O blessed James the great, beloved of Christ,… Deutsche Übersetzung s.u. Quelle: The Pilgrimage to Compostela in the Middle Ages. Edited by Maryjane Dunn and Linda Kay Davidson, 1996, New York, London; Chapter 4, Page 81. Sein Reisebericht s.u.
The Prayer of St. James. Pope Calixtus II.
Zitat: O blessed James the great, beloved of Christ, olive branch, son of Zebedee, brother of John the Evangelist, who with the Lord dost reign happily in the citadel of heaven, whose famous site is established in Galicia, who brings salvation to his petitioners, grant that those who seek thee, whether there or elsewhere, may receive all healthful things, insofar as they seek Him, or trust in Him for all necessities, may they have be aware of thee as an intercessor, face to face with God in heaven. May you be the guardian of our souls on the day of our departure, o advocate of pilgrims. For you are the ornament of the Spanish, the refuge of the poor, the strength of the weak, consoler of those in tribulation, safety of pilgrims, fisher of souls, eye of the blind, foot of the lame, hand of the dry, safety of sailors, intercessor for those people calling upon you, father of all, destroyer of vices, builder of virtues, we seek you with a humble heart, that you may continuously extinguish the fires of vices.
Gebet an den hl. Jakobus. Papst Calixtus II., 1060-1124.
Der Apostel Jakobus der Ältere befreit den Zauberer Hermogenes von Dämonen, um 1426, Kimbell Art Museum, Fort Worth, Texas; DcoetzeeBot (User), public domain, via Wikimedia Commons, 2013. – Google Art Project.jpg
O gesegneter Jakobus der Große, Geliebter Christi, Ölzweig, Sohn des Zebedäus, Bruder des Evangelisten Johannes, der du mit dem Herrn glücklich in der Himmelszitadelle herrschst, dessen berühmte Stätte in Galizien liegt, der seinen Bittstellern das Heil bringt, gewähre, dass diejenigen, die dich dort oder anderswo suchen, alles Heilsame empfangen, sofern sie ihn suchen oder in allen Nöten auf ihn vertrauen, dass sie dich als Fürsprecher von Angesicht zu Angesicht mit Gott im Himmel kennen.
Mögest du der Hüter unserer Seelen am Tag unseres Abschieds sein, o Fürsprecher der Pilger. Denn du bist die Zierde der Spanier, die Zuflucht der Armen, die Stärke der Schwachen, der Tröster der Bedrängten, die Sicherheit der Pilger, der Seelenfischer, das Auge der Blinden, der Fuß der Lahmen, die Hand der Dürren, die Sicherheit der Seeleute, der Fürsprecher für die Menschen, die dich anrufen, der Vater aller, der Zerstörer der Laster, der Erbauer der Tugenden, wir suchen dich mit demütigem Herzen, damit du die Feuer der Laster immer wieder löschst. – Übersetzt mit DeepL.com
Reiseweg des Hieronymus Münzer, 1494/95
„Suche nach der Wahrheit“
07.06.24. Ein Nürnberger Arzt auf der „Suche nach der Wahrheit“ in Westeuropa. 1437 oder 1447 in Feldkirch (heutiges Österreich) geboren, gestorben am 27. August 1508 in Nürnberg. Humanist, Arzt und Geograph. Mitverfasser der Schedelschen Weltchronik. An der Universität von Leipzig 1470 zum Magister artium ernannt. 1480 erwarb er das Bürgerrecht der Reichsstadt Nürnberg. Er hinterließ ein enormes Vermögen. Zusammen mit seinem Bruder stiftete er die berühmte Monstranz für die Pfarrkirche in Feldkirch.
Als Arzt erkannte Münzer die furchtbare Bedeutung der Pest und ihren Folgen, flüchtete vor ihr das erste Mal in 1484 nach Italien. Zehn Jahre später verließ er wieder seine Familie, um der erneut grassierenden Pest zu entkommen. Prof. Klaus Herbers, er beschreibt Münzers „Reiseweg“ in seinem neuesten Buch aus 2020, geht mit keiner Silbe darauf ein, dass Münzer an sich egoistisch gehandelt hat.*) Ein Wunder, dass er nach seiner Rückkehr seine Familie wohlbehalten vorfand; ca. 9.780 Menschen an der Epidemie gestorben.
