„Und während ich stand und schaute, legte ich fast unbewusst den Arm um die steinerne Schulter Santiagos, meines Namenspatrons, des Schutzheiligen Spaniens.“ – James A. Michener
Wer sich für spanische Geschichte interessiert,

… damit für den Camino de Santiago, und dies nicht aus dem Blickwinkel des Mainstreams tun will, der wird James A. Micheners Buch aus 1968/69 Iberia. Reisen und Gedanken lesen wollen. Es wird nicht einfach sein, es sich zu besorgen. Copyright in Deutschland by Random House. Dromerische Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München, 1969.
James A. Michener (1907-1997) war ein US-Schriftsteller von Weltruhm, Pulitzer-Preisträger. Seine Reiseberichte gelten als gut recherchiert …
Im XIII. Kapitel schreibt der Autor ausführlich über Santiago de Compostela,
… wie über seine Wallfahrt im Sommer 1966 von Pamplona aus, eingedenk seines Gelübdes, nach der Genesung seines schweren Herzanfalls in 1965 nach Santiago zu pilgern. Sein Buch endet mit den Worten: „Und während ich stand und schaute, legte ich fast unbewusst den Arm um die steinerne Schulter Santiagos, meines Namenspatrons, des Schutzheiligen Spaniens.“
FotoQuelle: commons.wikimedia, gemeinfrei, 01.08.25
James Michener in University of Texas at Arlington Library Special Collection, 1985.

Auf den vorangegangenen Seiten geht Michener sehr eindrücklich und ausführlich auf die spanische Geschichte ein, beschreibt berühmte Gestalten, nähert sich den Protagonisten des Spanischen Bürgerkriegs, der Re-Conquista, der Schwarzen Legende, etc., ist begeistert von den zauberhaften maurischen Palästen und Gärten von Cordoba, Sevilla und Granada, nicht weniger von den verschiedenen Landstrichen Spaniens, den hitzeflimmernden Hochebenen Kastiliens undsoweiterundsofort; kurzum vom im ursprünglichen Wortsinn „eigenartigsten“ Land Europas.
Auszug Seite 137: „Einst wurde die Kluft (zwischen Moslems und Christen) durch eine in der Moschee (von Cordoba) aufbewahrte Reliquie noch vertieft: Mohammeds Arm.
- Es war der heiligste Gegenstand im ganzen moslemischen Spanien, den die maurischen Feldherren anriefen, ehe sie gegen die Christen loszogen.
- Mohammeds starker Arm flößte den Muslimheeren Kampfesmut ein, schreckte die Gegner und siegte fast ein Jahrhundert lang in allen Schlachten –
- bis dann die Christen in ihrer Not einen mächtigen Beistand fanden, der ihnen Unbesiegbarkeit verlieh.“ (Anm.: Santiago Matamoros)
Auszug Seite 149 zur Alhambra von Granada: „Nur zwei kleine Details möchte ich erwähnen.
- In einer Nische entdeckte ich zu meinen Vergnügen die Jakobsmuschel als Schmuckelement, das Wahrzeichen jener Macht, die den Islam aus Spanien vertreiben sollte.
- Da war sie in den Palast mit eingefügt, gerade als hätten die Mauren ihr Schicksal schon geahnt.“
Warum diese beiden Zitate? Sie zeigen, dass es sich lohnt, sich einmal mit der Gedankenwelt eines anerkannten Schriftstellers auseinanderzusetzen, der eben nicht mainstreamkonform dachte und schrieb, der allerdings dafür verschiedene Denkprozesse durchlief (beschrieben im letzten Satz), unterschiedlichen Ansichten auf sich wirken ließ, verglich, vor Ort recherchierte, zu eigenen Konklusionen kam, nichts nachplapperte.
Michener durchlief eine Metamorphose
Vom Bewunderer der Alhambra analog der ihn zunächst prägenden Werke der Schriftsteller Alexander Slidell Mackenzie (1803-1848) und Washington Irving (1783-1859), über die Besuche Spaniens, (erstmalig in 1932) und dem Studium konkurrierender Werke (zum Beispiel der Schriftsteller vom Range eines Louis Bertrand (1866-1941; Mitglied der Akademie francaise) und Sir Charles Petrie (1895-1977) – The History of Spanien –),
bis hin zu selbst eruierten neuen Erkenntnissen, die heute nicht mehr Gegenstand der Diskussionen sind. Warum? Weil political incorrect. Die Figur des Matamoros in der Kathedrale von Santiago de Compostela wurde zwischenzeitlich (2021) entfernt.