Die Pilger gehen weiter. Überall am Wegesrand sehen sie schöne wie schreckliche Figuren an den Kirchen, das Chrismon oberhalb der Eingangstüren, fast immer Christus als Pantokrator (Weltenherrscher) zeigend und die Madonna. Foto umseitig: Das Christmon von Jaca.
In späteren Jahrhunderten wird der Gekreuzigte, der leidende Christus im Vordergrund stehen. Wie auch immer, beide, Jesus Christus wie die Gottesmutter, vermitteln Trost und Sicherheit. Denn: Wer nach Compostela geht, weiß nicht, ob er unterwegs stirbt und wo er begraben wird. Nahe Santa Maria de Eunate, kurz vor Puente la Reina, sind Gräber gefunden worden – mit Jakobsmuscheln. Wer zeichnet für den achteckigen Kirchenbau verantwortlich? Die Templer, die Johanniter oder doch nur eine reiche Frau? Vermutungen.
Das Pilgerehepaar hat es eilig, strebt zur Kathedrale San Pedro von Jaca, Anno Domini 1063 geweiht; schaut andächtig in der westlichen Vorhalle auf das Tympanon des Eingangsportals. Hält inne. Im Zentrum des Chrismon ist zu lesen (übersetzt): „Leser, auf dieser Skulptur erkenne mit Sorgfalt, dass das P der Vater, das A der Sohn und der Doppelte (O=Omega) der Heilige Geist ist. Alle drei sind in Wahrheit der eine und gleiche Herr.“ Links und rechts ist Christus als Löwe zu sehen, als Beschützer und Bezwinger. Quelle: Der spanische Jakobsweg, Ein Kunst- und Kulturführer von Bettina Marten, Reclam 2011.
Vorbemerkungen zu den Portalen
Für die mittelalterlichen Baumeister war es selbstverständlich, über den Portalen ein halbrundes oder spitzbogenförmiges Bogenfeld, das Tympanon, einzuziehen. In der Mitte zumeist platziert der Pantokrator, Christus als Weltenherrscher, als Gekreuzigter, Mariendarstellungen, zumeist getragen, bewacht von Engeln und/oder den vier Evangelisten oder deren Symbolfiguren: Matthäus als Mensch, Markus als Löwe, Lukas der Stier und Johannes als Adler.
Das Chrismon lädt den gläubigen Christen ein, in das Gotteshaus einzutreten, der Liturgie, vielleicht sogar einer tridentinischen, beizuwohnen oder einfach nur einen Moment zu verweilen, zu meditieren, zu beten.
In der Kathedrale von Jaca ist im Zentrum das Chrismon zu sehen, das Erkennungszeichen der frühen Christen schlechthin. Die gekreuzten griechischen Buchstaben Chi und Rho XP stehen für den Anfang des Namens Christus.
An den horizontalen Enden des Kreuzes von San Pedro befinden sich Alpha und Omega – das doppelte ‚O‘ mit Bezug zur Vision der Apokalypse. Um das Chrismon herum steht geschrieben, deutsche Übersetzung:
- „Leser, auf dieser Skulptur erkenne mit Sorgfalt, dass das ‚P‘ der Vater, das ‚A‘ der Sohn und der Doppelte der Heilige Geist ist.
- Alle drei sind in Wahrheit der eine und gleiche Herr.“
Am unteren Rand steht:
- „Der Löwe weiß den Flehenden zu verschonen, wie Christus den Bittenden –
- der starke Löwe zertritt das Reich des Todes (…)
- Wenn du, gehalten vom Gesetz des Todes, verlangst zu leben, komm hierher zu flehen, giftigen Speisen absagend.
- Reinige das Herz von Lastern, damit du nicht des zweiten Todes stirbst.“
- Das Stufenportal zeigt Daniel und die Löwengrube.
- Quelle: Der spanische Jakobsweg, Ein Kunst- und Kulturführer von Bettina Marten, Reclam 2011.
Kathedrale San Pedro

