Pamplona und Ernest Hemingway. Stierlauf. San Fermin jedes Jahr im Juli

Für viele Spanier und Touristen ein Highlight, für andere Tierquälerei. Artikel Die „Welt“ *)

Wer oder was berechtigt uns, über Spaniens kulturelle Eigenheiten zu entscheiden? San Fermin: berühmt geworden durch Ernest Hemingway`s Buch Fiesta (The Sun Also Rises, 1926). Darum ist es nicht verwunderlich, in dieser Zeit viele US-Amerikaner in Pamplona zu sehen. Klar, sie speisen und übernachten tunlicherweise in jenen von Hemingway weiland bevorzugten Bars und Hotels. Die Webseite spain info wirbt.

Treibjagd vs. christliche Prozession

Pamplona, Hauptstadt der Autonomen Region Navarra, ist die Stadt des Ernest Hemingway und des Stierkampfs mit der alljährlich im Juli stattfindenden Treibjagd sechser Kampfstiere mit einem Gewicht von bis zu 600 Kilogramm. Es kommt durchaus vor, dass die „mozos“ mit ihrer weiß-roten Tracht, so werden die Läufer genannt, die vor und hinter den Stieren laufen, verletzt, von den Hornstößen durchbohrt werden, auch den Tod erleiden. Daneben gibt es die „corredores“; das sind professionelle Läufer, die täglich die Strecke absolvieren. Die zu bewältigende Strecke ist 875 Meter lang und führt bis zur Stierkampfarena. Mittlerweile reihen sich auch Frauen in die große Schar der Läufer ein, die zunehmend über 50% aus dem Ausland kommen.

Das Fest ist an sich zurückzuführen auf das Jahr 1324, quasi wiederbelebt dann in 1591, es ehrt den heiligen Firmin, eines Sohnes der Stadt aus dem 3. Jahrhundert nach Christus. Er ist weder Schutzheiliger der Stadt, das ist Saturninus von Toulouse, noch von der Region Navarra, das ist Franz Xaver, Mitbegründer des Jesuitenordens unter Ignatius von Loyola. Auf mittelalterlichen Märkten (ferias) hatten Hirten ihre Stiere von den Wiesen zur Plaza Mayor in Pamplona gebracht. Daraus entwickelten sich in Folge die Stierkämpfe, die corridas de toros.

*) Artikel die „Welt“ vom 9. Juli 2024: Mindestens 22 Verletzte bei Stierhatz – Mann auf die Hörner genommen. Zitat: Bei den Mutproben der vorwiegend jungen Männer über die 825 Meter lange Strecke werden jedes Jahr Dutzende Läufer verletzt. Seit 1924 gab es 16 Todesopfer, das letzte 2009. Es gibt insgesamt acht Läufe.

San Fermin. Nicht zu trennen von der Treibjagd ist die religiös begründete Prozession, die am 7. Juli um 10:00h beginnt. Neunzig Minuten dauert das Spektakel, unterbrochen von kurzen Pausen, in denen die Teilnehmer zu Ehren ihres Patrons San Fermin Lieder anstimmen. Sie endet an der Kirche San Lorenzo. Die Heilige Messe wird sodann in der Kirche des Hl. Fermin gehalten. Für nicht wenige Bürger der Stadt ist dieser religiöse Aspekt einer der wichtigsten des Festes.

Ernest Hemingway`s Einfluss auf Pamplona

Der Literaturpreisträger verherrlicht dieses Stiertreiben und die Stierkämpfe schlechthin in seinem in Pamplona geschriebenen  Bestseller „Fiesta“ (1926 veröffentlicht). Von 1923 bis 1959 besuchte Hemingway regelmäßig seine Stadt und sein Cafe Iruña, heute Cafe Hemingway genannt. 

Sein bevorzugtes Hotelzimmer im La Perla soll ständig ausgebucht sein, zumeist von seinen amerikanischen Bewundererinnen. Ob sie sich auch vergegenwärtigen, welche Rolle ihr Idol als Kriegsreporter während des Spanischen Bürgerkriegs gespielt hat? In seinem Welterfolg Wem die Stunde schlägt aus 1940 verherrlicht er die marodierenden Volksfront-Partisanen.

Bewunderer der Volksfrontregierung

Ernest Hemingway war ein Bewunderer der Volksfrontregierung (Sozialisten, Kommunisten, Freimauerer und Anarchisten) in ihrem Kampf gegen Francos Faschismus: einhergehend mit der Ermordung vieler Priester, Bischöfe, Ordensleute und Katholiken mit dem Ziel der Dezimierung der katholischen Kirche. Das hat Hemingway später nicht gehindert, immer wieder Spanien und besonders Pamplona zu besuchen – wohlgemerkt in den Nachkriegsjahren der Franco-Regierung.

Hemingway nannte sich einen Bürgerkriegs-Berichterstatter. Die lesenswerten Bücher von Antony Beevor (Der Spanische Bürgerkrieg aus 2006) und vor allem von Joan Sales: Flüchtiger Glanz aus 1956 vermitteln einen guten Überblick der damaligen Sitiuation, rücken ein wenig Hemingways Bedeutung zurecht, wobei Joan Sales insoweit hervorsticht, als dass er auch die nicht überbietbaren Gräueltaten *) der Anarchisten im Kampf gegen Francos Unterstützer beschreibt, zählte der Autor sich doch selbst einst zu den Anarchisten.

*) Anarchisten zerrten Leichen aus ihren Gräbern, stellten sie zur Schau, etc. An anderer Stelle mehr.