Jahrhunderte 1500 bis 1700.
13-02-24. Üblicherweise wird die moslemische Besatzungszeit mainstreamkonform als Spaniens goldenes Zeitalter bezeichnet – vom 8. Jahrhundert bis 1492. Die maurische Toleranz, die mit dieser Zeit in Verbindung gebracht wird, war, ist mindestens zu hinterfragen.
An dieser Stelle geht es um Kardinal de Cisneros, der maßgeblich zu Spaniens wirklichem goldenen Zeitalter ab 1500 nach Christus beigetragen hat. Granada, die letzte moslemische Maurenfestung, war 1492 gefallen, an die katholischen Könige Isabella I. (Kastilien und Leon) und Ferdinand II. (Aragon) zurückgegeben, Amerika im selben Jahr von Christopher Kolumbus entdeckt, finanziert mit großer finanzieller Unterstützung der Königin aus ihrer Privatschatulle.
COMPLUTENSISCHE POLYGLOTTE – EIN MEISTERWERK Es war Kardinal Francisco Jimenez de Cisneros, Erzbischof von Toledo, der die Erstellung der Complutensische Polyglotte förderte, eines der bedeutendsten Werke des 16. Jhs., hinsichtlich der Theologie und Philologie, wie auch und gerade der Drucktechnik wegen. Unten mehr.
Tiefgreifende kirchliche Reformen setzten ein, man besann sich spirituell auf die ursprünglichen Ideale eines Franz von Assisi; die ehemals moslemischen Gebiete konnten endlich re-christianisiert werden, die Staatsgewalt wurde zentralisiert, der Adel entmachtet, Navarra ins spanische Staatsgebiet eingegliedert. Kurzum, Spanien stieg zur Weltmacht auf, begünstigt durch den einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung. Ein Reich, in dem später, so sagte man, die Sonne niemals untergehen würde.
Zeit für Kardinal Francisco Gonzalo Ximénez de Cisneros OFM (1436–1517), wirkmächtig in die Geschichte Spaniens einzutreten – mit weltweiter Ausstrahlung. Er war als Erzbischof von Toledo nicht nur der Beichtvater der Königin Isabella I.; als franziskanischer Provinzminister für Spanien reformierte er gleichermaßen den heruntergekommenen Klerus. Zudem beriet er als Ratsherr Isabellas Ehemann, König Ferdinand II. Zusammen mit ihm legte er eben jene Basis für Spaniens Einstieg in die Neuzeit – für Spaniens fast zwei Jahrhunderte dauerndes „Goldenes Zeitalter“ von 1500–1700. Der Gelehrte und belesene Kardinal gründete u.a. im Jahr 1500 die Universität in Alcalá de Henares (rund 30 Kilometer von Madrid), in römischer Zeit Complutum genannt, keltiberischer Herkunft. Wenige Jahre später zählte die Universität bis zu 7.000 Studenten.
Mehrsprachige Übersetzung der vollständigen Bibel zur Wiederbelebung der Sprachstudien der heiligen Schrift
Parallel dazu regte der Kardinal ein Projekt an, das er in seiner Wirkmächtigkeit nicht voraussehen konnte, nämlich den Druck einer vollständigen, mehrsprachigen Bibel „zur Wiederbelebung der Sprachstudien der heiligen Schriften“, die alsbald als die Complutensische Polyglotte (1502-1517) bekannt wurde. In ihr enthalten ist die erste gedruckte Ausgabe des griechischen Neuen Testaments, sowie die vollständige Septuaginta: älteste durchgehende Übersetzung der hebräisch -aramäischen Bibel in die altgriechische Alltagssprache Koine (ab 250 vor Christus bis etwa 100 nach Christus) und das Targum-Onkelos, also die Übersetzung der jüdischen Tora aus dem Hebräischen ins Aramäische (der Basistext entstammt dem 2. Jahrhundert nach Christus.
Der asketisch lebende Kardinal selbst verfügte über viele, sehr alte griechische und hebräische Bibelhandschriften, andere kaufte er mit hohem finanziellen Aufwand hinzu, wobei ihm Papst Leo X. (1513–1521) weitere aus seinem Fundus zur Verfügung stellte. Die besten und bekanntesten Philologen folgten des Kardinals Ruf, in 1502 nach Alcalá de Henares zu kommen; darunter die konvertierten jüdischen Wissenschaftler Alfonso de Zamora und Pablo de Coronel , die sich den Sprachen Hebräisch und Aramäisch widmeten. Die besondere Sorgfalt galt dem Schriftbild, gedruckt auf großem Folioformat; ihre griechischen Lettern gingen als die schönsten, je entworfenen in die Geschichte ein.
Zu ggb. Zeit werde ich noch einige Worte zur Typografie verlieren, einige Fotos nachreichen, auf den Disput mit Erasmus von Rotterdam und Martin Luther eingehen.