So wie sich der Pilger – von Puente la Reina de Jaca kommend – spätestens in Artieda entscheidet, ob er den nördlichen Weg geht, oberhalb des Stausees Embalse de Yesa zum Kloster / Monasterio de Leyre und weiter östlich nach Foz Lumbier in die imposante Schlucht, so wird er sich gleichermaßen auf dem südlichen Abschnitt, dem eigentlichen Camino, in Sangüesa Gedanken machen müssen. Ist er geschichtlich und / oder religiös interessiert, wird er den kleinen Umweg nach Javier klaglos auf sich nehmen, zum Sanctuarium des heiligen Franz Xaver, einem der Mitbegründer des Jesuitenordens.
Papst Johannes Paul II. besuchte 1982 – im Rahmen seiner Mammut-Reise nach Spanien – auch Javier, würdigte Franz Xavers Missionserfolge. Hier seine aufrüttelnde Predigt vom 7. November 1982.
Impressionen Camino Aragones 2014
Heiligtum des Franz Xaver, Javier





Sanctuarium Franz Xaver
Javier, 2014. Der heilige Franz Xaver. Etwas zu majestätisch geraten, so gar nicht seines bescheidenen Auftretens gerecht werdend.
Spätestens seit der Wahl Papst Franziskus`im Jahr 2013 sind die Jesuiten wieder in aller Munde. Der vormalige Erzbischof Jorge Kardinal Bergoglio war lange Chef der argentinischen Jesuiten, gleichermaßen Professor an der dortigen Jesuitenhochschule.

Nur wenige Kilometer vom heutigen Jakobsweg entfernt, nordöstlich von Sangüesa resp. südwestlich des Yesastausees, liegt der Geburtsort des heiligen Francisco de Xavier; neben Ignatius von Loyola einer der Mitbegründer des Jesuitenordens, der Gesellschaft Jesu im 16. Jahrhundert.










Im Mittelalter direkt am Camino
Im Mittelalter passierten alle Pilger den Geburtsort des Heiligen. Erst der Stausee ließ die alte Wegführung ändern. Frieden kehrte im Lande ein. Wir sprechen von den Early Middle Ages. Die Jakobspilger aus aller Herren Länder brachten ihre Riten und ihr Wissen mit. Javier prosperierte – in der Landwirtschaft, im Hausbau und auch was die Ausgestaltung der Kunst anging.
Zur Geburt des Heiligen formuliert die englischsprachige Broschüre in etwa wie folgt: „The Castle of Javier is a reliquary of stone and history. On April th,1506 its walls saw the birth of Saint Francis Xavier, Patron Saint of Navarre and of the missions. Admiring the merloned silhoutee of the fortress means starting a dialogue with the Middle Ages. Walking through its rooms is like feeling the hearbeat of its time.“
Also: Franz Xaver wurde dort am 7. April 1506 geboren. Der obige Text erklärt, dass die Burg eine Reliquie aus Stein und der damaligen Geschichte sei. Franz Xaver war ein großer Missionar, wurde von seinem „Chef“ Ignatius von Loyola nach China geschickt. Franz Xaver ist folgerichtig nicht nur der Patron von Navarra sondern eben auch der Missionare und des spanischen Tourismus. Wie Ignatius wurde er in eine alte, vornehme und begüterte Familie hineingeboren.
Im westlichen Turm der Burg aus dem 8. Jahrhundert
erweitert im 10. und 13. Jahrhundert (entstanden, als die Kämpfe zwischen Christen und Mauren tobten); 1516 von Kardinal Cisneros abgerissen, rekonstruiert im 19. Jahrhundert; befindet sich die Christuskapelle mit dem lächelnden Christus am Kreuz aus dem 13. Jahrhundert.
Am Todestag des Heiligen, er starb am 3. Dezember 1552 auf der Insel Shangchuan nahe der chinesischen Stadt Kanton, soll die Christusfigur aus den Wunden geblutet haben. Christus ist umrahmt von Wandmalereien, die überraschenderweise eindeutig dem Totentanz zuzuschreiben sind; sie waren bis vor kurzem den Spaniern unbekannt. Die Päpste Pius XII. und Johannes Paul II. sind zwei der berühmtesten Besucher der Kapelle.






