Komfort-Jakobsweg. Gutbetuchte zahlen zwischen 1.200 Euro und 5.000 Euro

Die Tagespost vom 11. Juni 2024: Das Geschäft mit einem Jakobsweg ‚light‘

Essentials. Ich zitiere: „Er entwickelte eine Plattform, die Dienstleistungen wie Hotelbuchungen, Gepäcktransport, 24-Stunden-Betreuung und Notfallhilfe vereinte. Das Konzept fand schnell großen Anklang, insbesondere bei nicht-spanischen Kunden, die etwa 80 Prozent seines Portfolios ausmachen. Eine einwöchige Wanderung auf dem Jakobsweg kostet rund 1.200 Euro, und die gesamte Strecke von Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich nach Santiago de Compostela kann zwischen 3.500 und 5.000 Euro kosten. Im Jahr 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 19 Millionen Euro.“

Die Art und Weise, den Camino zu gehen, verändert sich, er ist nicht mehr nur ein religiöses Motiv, sondern ein allgemeines spirituelles Motiv. Das hat den Tourismus in diesem Teil Spaniens stark gefördert“, erklärt Menoyo.

„Am Anfang war ich nur ein weiterer Reiseveranstalter, der in einem Hotel buchte, um diesen Platz an meine Kunden weiterzuverkaufen. Aber jetzt rufen mich Hotelunternehmen an, um mit mir zusammenzuarbeiten“, erzählt er. „Die Unterkünfte, die wir suchen, schätzen unsere Art von Kunden sehr, weil es sich um Kunden mit einem mittleren bis hohen sozioökonomischen Niveau handelt, die auch viel zusätzlichen Konsum für sie generieren“, fasst er zusammen.

Meine Einschätzung

Grundsätzlich ist überhaupt nichts gegen das Geschäftsmodell einzuwenden; clever halt. Warum sollen ältere Menschen, die über das nötige Kleingeld verfügen, sich nicht bei der Organisation helfen lassen, komfortable Hotels bevorzugen? Warum nicht? Auch die mittelalterlichen Pilger wiesen Klassenunterschiede aus. Nicht jeder damalige Pilger wird in einer billigen „Kaschemme“ übernachtet haben. Manche Pilgerherbergen sind in der Tat nicht zu empfehlen. Von anderen hingegen schwärmen wir noch heute.

Die Gefahr, die ich sehe, deckt sich mit dem Pilger aus 2024, der in seinem Video davon gesprochen hat, dass der Jakobsweg zu einem Fernwanderweg für den Massentourismus verkomme – allein der Massen wegen, vom Verhalten vieler Pilgertouris abgesehen.