„Es ist unmöglich, sich für das Vaticanum II (1965) und gegen Trient (1563) und Vaticanum I (1870) zu entscheiden. Es ist ebenso unmöglich, sich für Trient und Vaticanum I, aber gegen das Vaticanum II zu entscheiden.“ – Joseph Ratzinger. Gesammelte Schriften. Zur Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils. Band 7/2. Herder. 2012. – Foto: Council of Trient (Ausschnitt). Renaissance-Druck. gemeinfrei (18.10.24)

Das Konzil von Trient (dreiundzwanzigste Sitzung, 15. Juli 1563, im Mittelschiff der Kathedrale San Vigilio, Trient) (Q29650092). Dem „frühen“ Tizian zugeschrieben 1490-1576.
Quelle: commons.wikimedia (14.10.24), gemeinfrei.
Leider wird das päpstliche Dekret Papst Pius IV. hinsichtlich der ein für allemal getroffenen Entscheidung für die Missa Tridentina bewusst von Papst Franziskus negiert, einfach übergangen.
Das Konzil von Trient, 1545 bis 1563, fiel in eine Zeit, die noch stark von den spätmittelalterlichen Jakobspilgern geprägt war. Es wurde explizit auf Drängen von Kaiser Karl V. im Jahre 1545 von Papst Paul III. einberufen und im norditalienischen Trient eröffnet – als Reaktion auf die Reformation Martin Luthers.
Es diente dazu, die wahre Lehre der katholischen Kirche in Abgrenzung zu Luthers Thesen zu definieren. Ohne dieses Konzil hätte sich die Gegenreformation nicht richtig entfalten können, hätte es für die Protagonisten, hier sind an erster Stelle die Jesuiten zu nennen, kein theologisch begründetes Fundament gehabt.
Eine kurze Einführung in die Glaubensdekrete und Reformen des Konzils
gibt Johannes P. Junglas. Das Konzil von Trient. 2. Auflage 2020, Verlagsbuchhandlung Sabat, Kulmbach. Nachstehend die behandelten Themen.
Eine Sitzung des Konzils von Trient. Kupferstich. Renaissance-Druck. Gemeinfrei (18.10.24)

A. Glaubensdekrete
- I. Die Erbsünde
- II. Die Rechtfertigung
- III. Die allgemeine Sakramentenlehre
- IV. Die heilige Eucharistie
- V. Das Bußsakrament
- VI. Das heilige Meßopfer
- VII. Die 25. Sitzung: Verschiedenes
B. Die Reformen des Konzils *)
- I. Die Heilige Schrift. Die Predigt
- II. Die Reform der kirchlichen Verwaltung
- III. Das Priestertum
- IV. Das Ordensleben
- V. Die Ehe. Das Dekret Tametsi
- VI. Die heilige Messe
- VII. Der Laienkelch
- VIII. Schluß
*) Reformen meint, back to the roots, Wiederherstellung der üblichen, jahrhundertealten Form.
Zu den Glaubensdekreten – eine Auswahl
II. Die Rechtfertigung (sessio VI.)

Das Konzil von Trient, Gemälde von Pasquale Cati, 1588, in Santa Maria Maggiore (Trient). Wikipedia. Gemeinfrei (26.12.24)
Luther und die Reformatoren kannten nur die Alleinwirksamkeit Gottes; der Mensch ist ganz passiv. Die Rechtfertigung ist nur Gnade.
Der Katholik glaubt hingegen an ein geheimnisvolles In- und Miteinander göttlicher und menschlicher Tätigkeit, wobei Gott mit seiner Gnade den Anfang machen muß. Unter dem Einfluß der Gnade Gottes kann und muß der Mensch sich auf die Rechtfertigung vorbereiten, sich selbst entscheiden, ob er diese Gnade annimmt, und nach erlangter heiligmachender Gnade gute Werke verrichten.
– Das nennt Luther alles Werkheiligkeit, satanische Selbstgerechtigkeit.
Relativierung in 1999
450 Jahre später, 1999, wurde dann diese Aussage des Tridentinums zugunsten der protestantischen Lehre relativiert: „Allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht aufgrund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen berührt und uns befähigt und aufruft zu guten Werken.“
III. Die allgemeine Sakramentenlehre (sessio VII.)
Das protestantische Lehrsystem kennt keine Vermittlung der Gnade durch objektive Mittel, durch Sakramente und Opfer. Alle Gnade kommt unmittelbar von Gott. Die Kirche kann nur psychologisch, nach Art des Redners wirken; auch wenn sie tauft und oder die Eucharistie spendet. Dann weckt sie nur den Glauben an die göttlichen Verheißungen, die uns in Christus zuteil wurden (signa concionatoria).
Nach katholischer Lehre aber ist der Kirche die Gnade Christi anvertraut. Sie ist der fortlebende Christus. Sie handelt bei der Ausübung ihrer Ämter zwar stets im Auftrage Christi; aber bei der Spendung der hl. Sakramente ist sie auch tätig im Namen und in Stellvertretung Christi. Der menschliche Spender ist nur der Mund und Arm Christi (Christus selbst tauft, nicht der Apostel, nicht der Priester). Die Sakramente wirken ex opere operato – durch die vollzogene Handlung.
Diese Lehre war (ist) dem ganz individualistisch und subjektivistisch denkenden Protestantismus ein schwerer Stein des Anstoßes.
IV. Die heilige Eucharistie (sessio XIII.)
Das Konzil definiert die wirkliche (vere, realiter; subtantialiter) Gegenwart Christi in der Eucharistie (Kap. 1) und die Wesensverwandlung (transubstantiatio) (Kap. 4), jenen Gegensatz zwischen Sein und Schein, Phänomen und Ding an sich, Substanz und Akzidenz, Wesen und Sinnfälligkeit, oder wie immer man das Geheimnis ausdrücken mag, daß nach der Wandlung Christus wahrhaft wirklich und wesentlich zugegen ist, während die äußeren Gestalten unverändert geblieben sind.
Richtig und weise haben die Väter drei Arten, dieses heilige Sakrament zu empfangen, voneinander geschieden. Die Sünder nur sakramental, nur das Zeichen. Nur geistig im Verlangen nach dem Himmelsbrot (Gal 5,6). Sakramental und geistig diejenigen, die sich vorher geprüft und vorbereitet haben (Beichte).
Missa Tridentina