Der Westflügel der Burg
ist längst der Wallfahrtskirche gewichen. Vor dem Marienaltar zeigt die Bodentafel die Stelle seiner Geburt an – am 7. April 1506. Über eine kurze Rampe gelangt der Pilger in die Burg, tritt ein in das Dunkle der ehemaligen Pferdestallungen. Eine Vielzahl von beleuchteten Schaukästen läßt die Besucher teilhaben an den Lebensstationen des Heiligen: Taufe, betend in der Christuskapelle der Burg, Abschied von der Familie, das Zusammentreffen mit dem Ordensgründer Ignatius von Loyola, Besuche in Asien, schlußendlich der Tod.
Prunkstück des sakralen Museums
ist das vom Barockmaler Godfried Maes (17. Jh.) geschaffene Bild „Die Predigt des heiligen Franziksus.“ Weiter geht der Rundgang in den „Großen Saal“ und ins Zimmer des Protagonisten. Als weiteres Prunkstück kann die Kapelle des heiligen Christus angesehen werden mit dem Pein und Schmerz gezeichneten Gekreuzigten aus Nußbaumholz. Die Wände des 15. Jhs. stellen den Totentanz dar. Die Skelette sollen die Macht des Todes über den Menschen symbolisieren. Zum Zeitpunkt des Todes von Franz Xaver auf Shangchuan soll das Bildnis Blut geschwitzt haben, so die Überlieferung.
















In der nahegelegenen Pfarrkirche Mariä Verkündigung
wird Franz Xaver gezeigt, als er sich vom portugiesischen König Johann II. verabschiedet. Neben dem Taufbecken befindet sich an der Wand eine Tafel mit den Worten: „Wenn ein furchtloser Apostel nach Indien und Japan ging – hier war es, wo sein Herz der Nächstenliebe entflammt wurde. Glücklich sei, wer in diesem heiligen Becken getauft wird.“







Vita des Jesuiten

Franz Xaver studiert ab 1525 in Paris an der Sorbonne, lernt Ignatius von Loyola kennen und gründet zusammen mit ihm, Peter Faber und wenigen weiteren den Jesuitenorden. 1539 hilft er Ignatius bei der Ausarbeitung der jesuitischen Ordenssatzung.
Als der portugiesische König Johann III. 1539 Papst Paul III. um Missionare für die portugiesischen Besitzungen in Ostindien bittet, folgt er zwei Jahre später dessen Ruf. Zuvor zum apostolischen Nuntius für das ganze Asien ernannt, schifft Franz Xaver sich von Lissabon nach Indien ein, landet 1542 in Goa, wirkt dort einige Jahre, um dann später sowohl in Japan wie in China zu missionieren – letztlich nicht sehr erfolgreich.
Seine Briefe wecken gleichwohl bei vielen Gläubigen eine neue Begeistung für die Mission. Franz Xaver gilt als der Vorreiter zeitgemäßer katholischer Mission: für die Inkulturation, für das Kennenlernen und Verstehen des Volkes, für das Respektieren seiner Sprache, der Religionen und Riten. Franz war von der Vision des Propheten Jesaja beseelt, mitzuhelfen, die göttliche Ordnung, die der Mensch durch den Sündenfall verdorben hatte, durch die Verkündigung des Evangeliums wiederherzustellen. Alles weitere kann der interessierte Leser dem Internet entnehmen.
Jesuiten heute
Ich denke, viele seiner heutigen Ordensbrüder sollten sich ein Beispiel an ihm nehmen, ihm nacheifern und das unverkürzte Wort Gottes predigen und leben. Papst Franziskus, auch er ist Jesuit, inklusive. Viele von ihnen sind zeitgeistgeprägt, lehnen Teile der Überlieferung ab, zumindest was die Feier der Missa Tridentina angeht.
Nicht so ein Pater Alfred Delp (auch er feierte den überlieferten Ritus), der vom Volksgerichtshof der NS / Gestapo unter Roland Freisler am 2. Februar 1945, also kurz vor Kriegsende, zum Galgentod verurteilt wurde, vollstreckt im Gefängnis Berlin-Plötzensee. Man sollte es einmal besichtigt haben.
Delp zählte zu einem der einflussreichten Mitgliedern der Widerstandsgruppe des „Kreisauer Kreises“ um Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg und weiterer namhafter Widerstandskämpfer. Heute völlig unvorstellbar dieses – positive, mutige, das eigene Leben einsetzende – Verhalten im säkularisierten Westen, bestenfalls in den Gebieten der Christenverfolgung.
Vor dem Galgen stehend sah Alfred Delp in vorösterlicher Stimmung den ihn begleitenden Pfarrer Bucholz an und sasgte: „Ach, Herr Pfarrer, in einer halben Stunde weiß ich mehr als Sie!“ – Quelle: Die Tagespost, 06.02.25, Jesuit im Widerstand von Esther von Krosigk.