Rund 7000 Kilometer legte Münzer zusammen mit seinen drei Mitreisenden aus Nürnberg und Augsburg vom 2. August 1494 bis zum 15. April 1495 zurück, zumeist auf dem Pferd. Als einer der ersten christlichen Reisenden durften sie Granada besuchen, das wenige Jahre zuvor (1492) von den katholischen Königen Ferdinand und Isabella die Katholische von dem Moslems im Rahmen der Re-Conquista rückerobert worden war. In Madrid wie in Portugal sprach er vor den Königen. Als Höhepunkt kann man durchaus seinen mehrtägigen Aufenthalt in Santiago de Compostela betrachten. Seine Zeichnung zur Kathedrale ist vielfach verwendet und abgebildet worden.
Beginn der Abschrift von Hieronymus Münzers Reisebericht durch Hartmann Schedel, ca. 1.500. Gemeinfreies Foto. Deutlich darauf zu lesen das lateinische Wort Peregrinato, also begriff sich Hieronymus Münzer als Pilger. Fotoquelle
Münzers Itinerarium (alle zu einer Reise zählende Informationen) sei, so Prof. Herbers, kein üblicher Pilgerbericht, aber Pilgerorte, Reliquien und Frömmigkeit gehörten gleichwohl zu seinen Reiseeindrücken.
Mich interessieren an dieser Stelle Hieronymus Münzers Eindrücke von Compostela, der Stadt des heiligen Jakobus, die er am 13. Dezember 1494 erreichte, wie von El Padron, einst Iria, wo der Apostel gepredigt hatte. Münzer sah sich, so Prof. Herbers, als Humanist von Aristoteles geprägt.
*) „Ich verdanke es meinem Glück und meinen medizinischen Kenntnissen, die Gesundheit bewahrt zu haben. Es war im Jahr des Heiles 1484 wie in 1494. Ich fürchtete die Ansteckung und begriff schnell, dass derjenige weder im Krieg oder durch die Pest stirbt, der nicht in ihrer Nähe ist. Ich beschloss also zu fliehen, um nicht das Leben durch eine Unaufmerksamkeit zu verlieren.“ Quelle: Zitat S. 11. Der Reisebericht des Hieronymus Münzer. Klaus Herbers. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2020.
Der Reiseweg von Nürnberg durch Frankreich, Spanien, Portugal, Spanien, Belgien, Würzburg
Hieronymus Münzer zäumt das Pferd, nomen est omen, von hinten auf. Zunächst führt ihn sein Weg (2. August 1494) nach Ulm und Ravensburg, durchreitet die Schweiz (Zürich, Bern, Genf), weiter durch Frankreich mit Lyon, Avignon, Marseille, Arles, Narbonne, Perpignon, der spanischen Ost- und Südküste entlang mit Barcelona, Montserrat, Valencia, Alicante, Almeria, Granada, Malaga, Sevilla, wendet sich Portugal zu mit Lissabon, Coimbra, Porto, Ponte de Lima Richtung Tuy, Redondela, nutzt dazu teils die bekannten Pilgerwege, erreicht Santiago de Compostela am 13. Dezember 1494.
Am 21. Dezember 1494 sagt er dem heiligen Jakobus Lebewohl, biegt in Ponferrada, von Saria, Villafranca und Ligonde kommend, ins iberische Landesinnere ab nach Zamora, Salamanca, Guadulupe, zurück via Toledo, Madrid, Zaragoza, Pamplona, quert die spanisch-französische Grenze in Roncesvalles Richtung Toulouse, Poitiers, Orleans, Paris, Amiens, Brügge, Gent, Antwerpen, Aachen, Köln, Mainz, Worms, Frankfurt, Würzburg um schließlich am 15. April 1495 wohlbehalten in Nürnberg anzukommen.
Ich gestehe, dieser Reise würde ich gerne folgen wollen; natürlich nicht mit dem Pferd, auch nicht zu Fuß. Quelle: Der Reisebericht des Hieronymus Münzer. Klaus Herbers. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2020.
Eindrücke Padron und …
Am 9. Dezember 1494 verlassen die Protagnisten Porto, wenden sich wie wir Barcelos und Ponte de Lima zu. Zwei Tage später setzen sie in Valenca do Minho mit dem Schiff, heute gibt es eine Brücke, über den Mino (Minho), erreichen mit Tuy die erste Stadt Galiciens, reiten weiter nach Redondela, tags darauf nach Pontevedra, einer uralten Stadt mit einem Meerhafen. Die Menschen ernährten sich nicht nur hauptsächlich vom reichlichen Fischfang (Sardinen), sie trieben auch Handel damit. Es kommt einem alles so bekannt vor, als hätte sich fünf Jahrhunderte nichts verändert. So beschreibt Münzer gleichermaßen realistisch den Ort Caldas de Reis, der so hieße, weil er heiße und sulfatreiche Wasser und Thermen besitze.
