Fromista. Vom Mittelalter geprägte Stadt am Jakobsweg.

San Martin. Hochromanisches Kleinod.  Mit der „sexy“ Figur am Gesims von San Martin dürfte das baldige Ende der Blütezeit des Ortes wohl nichts zu tun gehabt haben; ursprünglich wohl benannt nach dem Westgoten Fromesta (Der Wichtigste). In 1066 veranlasste Dona Mayor, Witwe des bedeutenden Königs Sancho III. von Navarra, den Bau eines Klosters.

Der Ort, nach wie vor geprägt von Zentralspaniens Gluthitze, blühte auf. Nicht lange, dann verschob sich das religiöse Zentrum nach Carrion de los Condes. Zwei Kirchen sind erwähnenswert, San Pedro wie die den Ort dominierende San Martin mit über 350 Konsolsteinen am Gesims, die den damaligen schriftunkundigen Bürgern Himmel, Hölle und Heilige erklären sollten. Der Baumeister verwob darin eine Figur mit einem Phallus und weitere unsittliche Darstellungen, sodass um 1896 mehr als 80 Figuren ersetzt oder stark verändert werden mussten. Derselbe Steinmetz soll sich auch an der Kathedrale von Jaca am Camino Aragones verewigt haben.

Fotos: San Martin. Altarraum. Jakobusfigur. Kapitelle. Figuren Dachvorstand. Man muss schon genau hinschauen.

San Martin zählte zu den vier großen frühen romanischen Kirchen am Jakobsweg.  Die Konsolsteine am Gesims werden bestimmt von Tieren aller Art, Raubkatzen, Fratzen, Pflanzen, Ornamente, Fabelwesen, Monster, Menschen. Der Innenraum wirkt kahl mit lediglich zwei Figuren (Jakobus auf der rechten Seite) im ehemaligen Altarraum. Kapitelle zeigen fein gearbeitete Pflanzenbänder, Tierdarstellungen und sündige wie tugendhafte Menschen.

Heute leben nur noch rund 800 Einwohner in dem kleinen Ort. Uns bleibt Fromista allein deshalb in bleibender Erinnerung, als dass wir dort in der Herberge an der Bahn vier ausgesprochen liebenswürdige Koreaner kennenlernen durften; ihre Fortsetzung mehrere Etappen später in Mansilla de las Mulas. Soviel sei vorweggenommen. Wir begegneten einer koreanischen Olympiateilnehmerin von Mexiko 1968 und München 1972 nebst Ehemann, einem stellvertretenden Minister der koreanischen Regierung und Generalsekretär des Fifa-Organisationskomitees 2002, also Macher der Fußball-WM von Korea / Japan.

Fotos: Bettensaal der Herberge. „Unsere vier Koreaner“ beim Pilgermenü. Kirche San Pedro im Ort. Auch der Bahnhof ächzt unter der Hitze. 

Die Hitze machte auch uns zu schaffen. Die erstbeste Unterkunft musste es sein – und dennoch, am Folgetag ging es munter weiter frei nach den Worten eines Reiseschriftstellers, der anfangs nicht glauben wollte, dass der Weg ihn verändert: „Ich fühle, dass ich bin. Ich habe den Ruf des Weges gehört, verarbeitet, könnte immer so weiter gehen.“