: Immaculee vergibt Felicien, ihrem Hutu-Nachbarn, der ihre Mutter ermordet und ihren Bruder abgeschlachtet hatte. Im Beisein des Präfekten von Kibuye, sagt sie zu dem Mörder ihrer Familie, der Präfekt fassunglos:
Immaculee zum Mörder: „Ich vergebe dir“
vgl. auch Erika Kirk, 2025, zum Mord an ihren Ehemann Charlie Kirk.
Foto: Immacule Illibagiza, 2007; nunmehr in den USA .
FotoQuelle: commons.wikimedia (04-11-25), gemeinfrei

- Webseite Immaculee. Prayer works Miracles. + Newsletter + Ein wunderschönes Foto empfängt den Betrachter des Newsletters vom 03.11.25: Immaculee zusammen mit Papst Benedikt XVI. +
- E-Mail: – info@immaculee.com: The Joy of Trusting God. Trusting Jesus when all seem lost. + Zitat: „When you go through something traumatic it is always hard to forget, not in a bad way always, but sometimes by the lessons you learnt through it and the love of God you felt. They say that when you are happy, God whispers and when you are suffering He shouts. (…) I just wanted to say if you are facing any storm you think is impossible to face, or it is taking long to find an answer, remember Jesus is closer than a brother, than a best friend. Talk to Him, and trust that He is listening. If your conscious is reproaching you for anything, go to confession, ready His words in the Bible, and read spiritual books that get you close to Him. „Do not be anxious about anything, but in every situation, by prayer and petition, with thanksgiving, present your requests to God.“ Philippians 4:6. + Pray for me I will pray for you,
Immaculee

Exterior of Genocide Memorial Church with Never Again Display in Foreground – Karongi-Kibuye – Western Rwanda.
FotoQuelle: commons.wikimedia (04-11-25), gemeinfrei
Wer hart im Nehmen ist, die beschriebenen Grausamkeiten verkraften kann, sollte sich das Buch besorgen. Copyright 2006 by Immaculee Ilibagiza. US-Originalausgabe Left to Tell, 2006. Deutsche Ausgabe „Aschenblüte“ ungekürzt Februar 2008, 9. Auflage 2021, Ullstein Buchverlag.
Und die Weltöffentlichkeit? Totales Versagen!
Totales Versagen seitens der UN (Kofi Annan) + USA (unter Präsident Bill Clinton) + Frankreich als frühere Schutzmacht (unter Präsident Francois Mitterand) + EU-Kommission (unter Präsident Jacques Delors) + Kath. Kirche (Papst JP II.)
Kofi Annan, der spätere UN-Generalsekretär, lehnte als verantwortlicher Direktor der UN, Hilfe seitens der Blauhelme – trotz intensiver Bitten des Kommandeurs der Blauhelme – ab. Mehr lesen bei der taz, 19.08.2018.
Umstritten war auch die Rolle der Kirche: Viele Menschen wurden in Gotteshäusern umgebracht oder von Priestern und Ordensleuten an ihre Verfolger ausgeliefert. Die katholischen Bischöfe haben sich für die Rolle Einzelner entschuldigt, eine generelle Verantwortung der Kirche allerdings zurückgewiesen. 2017 gestand dann aber Papst Franziskus doch eine Mitschuld der Kirche ein und bat um Vergebung. + Schreiben Papst Benedikt XVI., 2007 + Vatican News, 8. April 2024
Spiegel. Ruanda vor 25 Jahren. Der angekündigte Völkermord. Es war Afrikas Albtraum: 1994 ermordeten Hutu-Milizen binnen hundert Tagen 800.000 Menschen, vor allem aus der Tutsi-Minderheit. Verzweifelte Warnungen eines Uno-Generals verhallten. Hätte das Massaker verhindert werden können?
Fortsetzung folgt