In El Padron, einst Iria genannt, suchen sie zunächst die äußerst alte Jakobuskirche auf, sehen unter dem Altar die konkave Steinsäule, wo der Leichnam des Heiligen geruht haben soll. Sie schauen sich die Stelle des Flußufers, Rio Ulla, an, wo das Schiff mit dem Körper des Jakobus angelandet sei – von Judäa aus kommend, begleitet von einigen Jüngern ohne Ruderknecht. Sodann beschreibt Hieronymus die damit verbundene Legende von Iria Flavia (und als der Körper auf einem Felsen lag, zerschmolz dieser Stein wie Wachs und nahm den heiligsten Leichnam auf). Wir konzentrierten uns weiland auf den Besuch derjenigen Stelle, wo der Apostel den Einheimischen zum ersten Mal auf iberischen Boden das Evangelium verkündet haben soll. Münzer spricht von einem Berg, heute Monte de San Gregorio mit der Einsiedelei Santiaguino do Monte, die über einer Quelle errichtet worden sei.
Er beschreibt den Ort sehr ausdrücklich: Ansammlung größerer Steine, angelegt in der Art einer Pyramide, auf dem Gipfel ein flacher Stein in Form eines Stuhles. Sie sahen die Kapelle, unter der die Quelle entspringt, die der selige Jakobus durch die Berührung mit seinem Stab zum Fließen gebracht haben soll. In deutlicher Anlehnung an Moses. Die Reisenden trinken das Wasser, beschreiben es weich und süß, das ihnen gut bekam.
Vier Meilen weiter erreichen sie die heiligste Stadt Compostela, in der der Leichnam des heiligen Jakobus des Älteren, des Zebedäussohnes und Bruder des Evangelisten Johannes, vollständig ruhe. Er geht damit auf diejenigen Zweifler ein, die auch der französischen Stadt Toulouse Reliquien des Apostels zuschreiben. Die Reisegruppe betritt Santiago am 13. Dezember 1494; sie werden sie erst am 21. Dezember 1494 verlassen.
Compostela
Münzer beschreibt zunächst die schöne Lage Compostelas: kein Fluß, zahlreiche gute Quellen, die Größe, die Ummauerung, das gute Klima, die Gärten voll von Apfelsinen, Limonen, Äpfeln, Pfirsichen, Pflaumen und anderen Früchten, ebenso die vielen Klöster: Dominikaner, Benediktiner, Klarissen, Karmelitinnen, Franziskaner. Die Bevölkerung lebe hauptsächlich von den Pilgern.
Sodann widmet er sich in seinem Reisebericht der Kirche des heiligen Jakobus. Ein beeindruckender Bau in Form eines Kreuzes. Das Mittelschiff sei 10 Schritt lang, die Länge der Arme 120 und deren Breite 15; die Breite des Mittelschiffs 32, die Länge des gesamten Mittelschiffs mit dem Chorraum 150. Zwölf Kapellen umgrenzten den Chorraum, die Kuppel des Kreuzes sei äußerst hoch. In der Mitte davon werde von einer zur anderen Seite des Querschiffs eine riesiges Weihrauchfaß mit aromatischem Rauch geschwungen.
Im weiteren Verlauf geht Münzer auf die Schriften des Liber Sancti Jacobi und seines Protagonisten Papst Calixt II. ein. Er schreibt einige Passagen ab, offensichtlich, weil er von der Richtigkeit überzeugt ist: Über die Erscheinung des Heiligen Jakobus bei Karl dem Großen, über die Passion und Translation des heiligen Jakobus nach Galicien, et ecetera. Offensichtlich vertraute Hieronymus Münzer den Schriften. Er geht weiterhin auf die Bedeutung der Jakobsmuscheln ein, wie auf das Gebet zum heiligen Jakobus, wie auf den derzeitigen Erzbischof Don Alfonso, die Kardinäle, Kanoniker und Reliquien. Für den 16. Dezember beschreibt er die Festlichkeiten zu Ehren des verstorbenen heiligen Bischofs Fructuosus, für den 18. Dezember diejenigen zu Ehren der heiligen Jungfrau in allen Einzelheiten. Natürlich beklagt auch er den dauernden Lärm in der Kathedrale, dass man sich auf einem Marktplatz wähne. Der Apostel verdiene es, dass man ihn mit größerem Respekt verehre.
