Diese europäischen Jahrhunderte waren große, innovative Epochen der Menschheit. Europa machte einen großen technologischen Sprung. Nicht von ungefähr lehnten es 1981 die Autoren der 15. Auflage der „Encyclopaedia Britannica“ ab, dieses Zeitalter dark ages zu nennen. Es werde damit fälschlich behauptet, (Fake-News) diese Zeit sei eine Periode des geistigen Dunkels und der Barbarei gewesen. Foto: Kathedrale von Burgos.
Einmalige Baukunst

Saint Denis. Kathedrale. West façade of the Basilica of Saint-Denis after the restauration works (2012-2015). Baubeginn in 1140 unter Abt Suger. Wikipedia (08.03.25)
Die Kathedrale gilt kunsthistorisch als einer der Gründungsbauten der Gotik.
Auch Meister Mateo, einer der bekanntesten Baumeister der Kathedrale von Santiago de Compostela, scheint sich Anregungen in Saint Denis geholt zu haben. Ohnehin zogen die mittelalterlichen Baumeister von Ort zu Ort, just dorthin, wo ihre Kunst geachtet wurde.
FotoQuelle: commonis.wikimedia (08.03.25) gemeinfrei. Author Thomas Clouet
„Strahlend ist das edle Werk, aber dies Werk, das edel erstrahlt, Erleuchte die Köpfe, damit sie durch das wirklich (physische) Licht Aufsteigen zu dem Wahren Licht (Gottes), zu dem Christus, der die Wahre Tür ist. Wie der (Bau) innen wirken soll, zeigt die goldene Pforte: Der träge Geist hebt sich durch das Stoffliche empor zum Wahren, der zuvor ins (Irdische) verstrickte (Geist) wird wieder aufgerichtet, wenn er dieses Licht gesehen hat.“ – Abt Sugers Torinschrift von Saint-Denis. Quelle: Archichektur vor 1900, Rolf H. Johannsen, Gerstenberg Verlag.
Kölner Dom. Vision des Himmlischen Jerusalem: der Hochchor als Gesamtkunstwerk (um 1304 bis um 1330)
FotoQuelle: commons.wikimedia (08.03.25), gemeinfrei. Author Roland Unger.

Die Baukunst stand in höchster Blüte, unübertroffen bis heute. Monumentale Bauprogramme wie die Kaiserpfalz in Aachen, wie die Klosterkirche in Fulda, wie die westgotischen und mozarabischen Kirchen in Spanien, wie die Abteikathedralen in England, et ecetera.
Heute rätseln die Fachleute, wie es den Bauleuten im 11./12. Jahrhundert möglich war, gotische Kathedralen überhaupt in diese Höhe treiben, bauen zu können – Dome / Münster solchen Ausmaßes:
wie Saint-Denis nördlich Paris (Grablege der französischen Könige), Notre-Dame von Reims (Krönungsort der französischen Könige), Notre-Dame in Chartres, Notre-Dame in Amiens, Notre-Dame in Paris, den Kölner Dom (erbaut nach dem Vorbild von Reims und Amiens), die Münster von Straßburg und Freiburg,
die spanischen Kathedralen am Jakobsweg in Burgos, Leon und Santiago de Compostela.
Und sie stehen noch immer, die tragenden, gotischen Glasfensterkonstruktionen. Höher als die Pyramiden in Ägypten, so groß wie die Freiheitsstatue und so schwer wie das Empire State Building in New York.
Nordamerikanische Fachleute vermuten dahinter,
so neueste TV-Sendungen (März 2015), einen Code aus der Bibel, Heilige Zahlen auf Basis des Salomonischen Tempels der Israeliten. Bei Gottes ewiger Baustelle in Barcelona, Antonio Gaudis Sagrada Familia (Grundsteinlegung in 1882), wird ähnliches vermutet.
Nein, es ist kein ominöser Bibelcode. Alles ist nachzulesen bei dem Propheten Ezechiel ab Ez 40: Die „Tora“ des Ezechiel – Der zukünftige Tempel.
Warum nur die imposanten Kathedralen erwähnen?
Kunibert Bering spricht auf Seite 65 f. in der von Reclam (3. Auflage 2002) herausgegeben Reihe Kunst-Epochen – Kunst des frühen Mittelalters – bezogen auf die Architektur Asturiens – von einem ausgesprochen komplizierten Raumgefüge mit einer vielfältigen Verwendung des Tonnengewölbes. Auftraggeber dieser Kirchen waren zumeist die Herrscher, anfangs Ramiro I. und sein Nachfolger Ordono I., zum Beispiel des Kirchenneubaus – östlich von Leon an der Pilgerstraße nach Santiago gelegen – des Klosters Miguel de Escalda. Der Baumeister Abt Oliva Cabreta holte sich unter anderem Anregungen vom italienischen Kloster Monte Cassino; andere nahmen sich Alt-St. Peter in Rom als Vorbild.
Festzuhalten ist, dass die Abmessungen, die Grundrisse in Form eines Kreuzes, aller Kathedralen einander gleichen. Immer das himmlische Jerusalem vor Augen. In den hohen Fenstern erscheint die siegreiche Kirche mit ihren Heiligen und Zeugen der Wahrheit. Jedes Glasfenster verwandelt sich in eine Quelle mit tausend Farben und voll von einer transzendentalen Nachricht: Wird das Licht zum Wort oder das Wort zum Licht?
Fazit: Unübertroffene, grandiose Baumeisterkunst, grazile Riesen, ohne Hightech.
Die Bauhütten waren europaweit vernetzt. Hier wurden sowohl die zukünftigen Steinmetze und Baumeister ausgebildet wie die sogenannten Hüttengeheimnisse tradiert: Baupraktiken, Regeln der Geometrie und Proportion, Erfahrungswerte. Die Reimser Bauhütte soll weiland über die rationalste Betriebsorganisation verfügt haben. Heute würde man von Baulogistik und Ingenieurskunst sprechen, Computeranimationen inklusive.
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