Re-Conquista. El Cid. Schlacht von Las Navas de Tolosa, 1212 n. Chr.

Für geschichtsbewusste Spanier zählt die Schlacht bei Las Navas de Tolosa des Jahres 1212 zu den wichtigsten spanischen Ereignissen schlechthin – neben der Gründung des christlichen Königreiches Toledo in 1085. Toledo war lange Zeit Bestandteil des Kalifats von Cordoba gewesen. Alfons VI. gelang es schlussendlich schon in 1081, die volle Herrschaft den Christen wieder zurückzugeben. Seinen triumphalen Einzug sparte er sich für das Jahr 1085 auf. Warum auch immer. – Foto: Ausschnitt Batalla de las Navas de Tolosa, 1212. Quelle: s.u.

Diese Karte zeigt Al-Andalus (Almohaden) und die christlichen Königreiche Europas. 12.-13. Jahrhundert. Sie stammt aus dem „Historischen Atlas“ von William R. Shepherd, 1926.

FotoQuelle: commons.wikimedia (01.05.25), gemeinfrei.

Weiter im Text: In der Folgezeit stabilisierten die maurischen Almohaden ihre Herrschaft u.a. mit ihrem Sieg in 1195 in der Schlacht  bei Alcarlos.

Die christlichen Vorstöße kamen zum Erliegen. Das änderte sich 1211, als  die Moslems die Ordensburg Salvatierra des Ordens von Calatrava erobert hatten.

Papst Innozenz III. schaltete sich ein, rief zu einem Kreuzzug auf.  Erzbischof Rodrigo Jimenez de Rada von Toledo schaffte es als Päpstlicher Legat, die Königreiche Portugal, Leon, Kastilien, Navarra und Aragon zusammenzuführen – in ihrem gemeinsamen Kampf gegen die Almohaden, unter Mithilfe französischer Kreuzritter mit ihren geistlichen Protagonisten von Narbonne, Bordeaux und Nantes an der Spitze.

Batalla de las Navas de Tolosa, 1212.

FotoQuelle: commons.wikimedia (01.05.25), gemeinfrei. Francisco de Paula Van Halen (1814-1887).

Am 16. Juli 1212 kam es zur entscheidenden Schlacht. Die Almohaden erlitten eine schwere Niederlage, vor allem als ruchbar wurde, dass sich der moslemische Anführer, Muhammad an-Nâsir, zusammen mit seiner Leibwache auf der Flucht befand.

Panisch wich nun auch das Hauptheer der Almohaden zurück, schwere Verluste in Kauf nehmend. Infolge der ungeordneten Flucht der Almohaden fiel den Christen das Feldlager der Moslems und damit eine gewaltige Kriegsbeute in die Hände, darunter auch die Standarte (Pendón) des Kalifen. Sie befindet sich heute im Kloster Santa Maria de las Huelgas Reales in Burgos.

Nach dem Sieg zelebrierte der Bischof von Toledo auf dem Schlachtfeld den Lobgesang des Te Deums *1), um Gott für den Sieg zu danken. Die Legende schrieb dann den Sieg der göttlichen Hilfe der Madonna von Rocamadour  zu. 15.000 christliche Soldaten standen etwa  20.000 Almohaden (zumeist aus Nordafrika) gegenüber, die extra dieses Kampfes wegen von Marrakesch nach Spanien übergesetzt hatten.

1) TE DEUM   GOTT LOBEN WIR – seit dem 4. Jh. bekannt

  • Te Deum laudamus: Für dich, O Gott, wir loben dich,
  • Sie Dominum confitemur: für dich, Herr, erkennen wir dich.
  • Te aeternum Patrem: für dich, ewiger Vater,
  • omnis terra veneratur: Sie werden von der ganzen Schöpfung verehrt.

Der unbesiegbare Nimbus der Almohaden war gebrochen, sie konnten sich nicht mehr von dieser Niederlage erholen. In der Folgezeit wurde al-Andalus von Kastilien und Aragon rückerobert. Cordoba fiel 1236, Sevilla 1248 und Cadiz 1261. Nur die Nasriden von Granada konnten sich einigermaßen bis 1492 behaupten – sie hatten allerdings zwischenzeitlich die kastilische Oberhoheit anerkennen müssen. 

Kampfaufruf der Moslems

  • Christen haben wieder einmal unsere Söhne getötet und unsere Frauen und Töchter vergewaltigt!
  • Allahs Zorn wird über sie fallen! Aber Allahs Arm bist du! Ihr seid die lebendige Kraft des Islam!
  • Wer für seine Sache stirbt, wird im Paradies erwachen, versichere ich euch!

Der Orden von Calatrava 

sorgte in den Jahren 1213-1217 für den Wiederaufbau der Ordensburg – der Calatrava la Nueva bei Almagro. Nunmehr ereilte den Moslems das Schicksal wie weiland den Christen, sie wurden als zwangsverpflichtete Helfer eingesetzt. – Später im Rahmen der Ordensritter mehr über diesen besonderen Orden.