Das Chrismon von Jaca.
Kathedrale San Pedro, Jaca. Das Chrismon – Omega und Alpha – war das Erkennungszeichen der frühen Christen. Die gekreuzten griechischen Buchstaben Chi und Rho XP stehen für den Anfang des Namens Christus. Es lädt den gläubigen Christen ein, einzutreten in das Gotteshaus, der Liturgie beizuwohnen oder einfach nur einen Moment zu verweilen, zu meditieren, zu beten.
San Pedro ist eine der vier ältesten romanischen Kirchen am Camino de Santiago neben San Martin in Fromista, San Isidoro in Leon und der Kathedrale von Santiago de Compostela. In Form eines lateinischen Kreuzes errichtet, weist drei Schiffe auf.
Der genaue Baubeginn liegt im Dunklen; geweiht, obwohl noch im Bau befindlich, Anno Domini 1063 – im Verlauf eines dort abgehaltenen Konzils in Anwesenheit mehrerer Bischöfe wie die von Auch (Südfrankreich), Urgell, Bigorre, Oloron, Calahorra, Leyre, Zaragoza, Roda; 1076 von Sancho Ramirez (1063-1094), König von Navarra-Aragonien, zur offiziellen Bischofsstadt erkoren. Papst Innozenz III. soll in einer Bulle (Urkunde für wichtige Rechtsakte der Päpste) bestätigt haben, dass die Bauarbeiten 1139 beendet worden seien. Umbauten sind für das 15. und 16. Jahrhundert wie für 1790 dokumentiert.
Die Entwicklung der romanischen Bauweise auf der iberischen Halbinsel ist maßgeblich der Bauplastik dieser Kathedrale zu verdanken. Sie bewahrte ihre Einheitlichkeit, innen wie außen, obschon der größere Teil vor 1096 datiert und dem Meister von Jaca zugeschrieben wird. Der aufmerksame Pilger wird dessen Stil in mehreren Pilgerorten wiederfinden, zum Beispiel in der Basilika von San Isidoro de Leon.
Die Gläubigen verehren heute drei Schreine
Die Gläubigen verehren heute drei Schreine unter dem Hauptaltar: den der heiligen Eurosia*) und links und rechts die Reliquien des heiligen Indalecio sowie der Brüder Voto und Felix. Indalecio soll ein Schüler des Apostels Jakobus gewesen sein, zudem erster Bischof von Urci (in Almeria) und von Auca (Villafranca Montes de Oca). Voto und Felix werden auch mit San Juan de la Pena in Verbindung gebracht. Das Stufenportal zeigt Daniel und die Löwengrube.
Heilige Eurosia
Mit Jaca ist die heilige Eurosia verbunden: 714 nach Christus von den Mauren gefoltert und getötet. Die Kathedrale ehrt die Heilige mit einem Wandbild, auf dem das Martyrium der Eurosia zu sehen ist. Sie war an sich einem noblen Mauren versprochen, lehnte als Christin die Heirat ab, versteckte sich in einer Höhle nach Jaca, wurde gefunden… Sie gilt weiterhin als Patronin gegen Sturm und Gewitter. Jaca wehrte sich erfolgreich gegen die Besetzung durch (moslemischen) Mauren.
Mehr über die Heilige im Heiligenlexikon.de. Papst Leo XIII. bestätigte 1902 Eurosias Verehrung.
Jaca: 760 von den Mauren verschont geblieben
Jaca ist eine der ältesten beurkundeten Städte der spanischen Geschichte. Nach der römischen und westgotischen Herrschaft wurde die Grafschaft Aragon Königreich mit Jaca als Hauptstadt. König Ramiro I. verlieh 1063 der Stadt Sonderrechte, vorbildhaft für Estella, Sangüesa oder Puente la Reina. Jaca bestand aus mehreren Marktflecken, zum Beispiel San Nicolas, wo die Kathedrale San Pedro steht. Sancho Ramirez (1063-1094), König von Navarra-Aragonien, erhob Jaca im Jahre 1076 zur Bischofsstadt; und hielt hier ein Konzil ab. Folgerichtig wurde sofort mit dem Bau der Kathedrale begonnen. Das Gotteshaus, von Kennern als eines der hervorragendsten und repräsentativsten Beispiele der spanischen Romanik bezeichnet, übte aufgrund seiner frühen Entstehung maßgeblichen Einfluss auf die anderen großen romanischen Bauwerke am Jakobsweg aus.
Jaca wehrte sich erfolgreich nicht nur gegen die Mauren, sie war als einzige Stadt angeblich nie von den Mauren besetzt worden. Maurische Autoren erwähnten die Stadt Dyaka als eine der wichtigsten der Provinz.
Der Ausbruch der Pest und andere Ereignisse des ausgehenden Mittelalters rissen Jaca in eine Krise, die erst durch die Intervention Ferdinands II. (reg. 1474–1516) überwunden werden konnten, indem er die spanische Staatseinheit schuf, der auch Jaca angehörte. Da Ferdinand und seine Frau Isabella I. von Kastilien jedoch rigoros gegen Andersgläubige (Juden, Moslems) und Ausländer vorgingen, verlor die Stadt auch einen großen Teil wirtschaftlich und kulturell bedeutender Bevölkerung – so die undifferenzierte Auffassung von Wikipedia (11.02.25).
Jaca begann ein strategischer Ort zu werden, von dem aus man sich gegen eine mögliche französische (Hugenotten-) Invasion verteidigen hätte können. Aus diesem Grund ordnete Philipp II. (reg. 1556–1598) den Bau verschiedener Festungen in den Pyrenäen an, unter denen sich die Zitadelle von Jaca (Bauauftrag im Jahre 1595) besonders hervortut. Der Bau wurde erst unter Philipp III. (reg. 1598–1621) beendet.

Der eigentliche Zweck der Befestigungsanlage war der Schutz der Grenze vor den Angriffen französischer Truppen, obwohl paradoxerweise ihre einzige Verwicklung in einen militärischen Konflikt im Rahmen des Unabhängigkeitskrieges erfolgte und die Festung dabei vom französischen Heer besetzt war und von den spanischen Truppen belagert wurde.[4]








Anfang des 20. Jahrhunderts begann Jaca stark zu wachsen; im Jahr 1914 wurden die mittelalterlichen Stadtmauern abgerissen und die Stadterweiterung umgesetzt. Die Entwicklung der Stadt verlief eher unauffällig, doch im Dezember 1930 gewann Jaca erneut die Aufmerksamkeit Spaniens: Ein Aufstand in der Garnison von Jaca, die die Abschaffung der Monarchie und eine demokratische Republik verlangte, konnte nur mit einigen Schwierigkeiten niedergeschlagen werden.
Fotos: Kathedrale San Pedro











Alle Fotos. Catedral San Pedro von Jaca.
Der Pilger nächstes Ziel liegt hoch in den Bergen. San Juan de la Pena, das in den Felsen gehauene Kloster. Später mehr.