Auch wenn es zeitweise in den vergangenen Jahrhunderten anders aussah, die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche ist und war vom Grunde her immer eine Kirche, deren Protagonisten, Anhänger Jesu Christi, nie mit Gewalt missionierten. Zwangstaufen, um dem Argument gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, wurden immer nur dort später praktiziert, wo die Kirche keine religiöse, sondern eine politische Funktion hatte und sie ist auch nur dort aufgetreten, wo die Kirche als weltliche Macht wirkte. Dazu unten mehr.
Mission ja, aber zum Glauben niemanden zwingen
Jesus selbst wies hierauf hin:
- a) allen Menschen die Botschaft Jesu Christi zu verkünden: Matthäus 28,18-20;
- b) keine Gewalt dabei ausüben: Matthäus 10, 5-15.
Mt 28,18: Der Auftrag des Auferstandenen: Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. 19 Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Mt 10, 5-15: Anweisungen für die Mission. Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, 6 sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 7 Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. 8 Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige Zügel, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. 9 Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. 10 Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; Denn wer gearbeitet hat, hat ein Recht auf seinen Unterhalt. 11 Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, erkundigt euch, wer es wert ist, euch aufzunehmen; bei ihm bleibt, bis ihr den Ort wieder verlasst. 12 Wenn ihr in ein Haus kommt, dann wünscht ihm Frieden. 13 Wenn das Haus es wert ist, soll der Friede, den ihr ihm wünscht, bei ihm einkehren. Ist das Haus es aber nicht wert, dann soll der Friede zu euch zurückkehren. 14 Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen. 15 Amen, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie diese Stadt. – Quelle: bibel.github.io
Das macht nicht nur Sinn,
weil Jesus die friedfertige Mission postuliert hat, es macht aus biblischer, theologischer und naturrechtlicher Provenienz eben keinen Sinn, Menschen zum Glauben zwingen zu wollen, wenn die innere Haltung dieser Menschen zur Annahme des neuen Glaubens fehlt. Vergleiche dazu das um 1130 n. Chr. zusammengestellte „Decretum gratiani“ – Zum Glauben ist niemand zu zwingen (p.II.c.23, q.5, c.33). Quelle: Artikel Josef Bordat. Die Tagespost, 31. Oktober 2024: Zum Glauben ist niemand zu zwingen.
Christenverfolgung bis zur Konstantinischen Wende, 4. Jh.
In den ersten drei Jahrhunderten des Christentums gab es, anders in den anderen Religionen ihres Bestehens, keine Zwangstaufen und keine Gewaltmissionierungen, im Gegenteil: Die Christen wurden bis zur Konstantinischen Wende, zu nennen ist die Mailändervereinbarung von 313 n. Chr., teils sehr schlimm verfolgt. Erst danach, als das Christentum zur Staatsreligion mutierte, wandte es in dieser Funktion – leider – Zwangsmittel ein, um die sogenannten Heiden von der Lehre Jesu Christi zu überzeugen, im Grunde genommen ein Widerspruch in sich zur Lehre des Herrn.
Vehementer kirchlicher Widerspruch zur intoleranten Mission weltlicher Kreise am Beispiel Karls des Großen und Lateinamerikas
Die Zwangstaufen Karls des Großen unter den Sachsen, 8./9. Jh, wurden schon damals nicht einhellig begrüßt. Karls Vorschrift aus 782 n. Chr. „Capitulatio de partibus Saxoniae“, wonach jeder, der sich nicht taufen lassen wollte, mit dem Tode zu bestrafen sei: „Taufe oder Tod“ widersprach (der damit verbundenen theologischen Rechtmäßigkeit sowieso) sein berühmter Hoftheologe Alkuin entschieden, mit ihm Kirchenkreise, Hofprediger und Ordensleute, wie wir am Beispiel der spanischen Conquistadore im 16. Jahrhundert sehen werden.
P. Bartolomé de Las Casas. Apostel der Indios. Streiter für die Würde der indigenen Völker Amerikas. Geboren 1484 in Sevilla, gestorben im Dominikanerkloster Nuestra Senora de Atocha (Unsere Liebe Frau von Atocha) am 18. Juli 1566 vor den Toren Madrids. Er gilt nicht nur als Theologe, sondern auch als Historiker, war der erste Bischof von Chiapas, heutiges Mexiko.
Foto-Quelle: wikipedia, gemeinfrei (02.11.24)
Vor allem der Dominikaner Bartolome de Las Casas steht für diejenigen Theologen und Priester, die sich heftig gegen die Zwangsmissionierung Lateinamerikas wandten, die 1510 n. Chr. begonnen hatte, eigentlich nebenbei im Rahmen der gewaltsamen Kolonisation des Kontinents. Nicht nur Bartolome, sondern viele Missionare wehrten sich. Sie wollten die Indios vom neuen Glauben überzeugen. In diesem Zusammenhang sollte man nicht vergessen zu erwähnen, dass die Conquistadores und Missionare die Ureinwohner dazu brachten, vom tatsächlich dort gepflegten Kannibalismus Abstand zu nehmen. Es gibt neuere Berichte, wonach besiegten Indios weiland bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen wurde, es als Trophäe verspeist und/oder zur Schau gestellt wurde.
Las Casas lernte die Sprache des indigenen Volkes, gründete die ersten Dörfer, Reducciones, führte die ansonsten vereinzelt lebenden Menschen zusammen, um gesellschaftliches Leben in überfamiliären Strukturen und eine wirkungsvolle Katechese zu ermöglichen. Ein Modell, das Schule machte.
Leider haben sich die europäischen Eroberer Afrikas, vor allem Engländer, Holländer, Franzosen, Belgier, auch Deutsche, eben nicht an diesem Vorbild orientiert, vielmehr weltliche und kirchliche Interessen gebündelt. Daniele Combonis in 1867 gegründete Ordensgemeinschaft der Missionari Comboniani Cordis Jesu (mccj) als Gegenmodell zum Kolonialismus hatte nur bedingt Erfolg: Versöhnung und Frieden durch das Evangelium bringen – bei größtem Respekt vor den kulturellen Eigenheiten der afrikanischen Völker .
Situation heute
Heute missionieren afrikanische und asiatische Priester und Ordensleute uns in Europa, namentlich in Deutschland, bringen uns die Frohe Botschaft, das Evangelium Jesu Christi. Welch` ein Kontrast.