Ja, Gott gibt es wirklich! Warum nicht testen, was es mit dir macht!
Eine ungewöhnliche Bitte, wohl wahr. Was kann Euch dieser “Test“ bringen? – Wir Menschen der westlichen Hemisphäre verschwenden derzeit mehrheitlich, so nicht nur mein Eindruck, nicht mehr viele Gedanken an unseren Schöpfergott, an Gottes Sohn. „Man“ lebt vermeintlich ganz gut ohne Gott. Und überhaupt, kann man den Geschichten der Bibel überhaupt trauen, Legenden oder Märchen?
Erst neulich (Stand. Juni 2024) deklamierte ein ehemals bekannter Bundespolitiker werbewirksam in der Zeitung mit den vier großen Buchstaben, er sei zwar katholisch sozialisiert, na klar ein Sauerländer, jetzt im hohen Alter glaube er nicht mehr an Gott, die Kirche sei sowieso veränderungswürdig und müsse sich anpassen. Offensichtlich ist ihm die Besonderheit des Christentums, des Katholizismus nie vermittelt worden.
Es gibt aber auch ein gegenläufiges Beispiel: Der Sohn eines sehr bekannten Nachkriegspolitikers fand zu seinem rechten Glauben an Jesus Christus erst nach seiner Pensionierung als katholischer Pastor/Pfarrer zurück. Das muss man erst einmal verdauen, was das in letzter Konsequenz heißt.
Bevor Ihr weiterlest. Es ist sehr wichtig zu realisieren, dass die Welt in Afrika, in Asien und in Teilen Südamerikas völlig anders ausschaut. Dort prosperiert der Katholizismus, das Christentum schlechthin, die Priesterseminare sind randvoll, die sonntäglichen Gottesdienste gleichermaßen übervoll. Gläubige investieren Stunden, um an der Heiligen Messe teilnehmen zu dürfen.
So tun, als gäbe es Gott
Prof. Dr. Peter Schallenberg (Professor für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät Paderborn und Sozialwissenschaftler) verweist auf eine Rede von Kardinal Joseph Ratzinger, die er am Vortag des Todes von Johannes Paul II., am 1. April 2005 in Subiaco am Ort des Heiligen Benedikt von Nursia, des Patrones Europas, hielt. Ratzinger sagte unter anderem:
- (…), dass man sich seit dem 30-jährigen (1618-1648) Krieg angewöhnt habe, in Europa um des Friedens willen so zu leben, als gäbe es Gott nicht, damit man sich nicht im Namen Gottes die Schädel einschlägt.
- Und jetzt sei vielleicht die Zeit, dass man genau das Umgekehrte wieder versucht, dass man so lebt, als gäbe es Gott.
- Was würde sich dann wohl für Politik, für Staat und für das Gemeinwesen ändern?
- Auf jeden Fall das Gewissen der politischen Entscheider. Man müsse dann sein Gewissen einer Instanz gegenüberstellen, die mehr bedeutet, als nur eine eigene Interessensverwertung.“
- Kurz gesagt: Gott in seiner Dreifaltigkeit. Akzeptieren, dass nach Jesus alle Menschen gleich sind.
Ich hingegen möchte das Gesagte über die Protagonisten des Staates hinaus herunterbrechen auf den einzelnen Menschen, auf denjenigen Jakobspilger, der neugierig geworden ist, der reflektiert, dass Hunderte von Millionen Menschen auf dem Globus nicht fehlen können, die an Jesus Christus, dem Sohn Gottes glauben, die sich für ihn diskriminieren lassen, für ihn in den Märtyrer-Tod gehen. Das muss ja Gründe haben, das sind ja keine Spinnereien.
Millionen Katholiken jubeln Päpste zu. Bis zu 6 Mio. in Manila
- Papst Benedikt XVI. 2011 in Madrid: https://www.sueddeutsche.de/panorama/weltjugendtag-in-madrid-millionen-fuer-den-papst-1.1133299 – man spricht von 1-2 Mio. Katholiken, überwiegend jungen Gläubigen.
- Papst Franziskus 2015 in Manila: https://www.spiegel.de/panorama/papst-franziskus-millionen-menschen-bei-messe-in-manila-a-1013559.html – es sollen 6 Mio. Menschen gewesen sein.
Menschen, die ihr Leben geändert haben – nach ihrer Konversion zum Christentum die sie umgebende Welt im Berufsleben wie im Privaten ganz anders sehen – im Sinne des Evangeliums, der Frohen Botschaft Jesu Christi: Nächstenliebe, Frieden schaffen.
Mein Vorschlag für den Jakobspilger auf dem Camino
Ich folge Joseph Kardinal Ratzinger / Papst Benedikt XVI. und Prof. Peter Schallenberg. Letzterer dachte gleich an zwölf Monate im Zuge des Heiligen Jahres 2025, das Papst Franziskus aufgerufen hatte unter der Premisse „Pilger der Hoffnung“. Das lässt mich überleiten auf uns als Jakobspilger – zunächst nur für einige wenige Tage auf der Meseta diesen Test wagen. Die Eintönigkeit und Stille nutzen, sich konkret vorstellen: Ja, es gibt Gott wirklich. Er wird etwas mit Dir machen. Was meine ich? Zum Beispiel …
- Sich jeden Morgen vor dem Aufstehen bekreuzigen. Ein kurzes Dankesgebet sprechen, für die Chance, wieder einen schönen Tag auf dem Camino erleben zu dürfen.
