Die ersten Konzilien im Überblick

Nahezu 2000 Jahre Geschichte haben die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche entscheidend geprägt und verändert – auch und gerade durch Konzile. Zu jeder Zeit, beginnend mit dem Apostelkonzil 48/49 nach Christus, haben diese Bischofsversammlungen über unterschiedlichste Themen leidenschaftlich debattiert. Was ist zu glauben und in welcher Form? Und denoch galt und gilt: Konzile und Papst (Lehramt) sind grundsätzlich dem Wort Gottes untergeordnet, auch wenn der Papst formalrechtlich den Entscheidungen der Konzilsväter zustimmen muss. Konzile können sich nicht widersprechen.

Die Kirche Jesu Christi ist gleichzusetzen mit dem Corpus Mysticum / Corpus Christi – Leib Jesu Christi; allein von daher ist die Offenbarung Jesu Christi nicht verhandelbar, was manche glauben, sie ist nur in die jeweilige Sprache der Gläubigen der jeweiligen Zeit umzusetzen.

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Petrus und Paulus, 13. Jh. Icon from Belozersk. Russische Ikone. Gemeinfreies Foto (14.10.24), commons.wikimedia

Ein Konzil ist eine in der Regel vom Papst einberufene und von den Bischöfen geprägte Kirchenversammlung, die verbindliche Entscheidungen über theologische Fragen und das Glaubensleben treffen kann. –

Die ersten großen Diskussionen gab es zwischen den Protagonisten Petrus, Johannes und Jakobus auf der einen Seite und Paulus und Barnabas auf der anderen Seite. Selbstverständlich einigten sie sich. Dazu mehr via Webseite Apostelkonvent, s.u.

In der Kirchengeschichte gab es wirkliche unterschiedlich gelagerte Treffen, wo Kirche geformt wird. Die bedeutendsten sind die 21 „ökumenischen“ Konzile, die also – vermeintlich – die ganze Kirche betreffen. Das erste Konzil, eigentlich das zweite, wurde von Kaiser Konstantin dem Große 325 nach Nizäa einberufen. Er wollte sein Reich stabilisieren.

Die ersten Konzile ab dem 4. Jh.

Das Konzil von Nizäa, 325 nach Christus. Einberufen von Kaiser Konstantin dem Großen; etwa 2.000 Teilnehmer, davon über 300 Bischöfe. Beim diesem  Konzil von Nicäa wurde die bis heute gültige Formel der Wesenseinheit Jesu Christi mit dem Vater gefunden. Verlinkung Konzil von Nicäa: siehe unten.

Konzil in Konstantinopel, 381, einberufen von Kaiser Theodosius I. Teilnehmer: 150 Bischöfe. Das dort verabschiedete nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis wird noch heute als verbindlich angesehen und gebetet. Sowohl die von Arius (260 – 336; nach ihm wurde der Arianismus benannt ) geleugnete Wesensgleichheit von Gott Vater und Gott Sohn wurde festgeschrieben wie die Wesensgleichheit des Heiligen Geistes hinzugefügt.

Ein Jahrhundert später ging es vornehmlich um die Frage, wie Jesus zu denken sei, wenn er doch zugleich Gott und Mensch war. Und um die Gottesmutterschaft der Jungfrau Maria. Damals sprach man von ihr als Gottesgebärerin.

  • 431 in Ephesus, einberufen von Kaiser Theodosius II.; Teilnehmer: 150 Bischöfe. In ihm wurde gegen die Irrlehre des Nestorius Stellung genommen und feierlich bekräftigt, daß der Emmanuel (Jesus Christus: Gott mit uns) wahrhaftig Gott und deshalb die Jungfrau Gottesgebärerin (Theotokos) ist. Zum 1.500. Jahrestag Konzils hat Papst Pius XI. 1931 das schon früher an vielen Orten gefeierte Fest der Mutterschaft Mariens auf die ganze Kirche ausgedehnt – jeweils am 11. Oktober.
  • 451 in Chalzedon,  einberufen von Kaiser Markian; Teilnehmer etwa 500 Kleriker. Wichtige Entscheidungen: Das Glaubensbekenntnis; über die zwei Naturen in der einen Person Jesu Christi, und Kanones über die Simonie, Mischehe und Häretikertaufe.
  • 589 in Toledo. Ausformulierung der Lehre des Heiligen Geistes aus dem Vater und dem Sohn.
  • 653 in Toledo (VIII. Toledanum). Einfügung des „filioque“ in das Glaubensbekenntnis; später vom Frankenreich rezipiert und von der Römischen Kirche 1014 übernommen.

Diese hier benannten Thematiken wurden über die Jahrhunderte hinweg immer wieder diskutiert. Auch heute gibt es nicht wenige evangelische und katholische Christen, die Jesus Christus die Gotteseigenschaft absprechen und damit deutlich zum Ausdruck bringen, dass Jesus als einfacher Mensch auch nicht aus der heiligen Jungfrau Maria als Gottesmutter geboren worden sein könne. Stichwort: moderne Arianer.

PROTAGONISTEN der damaligen Konzilien waren – neben den Kaisern und weltlichen Herrschern und Bischöfen – Kirchenlehrer und Kirchenväter vom Range eines 

  • Eusebius von Cäsarea (gest. um 340),
  • Athanasius (292-373),
  • Basilius der Große (331-379),
  • Johannes Chrysostomos (354-407),
  • Ambrosius (340-407),
  • Augustinus von Hippo (354-420) und
  • Hieronymus (348-420).