Die Protagonisten im Überblick

Monumento Batalla de las Navas de Tolosa. Lateral de la batalla de Las Navas de Tolosa del Monumento a Las Batallas de Jaén. Obra del escultor Jacinto Higueras, 1912.

FotoQuelle: commons.wikimedia (01.05.25)

  • König Ferndinand I. der Große. Fernando el Magno. 1018 – 1065. Erster König von Leon, Kastilien und Galicien von 1035 an. Trug maßgeblich zur vorherrschenden Macht unter den christlichen Köngreichen Spaniens bei. Sein erfolgreicher Maurenkampf legendär. Der Legende nach soll er dies mit dem himmlischen Beistand des Heiligen Jakobus geschafft haben, auch spricht man dem Hl. Isidor von Sevilla diese Kraft zu; seine Grablege ist in San Isidor, Leon, mit dem Epitaph: FERNANDUS MAGNUS REX TOTIUS HISPANIE. Ferdinand der Große, König von ganz Spanien.
  • König Alfonso VIII. von Kastilien der Edle (el Noble), 1155-1214. Eltern nacheinander (Sancho III. von Kastilien) früh verstorben. König von 1158 bis 1214, bis 1166 unter verschiedenen Vormundschaften. Negativ für ihn zu Buche schlägt seine Niederlage in der Schlacht von Alarcos in 1195.
  • Erzbischof Rodrigo Jiménez de Rada, 1170 bis 1247. Erzbischof von Toledo, Primas von Spanien. Kleriker, Feldherr, Historiker, Ratgeber der Könige Alfons VIII. und Ferdinand III.  Als von Papst Honorius III. ernannter päpstlicher Legat organisierte er den Heiligen Kreuzzug gegen Al-Andalus. De Rada half mit seiner eigenen Armee, die Schlacht von Navas von Tolosa zu gewinnen, die er auch als Chronist begleitete. Als Historiker erwähnte er auch die berühmte Schlacht von Clavijo!
  • Diego Lepez de Haro, Herr von Biskaya, 1152 bis 1214. Er fungierte als Fahnenträger von König Alfons VIII. von Kastilien.
  • König Peter II. von Aragon (Pedro el Catolico), 1178 bis 1213. Er regierte zwischen 1196 und 1213. Als Peter I. Graf u.a. von Barcelona.
  • König Alfons IX. von Leon, 1171 bis 1230.
  • König Sancho VII. der Starke von Navarra. Er regierte von 1194 bis zu seinem Tod in 1234.
  • Arnold Amalrich (Arnaldus Amalricus),  gestorben 1225. Erzbischof von Narbonne. Führte als Päpstlicher Legat das französische Kreuzfahrerkontingent an.
  • Muhammad Al-Nasir, 1182 bis 1213. Vierter Kalif der Almohaden-Dynastie, bekannt unter dem Spitznamen Miramamolén. Er verlor die entscheidende Schlacht und floh.

El Cid. Der Campeador

El Cid. Nationalheld Spaniens. Eigentlich Rodrigo Díaz de Vivar, (* um 1045 bis 1050 in Vivar / Bivar; † 10. Juli 1099 in Valencia) war ein kastilischer Ritter aus der Zeit der Reconquista. – Das gleichnamige Heldenepos wurde 1961 an Originalschauplätzen Spaniens verfilmt mit Charlton Heston, Sofia Loren und Raf Vallone. Auch wenn sich die Filmmacher künstlerische Freiheiten herausgenommen haben, so spiegelt es doch in etwa die damalige Situation wider.  

Burgos. Das Denkmal des Campeadors nahe der Innenstadt-Brücke, 2006.

In jener Zeit im 11. Jahrhundert mutierte der kastilische Ritter Rodrigo Diaz de Vivar zum Nationalhelden Spaniens; besser bekannt als El Cid. Seine Grablege befindet sich seit 1921 in der Kathedrale zu Burgos (s.u.).

Es waren seine maurischen Widersacher, die ihn voller Hochachtung El Cid – Mein Herr – nannten. 

1092 rief Alfons VI., König von Leon und Kastilien, Rodrigo Diaz de Vivar aus der Verbannung zurück. Dieser eroberte nach einer 2-jährigen Belagerung am 16.06.1094 die Stadt Valencia.

Grablege El Cid mit seiner Frau Jimema, Kathedrale Burgos.

Übersetzung der spanischen Grabinschrift „Aqui yacen Rodrigo Diaz….“: „Hier ruhen Rodrigo Diaz, der Campeador, gestorben zu Valencia im Jahre 1099, und seine Gemahlin Jimena, Tochter des Grafen Diego von Oviedo, aus königlichem Geschlecht. Alle erreicht die Ehre dessen, der zur rechten Stunde geboren wart.“

Die Entscheidung war zuvor bei Cuart de Poblet gefallen, dort hatte El Cid auf das neue moslemische Heer gewartet, also nicht in der Burg von Valencia. Er besiegte sie vernichtend in einem kühnen Nachtangriff, widmete dann aus Rache neun Moscheen in Kirchen um. 1097 n. Chr. besiegte er noch einmal die Mauren. Die Moslems gewannen zwar später noch einige Gefechte, mussten sich aber letztlich an die Südküste zurückziehen.