„Man glaubt, dass er mit seinen zwei Schülern unter dem Hochaltar beerdigt ist, einer zu seiner Rechten und der andere zu seiner Linken. Niemand hat aber seinen Leichnam gesehen, nicht einmal der kastilische König, als im Jahr des Herrn 1487 dort zu Besuch war. Allein durch den Glauben, der uns Menschen rettet, vertrauen wir darauf.“
Prof. Klaus Herbers ist sich nicht sicher, ob Münzer als schon neuzeitlicher Skeptiker nicht hier ironisiert habe. Schade, dass Herbers diese Meinung vertritt, offensichtlich als exegetischer Wissenschaftler. Ich sehe keinen Grund, den Worten des Hieronymus Münzer zu mißtrauen. Sein Reisebericht läßt nicht darauf schließen, dass er im Verlauf seiner umfänglichen Reise von seinem gläubigen Katholizismus abgerückt sei.
Nur die Asturer und Biscayer starke Streiter Christi
Die Reisegruppe verläßt nach 8 Tagen Aufenthalt die Stadt des heiligen Jakobus am 21. Dezember, wendet sich fortan Ferreiros, Melide, Ligonde, Portomarin und Sarria zu, wo sie am 25. Dezember, dem Fest der Geburt des Herrn, verweilen, am 26. Dezember besteigen sie den Cebreiro, um schließlich am 28. Dezember 1494 Villafranca zu betreten. Im weiteren Verlauf geht Münzer auf die Irrlehre Mohammeds ein, auch darauf, dass Spanien einstmals vom katholischen Glauben abgewichen sei. Nur die Asturer und Biscayer wären starke Streiter Christi im Glauben geblieben, wie man in der Geschichte der Spanier ausgiebig nachlesen könne. Vermutlich meinte Münzer die Abhandlung De rebus Hispanie des Toledaner Rodrigo Jimenez de Rada des 13. Jahrhunderts (1209 bis 1247).
Ich könnte mir vorstellen, dass auch dieser Abhandlung seitens der „modernen“ Wissenschaft mißtraut wird. Je mehr ich über diese unsere Exegeten nachdenke, je mehr verzweifele ich an ihnen. Sie deklamieren ihre Meinung als wissenschaftliche Erkenntnisse, klären ihre die Leser aber nicht darüber auf, dass diese immer nur als vorläufige, subjektiv begründete Annahmen zu betrachten sind. Quelle zu meinen Eindrücken: Der Reisebericht des Hieronymus Münzer. Klaus Herbers. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2020.
Münzer, A Journey through Spain in the Sixteenth Century
Internetportal Legadoandalusi.es
Sehr empfehlenswerte Seite (09-06-24) mit vielen interessanten Fotos resp. Zeichnungen; bitte daher anklicken und scrollen. So beschreibt der Autor Münzer mit folgenden Worten, in Bezug zu einer Zeichnung, die Münzer auf seinem Pferd zeigt, ihm gegenüber ein Priester in vollem Ornat: One of the main difficulties Münzer had in compiling information was his ignorance of Spanish language, so he could only deal with clergymen with whom he communicated in Latin. – Eine der Hauptschwierigkeiten, die Münzer bei der Zusammenstellung von Informationen hatte, war seine Unkenntnis der spanischen Sprache, so dass er nur mit Geistlichen verhandeln konnte, mit denen er auf Latein sprach.
Nun sage einer, was ja vielfach nach wie vor behauptet wird, dass die Menschen des Mittelalters fast durchgängig ungebildet waren, auch die gewöhnlichen Priester, Pfarrer, im Gegensatz zu den predigenden Mönchen, nur unvollständig der lateinischen Sprache mächtig waren. Da scheint ja zumindest auf der iberischen Halbinsel, Spanien wie Portugal, anders gewesen zu sein. Auch wenn es sich bei Hieronymus Münzer um einen gebildeten Menschen gehandelt haben muss, bleibt es erwähnenswert, dass er sich prima auf Latein unterhalten konnte. – Wann endlich werden die Vorurteile gegenüber dem Mittelalter endlich ad acta gelegt?
Part I der Abhandlung Lagadoandalusi beginnt mit den Worten: In the year 1495, just three years after the Catholic Monarchs had conquered Granada, a German traveller, Doctor Hieronymus Münzer visited Granada. He left us an important chronicle about the newly Christian city. – Im Jahr 1495, nur drei Jahre nach der Eroberung Granadas durch die Katholischen Könige, besuchte ein deutscher Reisender, Doktor Hieronymus Münzer, Granada. Er hinterließ uns eine wichtige Chronik über die neu-christliche Stadt. Translated by Deepl Translator.