Atombombe 1945. A Song for Nagasaki: Takashi Nagai, Konvertit, Wissenschaftler, Radiologe: Mahner des Friedens

9. August 1945. Nur weil Major Sweenys B-29-Bomber Probleme mit der blockierten Benzinleitung hatte, die Besatzung selbst daraufhin befürchtete, nie mehr wieder nach Hause zu kommen, ließ er die 4,5 Tonnen schwere Fat Man (Plutonium-239) über Nagasaki abwerfen – gegen 11Uhr. – Das Inferno unvorstellbar. Fotoauschnitt: Urakami Tenshudo (Katholische Kirche) nach dem Abwurf der Atombombe auf Nagasaki am 9. August 1945.

Ich empfehle jedem, der heute der Kriegstüchtigkeit

das Wort redet (Verteidigungsbereitschaft meint etwas anderes), Seite 182 ff. des Buches „Ein Lied für Nagasaki“ aufzuschlagen*). Mir sind die Tränen gekommen. Warum?

Atompilz von „Fat Manüber Nagasaki (9. August 1945)

Atombombenabwurf mit einer Boeing B-29 Superfortress auf Nagasaki am 9. August 1945. Der Atompilz stieg 18 km hoch. Die Aufnahme zeigt grob in südsüdöstlicher Ausrichtung auf die Insel Shimoshima und die dahinter liegenden Städte Ashikita, Minamata, Izumi und Akune im südwestlichen Teil der Hauptinsel Kyushu.

FotoQuelle: commons.wikimedia (11.08.25), gemeinfrei

Es gibt nichts Grausameres, als über die Folgen des Abwurfes einer Atombombe zu lesen. Der Protagonist Dr. Takashi Nagai, Wissenschaftler, Forscher, Radiologe, Konvertit (vom Shintoismus über den Atheismus zum Katholizismus), überlebte nur per Zufall, erkrankte an Leukämie, wurde Japan-weit bekannt ob seiner selbstlosen Hilfestellung trotz eigener schwerer Verletzungen; also Augenzeuge; beschrieb die Folgen an sich selbst. Mehrere Spielfilme und viele Bücher dokumentieren sein Leben.

Paul Takashi Nagai im Jahr 1946 bei der Trauer um seine verstorbene Frau, den Rosenkranz in der Hand.

FotoQuelle: commons.wikimedia (11.08.25), gemeinfrei.

Knapp 75.000 Menschen starben sofort oder Monate später an den Folgen der radioaktiven Strahlung: Leukämie.

Die Verbrennungen müssen schrecklich gewesen sein, qualvoller nimmer. Die enorme Hitzeentwicklung führte zur sofortigen Verdampfung von Menschen und Gegenständen:

80% der Bebauung wurde beschädigt oder vernichtet.

Seine Frau Midori hingegen starb, nur ein schwarzer Klumpen blieb von ihr übrig plus einige Stücke des von ihr so geliebten Rosenkranzes. Takashis Gebet:

  • „Teuerster Gott, danke, dass du ihr erlaubt hast, betend zu sterben.
  • Schmerzensmutter (Anm.: Gottesmutter Maria), danke, dass du in der Stunde ihres Todes bei der treuen Midori warst.“

Später wird er sein – nur temporäres – Überleben dem Gebet an Pater Maximilian Kolbe zuschreiben, in Verbindung mit dem Lourdes-Wasser von der Grotte Unserer Lieben Frau vom Hongochi-Kloster, das ihm seine Großmutter überbrachte, als alle kontaktierten Ärzte von seinem nahen Tod ausgingen.

für seine Ansprache am 23. November 1945 vor den Trümmern der Kathadrale von Nagasaki – Seite 222:

Sie gipfelt in die christ-katholisch konnotierte Friedensbotschaft Glaube – Vergebung – Versöhnung, basierend auf Jesu Christi-Worte der Bergpredigt – Matthäus 5,4: Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

Nachstehend einige seiner Worte:

  • War Nagasaki vielleicht das auserwählte Opfer,
  • das Lamm ohne Makel,
  • das als brennendes Ganzopfer auf einem Opferaltar geötet wurde und
  • damit die Sünden aller Nationen während des Zweiten Weltkrieges Sühne leistete?“

Urakami Tenshudo (Katholische Kirche) 7. Januar 1946. Foto von AIHARA, Hidetsugu. (1909-)

FotoQuelle: commons.wikimedia (11.08.25), gemeinfrei

Im weiteren Verlauf geht Takashi auf die Schönheit und Bedeutung der Liturgie der Osternacht ein: Osterkerze der Nacht versus Flammen der zerstörten Kathedrale; streift sodann die Seligpreisungen:

Selig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden. – Wir müssen den Weg der Wiedergutmachung gehen (…) doch wir können die Augen unseres Herzens auf Jesus richten, der sein Kreuz auf dem Hügel von Golgatha trug (…) Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen. Gepriesen sei der Name des Herrn“.

Unfassbar eindrückliche Worte.

  • Wir haben uns Götzen zugewendet und
  • die Liebe vergessen.
  • Wir hassten einander,
  • töteten einander,
  • wir töteten einander mit Freude!“
  • (S. 223)

Werden wir denn niemals klüger, weiser?

  • Ende 1948 lasen die Menschen in ganz Japan Takashi Nagais Bücher; insgesamt ca. 20.
  • Am 25. Mai 1949 gab das Ministerium für Soziales eine spezielle Empfehlung für sein Buch „Die Kinder von Nagasaki“ heraus.
  • Als der Film die „Glocken von Nagasaki“ erschien, empfahl das Minsterium für nationale Bildung diesen Film allen Schulen.
  • Außerdem wurden Kapitel über Nagai in die vom Lehrplan vorgesehenen Schulbücher eingefügt.
  • Im Dezember 1949 wurde Takashi Nagai von der Nationalversammlung als Nationalheld ausgezeichnet.
  • Im selben Monat zum ersten Ehrenbürger von Nagasaki ernannt.
  • Papst Pius XII. ließ Takashi Nagai über einen australischen Kardinal einen von ihm gesegneten Rosenkranz überreichen.
  • Viele Prominente und Künstler verneigten sich vor ihm persönlich vor Ort in seinem winzigen Haus (Hütte).
  • Eva Peron sandte ihm eine große Statue der Patronin von Argentinien „Unserer Lieben Frau von Lujan“.
  • Nicht zuletzt besuchte ihn der japanische Kaiser persönlich in Nagasaki – im Mai 1949.
  • Über 20.000 Menschen trauerten am 3. Mai 1951 in Nagasaki um das Ableben von Paul Takashi Nagai;
  • der Bürgermeister las 300 Beileidsbekundungen vor, beginnend mit derjenigen von Premierminister Yoshida, – 90 Minuten lang;
  • alle Glocken der Kirchen und buddhistischen Tempeln Nagasakis läuteten;
  • die Stadt hielt inne für eine Schweigeminute.
  • Das Heiligsprechungsverfahren wurde später erneuert.
  • Der Heilige von NagasakiDiener Gottes.

Zu einem späteren Zeitpunkt sollte noch auf die besondere Situation Nagasakis und ihrer katholischen Bevölkerung eingangen werden – seit den ersten Missionsversuchen im 16. Jh. Franz Xavers (Jesuit) von Javier (nahe dem Camino Aragones) hielt sich seit dem – trotz unsäglicher Verfolgungen seitens des japanischen Staates – die katholische Gemeinde am Leben, ohne Priester.

*) Paul Glymm, S.M. Ein Lied für Nagasaki, A Song for Nagasaki, Australia. 2. Auflage 2024, Media Maria Verlag, Illertissen