Der heilige Gralskelch von Valencia führt nach San Juan de la Pena

Michael Hesemann, der bekannte katholische Historiker, zieht diese Linie in seinem Aufsatz „Zeuge für Christi Aufenthalt auf Erden.“ 1  Der als Kelch Jesu verehrte Gral von Valencia führt laut Hesemann zu den Ursprüngen der Eucharistie im Abendmahlssaal, aber eben auch zum berühmten Felsenkloster San Juan de la Pena, nur wenige Kilometer abseits des Camino Aragones. FotoQuelle: commons.wikimedia (06.02.25), Ausschnitt, gemeinfrei.

Der heilige Gral von San Juan de la Pena

Replik des Heiligen Kelchs im Kloster San Juan de la Pena. Jeder religiös interessierte Jakobspilger, der seinen Camino Aragones möglichweise in Lourdes beginnt, spätestens aber auf dem Somportpaß, wird den kleinen, wenn auch anstrengenden Umweg von Jaca aus nach San Juan de la Pena wagen. Er wird nicht enttäuscht sein, wenn er sich denn Zeit nimmt, den notwendigen Shuttlebus zu akzeptieren, um nur dann in das Felsenkloster zu gelangen. Ein Besuch on your own war leider nicht vergönnt.

FotoQuelle: commons.wikimedia (07.02.25), gemeinfrei

Verlassen wir die Geschichte um Parzival mit Chretien de Troyes (ca. 1150 bis 1190), wenden wir uns Wolfram von Eschenbach (ca. 1160-1220) zu. Er beschreibt die Erlebnisse eines jungen Adligen, der im Zuge seiner Reisen durch das Pyrenäenvorland vom Gralskönig Anfortas eingeladen wird. Er sieht, wie besagter Gral (oder Greal: altspanisch für becherförmiges Trinkgefäß) in einer Prozession gewürdigt wird, wird aber erst Jahre später von einem greisen Einsiedler an einem Karfreitag aufgeklärt. Parzival beichtet, reist zur Gralsburg zurück, kümmert sich um den sterbenden König, wird letztlich sein Nachfolger auf  dem Thron.

Diese Geschichte hat viele Generationen in ihren Bann gezogen, tut es bekanntlich heute noch. Viele „Experten“ suchten den Gral in der Burg der Katharer 2 Montsegur , im Kloster von Montserrat (nordwestlich von Barcelona) , in Schottland (Rosslyn Chapel, 15. Jh. nahe Edinburgh), hingegen die spanische Historikern Margarita Torres aus Leon davon überzeugt ist, dass eben jener wahre Kelch Jesu sich in Leon befinde.

Historiker Michael Hesemann zieht eine weitere Linie und zwar von König Anfortas zu König Alfonso I. von Aragon und Navarra (König i. d. Zt. 1104-1134). Alfonso  gilt als der Protagonist der spanischen Re-Conquista, eroberte 1118 Saragossa von den Mauren zurück, etablierte damit sein Aragon als zweite christliche Macht auf der iberischen Halbinsel neben Leon-Kastilien.

Alfonso I. verbrachte – schwer verletzt von den Kämpfen mit den moslemischen Mauren – sein Lebensende im oben bezeichneten Felsenkloster in San Juan de la Pena zu Füßen des Pico de San Salvador > okzitanisch Mont Sant Salvatge > Berg des heiligen Erretters = Gralsburg Munsalvaesch. – Foto aus 2014.

Alfonsos Name wurde in der Landessprache Aragons mit „Anforts“ übersetzt, von Wolfram von Eschenbach in „Anfortas“  umbenannt und aus seinem Kampfgefährten Rotrou de Val Perche kreierte sich der berühmte Parzival.

Wie besagter Kelch Jesu nach San Juan de la Pena seinen Weg gefunden hat, bleibt nach wie vor ungeklärt. Fest steht, dass sein Vorhandensein seit 1037 dort zeitgenössischen Urkunden zufolge als bestätigt gelten kann. König Alfonso I. jedenfalls verbrachte jede Fastenzeit in dem Felsenkloster, wollte dort, gestärkt von der Eucharistie, gereicht aus Jesu Kelch, im Angesicht eben jener Reliquie sterben.

Der heilige Gral von Valencia

Gralskelch. Kathedrale Valencia. 1399 holte König Martin I. den kostbaren Kelch nach Saragossa, bis er dann schlußendlich 1416 nach Valencia gelangte und dort sich seit 1437 in der Obhut der Domherren der Kathedrale befindet.

Mittelalterliche Goldschmiede gaben dem Gralskelch mit kostbarem Achat und der Onyxschale sein heutiges Gesicht.

FotoQuelle: commons.wikimedia (06.02.25), gemeinfrei

Im Juli 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. die Stadt, zelebrierte voller Ehrfurcht mit dem Kelch, ebenso wie Jahre zuvor Papst Johannes Paul II. in 1982. Im Laufe seines Besuches ermunterte der Papst die Gläubigen, die traditionellen familiären Werte zu verteidigen. „Es sind Mann und Frau, die füreinander gemacht wurden und geschaffen wurden, um der Menschheit eine Zukunft zu geben. Die Familie ist eine einmalige Institution in Gottes Plan, und die Kirche kann nicht umhin, deren fundamentale Wichtigkeit zu verkünden und zu fördern“, sagte er. Zur Einnerung: die sozialistisch gefüjhrte spanische Regierung unter Zapatero hatte kurz zuvor die homosexuelle Ehe eingeführt, offenbar zielgenau als Provokation. 

1 Zeuge für Christi Aufenthalt auf Erden. Vatican Magazin, April 2020.

2 Katharer von katharos = rein. Religiöse Bewegung des Mittelalters, die sich von der katholischen Kirche losgelöst hat. Sie zeichnete sich durch eine sehr strenge Askese aus, vertraten eine vom Manichäismus 3 beeinflußte dualistische Theologie aus: einerseits das von Gott geschaffene Gute und die vom Satan beherrschte materielle Welt. Aus ihnen gingen später die Albigenser hervor. Den Rückgang der Bewegung haben sowohl die Verfolgungen seitens des französischen Staates, der Inquisition, aber auch Rückgewinnung der Gläubigen seitens der Bettelorden, zum Beispiel der Franziskaner. Berühmt ist der Prozeß von Montaillou des 13./14. Jahrhunderts. Er galt damals anhand der Prozeßprotokolle als wegweisend für die Einbindung der Verteidigung. Mehr Webseite Fake-News. 

3 Manichäismus. Benannt nach Mani. (216-276). Dualistische Teilung des Universums in die Reiche des Guten und des Bösen. Die Auserwählten lebten zölibatär, arbeiteten nicht, tranken kein Alkohol, beteten ausschließlich. Der große lateinische Kirchenlehrer Augustinus (4./5. Jh.) zählte zunächst zu den Anhängern Manis, bevor er sich, auch unter Einfluß seiner Mutter, der heiligen Monika, dem Christentum zuwandte.

Ein gesonderter Bericht über San Juan de la Pena folgt.