Weitere Konzilien ab dem 12. Jahrhundert

Fünf Laterankonzilien von 1123 bis 1512 nach Christus. Es folgte das Konzil von Trient 1545 bis 1563 (besonders wichtig für Traditionelle Lateinische Messe). Über dreihundert Jahre später das Erste Vatikanische Konzil von 1869/70 und weitere knapp hundert Jahre danach Vaticanum II von 1962 bis 1965, von dem noch ausführlich die Rede sein wird. Die Laterankonzilien (Lateran: Sitz der damaligen Päpste) werden ebenfalls gesondert betrachtet.

Kirche Jesu Christi Corpus Mysticum

Die Kirche Jesu Christi ist weder eine Monarchie noch eine Demokratie, sie ist ein Mysterium – geheimnisvoller Leib Christi: Corpus Christi mysticum und menschliche Gemeinschaft, beruhend auf Schrift und Tradition. Alle Nachfolger des Apostels Petrus sind Glieder der Kirche, obschon mit besonderen Vollmachten ausgestattet. So kann der jeweilige Papst nicht seine Stellung als Petrus-Nachfolger ändern. Er ist den sittlichen Geboten des Alten wie des Neuen Testaments unterworfen. Der Papst darf also, moralisch gesehen, keineswegs alles tun, was er, juristisch gesehen, tun könnte. So ist übrigens auch das sogenannte Unfehlbarkeitsdogma von 1870 zu verstehen, das eigentlich als lehramtliche Irrtumslosigkeit bezeichnet werden sollte. 

Quelle: Aufsatz Kardinal Walter Brandmüller, Tagespost, 5. Dezember 2019. Es ging um das Ganze.

Konzile können sich nicht widersprechen

Konzile dürfen nicht überbetont und absolut gesetzt werden, wie vielerorten nach dem 2. Vatikanischen Konzil ab 1965 geschehen mit dem Diktum: neue Zeitrechnung vor und nach Vaticanum II = fatal und falsch zugleich. Konzile können sich nicht widersprechen. Das gilt auch und gerade in vollem Umfang für die drei letzten Konzile von Vaticanum II: 1962/65, Vaticanum I: 1869/70 vs. Konzil von Trient: 1545-1563.

Konzile dürfen keinesfalls de facto mit der mündlichen heiligen Überlieferung oder der Heiligen Schrift, dem Wort Gottes, gleichgesetzt werden. Unterstellt man, dass sich die Konzilien dem Wort Gottes unterordnen, so bleibt das Diktum bestehen, wonach Konzilien nicht irren können; vgl. auch II. Vaticanum – Dei Verbum, 10.

Diskussionen um die rechte Lehre gab es zu jeder Zeit; sehr heftig nach dem äußeren Frieden nach der Konstantinischen Wende Anfang des 4. Jahrhunderts.

„Die aktuelle Situation (Anm.: die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1962/65) einer präzedenzlosen Krise der Kirche ist mit der großen Krise im 4. Jahrhundert vergleichbar, als der Arianismus (Anm.: Bischof Arius leugnete die Wesensgleichheit von Gottvater und Gottsohn) die überwältigende Mehrheit des Episkopats (Anm.: also der Gemeinschaft aller Bischöfe) angesteckt und im Leben der Kirche eine dominierende Stellung eingenommen hat“, so Msgr. Athanaius Schneider, Weihbischof der Erzdiözese der Heiligen Maria in Astana, Kasachstan.  

Die ersten Ökumenischen Konzilien, Ökumene meint hier Gesamtheit der katholisch-apostolischen Kirche, befassten sich mit der Trinitätstheologie, der Dreifaltigkeit Gottes. In Folge widmeten sich die Teilnehmer nachfolgender Konzile gewöhnlicherweise die ersten drei Tage dem Geheimnis der Dreifaltigkeit ausgehend vom Glaubensbekenntnis der ersten Konzilien.

Verlinkungen Weltkirche – Konzilien

Weitere Beiträge werden folgen,

insbesondere zum Konzil von Trient (1545-1563), das sich unmissverständlich zur Missa Tridentina geäußert hat, und natürlich zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1962/65, das vielen Menschen, Presseleuten und Theologen so viele Anlässe geboten hat, es bewusst misszuverstehen und misszuinterpretieren, es schlichtweg umzudeuten. Joseph Ratzinger hat hierzu profunde Stellungnahmen abgegeben: als Theologie-Professor, als Kardinal und Erzbischof von München-Freising und vor allem als Papst Benedikt XVI., zuletzt noch kurz vor seiner Abdankung im Februar 2013. Dazu später mehr.

Vorweg eine Stellungnahme des Papstes aus einer Predigt aus 2011. Quelle: Die Tagespost, 14.10.24

  • „Das Zweite Vatikanische Konzil hat den Glauben nicht zum Thema eines spezifischen Dokuments machen wollen.
  • Und doch war es ganz und gar durchdrungen von dem Bewußtsein und dem Wunsch, sich sozusagen neu in das christliche Mysterium zu vertiefen,
  • um es dem Menschen von heute wieder wirksam vortragen zu können. „

Warum betont der Heilige Vater diesen Aspekt? Weil er damals dabei war, als Beobachter und fachkundiger Berater (Peritus) von Kardinal Josef Frings (Köln), weil er aktiv Einfluss auf die Ergebnisse des Konzils genommen hat, weil er wusste, dass so viele (liberale) Theologen den Medien und Gläubigen einreden wollten, nach wie vor wollen, dass es in erster Linie um eine Neuausrichtung des katholischen Glaubens gegangen sei. – Schlichtweg „Bulshit“.