- Jeden Tag einen Vorsatz formulieren, eine Bitte dem Herrn (Jesus Christus) nahebringen, mindestens einmal am Tag auf dem Camino eine gute Tat vollbringen zu wollen. Sich selbst zurücknehmen, dem anderen wirklich zu hören. Es fällt Euch sicherlich noch mehr ein.
- Jeden Tag auf dem Camino – zwischendurch – spontan ein Stoßgebet sprechen: Jesus, hilf mir! – Herr Jesus Christus, (du) Sohn Gottes, steh mir bei.
- Jeden Abend reflektieren, ob alles geklappt hat, was man sich morgens vorgenommen hatte.
- Auf dem Weg die Bibel zur Hand nehmen; es gibt gute Apps. Jeweils nur einige wenige Verse des Neuen Testaments konzentriert lesen, reflektieren, was dir Jesu Aussage eigentlich heute sagen will, in welchem Kontext es Jesus warum und zu wem gesagt hat. – Ihr solltet wissen, viele Intellektuelle, die nicht unbedingt an Gott glauben, schätzen die Bibel als unüberbietbares kulturelles Erbe, schätzen besonders die Seligpreisungen, wie ein Mahatma Gandhi. *)
Das radikal Neue von Jesu Christi-Lehre meditieren
Nicht mehr das dem Alten Testament entnommene „Auge um Auge – Zahn um Zahn“ *) (obwohl das auch schon eine maximale Verbesserung darstellte zu dem bis dahin gültigen Verfahren, den Schuldigen härter zu bestrafen, ggfs. zu töten) – sondern die bedingungslose Nächstenliebe praktizieren: ohne wenn und aber, ohne Aufrechnung, sieben mal siebzig mal verzeihen; vgl. dazu auch das Evangelium vom 17. Juni 2024, Montag der elften Woche im Jahreskreis nach Mätthäus, 5,38-42. Eine schöne Tagesbetrachtung gibt es dazu unter Catholic Daily Reflections zu lesen.
Jesus spricht und handelt mit der Vollmacht Gottes
*) Auge und Auge, Zahn um Zahn: Jesus spricht in der Vollmacht Gottes, als Sohn Gottes, als er auch diesen Satz – gemäß Mt 5,38 -mit den Worten einleitete: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge und Auge und Zahn um Zahn.“ Damit sagte er, Ihr habt von Gott gehört, von Adonay gehört, dass gesagt worden ist, dass ….
Und dann kommt der entscheidende Zusatz: “ Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin …“
Damit umschreibt Jesus einerseits völlig korrekt – entsprechend der jüdischen Tradition – den Begriff Gott (eine andere Einleitung war „Ferner ist gesagt worden, dass“), und deklamiert andererseits seinen Anspruch, mit der Vollmacht Gottes zu sprechen. Für die Schriftgelehrten und Pharisäer ein unerhörter Vorgang, weshalb Jesus letztlich auch von ihnen zum Tod verurteilt worden ist. Seine Zuhörer hingegen staunten über seine Worte. Quelle: Prof. em. Dir. Wolfgang Klausnitzer, Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz, Predigt Montagsmesse, 17. Juni 2024.
Pascalsche Wette, 17. Jh.
Unabhängig von den obigen Ausführungen zum Abschluss mein Schlenker zur Pascalsche Wette, niedergeschrieben in seinem Buch Pensees. Wikipedia formuliert es so: Blaise Pascals (1623-1662) berühmtes Argument für den Glauben an Gott: Es sei stets eine bessere „Wette“, an Gott zu glauben, weil der Erwartungswert des Gewinns, der durch Glauben an einen Gott erreicht werden könne, stets größer sei als der Erwartungswert im Fall des Unglaubens. – Anm.: Die nachfolgenden Deklamationen Pascals ersetzen natürlich nicht die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Glaubensgut der katholischen Kirche.
Zu beachten ist, dass dies kein Argument für die Existenz Gottes ist, sondern für den Glauben an die Existenz Gottes. Mit diesem Argument zielte Pascal besonders auf jene Menschen ab, die durch traditionelle „Gottesbeweise“ nicht zu überzeugen waren. Pascals Argument lautet, dass eine Analyse der Optionen hinsichtlich des Glaubens an Gott zu folgenden Resultaten führt, dass es besser sei, bedingungslos an Gott zu glauben.
- Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man belohnt (Himmel – man hat gewonnen).
- Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man nichts (verliert aber auch nichts).
- Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man ebenfalls nichts (verliert aber auch nichts).
- Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man bestraft (Hölle, Gehenna – man hat verloren).
Quellen: Interview Prof. Peter Schallenberg. Interviews mit Domradio, 23.01.24 und mit Dr. Claudia Kaminski, k-tv, 10.06.24: Talk aus Rom. Kirche ohne Moral. *) Matthias Hilbert. Gottfinder. Dichterbekehrungen. Steinmann-Verlag, 2021. Neuenkirchen bei Soltau.
*) Mahatma Ghandi soll nach seiner Rückkehr aus Südafrika gesagt, würden doch die Christen die Seligpreisungen (Mt 5,3-12) nur befolgen, gäbe es keine Kriege.
Fotos von links nach rechts: Pilgermesse in Estella. Jedem Teilnehmer wurde ein Infoblatt mit dem mittelalterlichen Pilgersegen ausgehändigt, jeweils in den gängigen Sprachen. Pilgermesse in Santiago de Compostela. Levitiertes Hochamt mit Erzbischof em. Wolfgang Haas: Missa Tridentina in Neviges; Foto mit frdl. Genehmigung PMT M. Rheinschmitt.