Bischofsmesse Ad te levavi animam meam. Illustration in einem Messbuch aus dem 15. Jahrhundert, Projekt Gutenberg. Commons.wikimedia (18.10.24) gemeinfrei.
In diesem Zusammenhang sind seitens der Konzilsväter auch die Dekrete zur heiligsten Liturgie (Eucharistie), zur Buße und zum Messopfer zu verstehen. Das nach dem Konzil von Papst Pius IV. 1564 veröffentlichte „Tridentinische Glaubensbekenntnis“ faßt alle Beschlüsse und Dekrete der vergangenen Zeit zusammen.
Leider sind sie (die Beschlüsse des Konzils), wie ich meine bewusst, in Vergessenheit geraten. So hat sich die Meßreform Papst Pauls VI. nach dem II. Vatikanischen Konzil 1968 dem Zeitgeist gebeugt. Das Opfermahl der heiligen Eucharistiefeier mutiert seit dem über die Jahre hinweg zum friedenstiftenden Erinnerungsmahl. Das ist, das war kontraproduktiv und zeugt nicht von Selbstbewusstsein und Überzeugtsein von der überlieferten Lehre Jesu Christi.
Erst jetzt (Oktober 2024) spricht beispielsweise ein Prof. Pater Karl Wallner OCist (Mönch in Heiligenkreuz, ehemaliger Rektor der Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz, derzeit Nationaldirektor Missio Österreich) davon, dass es seit den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts (ich füge hinzu: nach Vaticanum II) ungute Entwicklungen gegeben habe. Stichwort: Kirchenneubauten in Form einer Garage …
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Gegenreformation
Die im 16. Jahrhundert parallel eingeleitete Gegenreformation, Wiedergewinnung ehemals katholischer Gebiete, wurde besonders von spanischen (Ignatius von Loyola) und deutschen (Petrus Canisius) Jesuiten unterstützt und erfolgreich betrieben; von jenem Orden, dem der heutige Papst Franziskus angehört. Der vom heiligen Kajetan von Thiene (1480 – 7. August 1547) gegründete Orden der Theatiner zählte neben den Jesuiten zur Hauptkraft der Kirchenreform im Sinne des Konzils von Trient.
Konzil von Trient ein Hindernis?
Zu meinen, ich denke an bestimmte katholische Geistliche und Ordensleute, die Trienter Konzilsbeschlüsse würden dem Ökumenegedanken hinderlich sein, ist nicht zielführend und verkennt die Katholizität, der auch Papst Franziskus sich verpflichtet fühlt. Im übrigen machte es auch keinen Sinn, sich von irgendwelchen Glaubensinhalten und / oder überlieferten Zeremonien resp. Riten der von Jesus Christus gestifteten einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche zu verabschieden. Im Gegenteil: Die protestantischen kirchlichen Gemeinschaften sollten um die Wiederaufnahme in „die Kirche“ nachsuchen.
Ich denke, wir können uns der heutigen Ökumene (Protestantismus) nur nähern, wenn wir Trennendes und Verbindendes benennen, wobei ich mittlerweile (Stand 2024) der Meinung bin, dass überall, wo Ökumene im Vordergrund steht, der katholische Glaube verwelkt, sich dem Zeitgeist anpasst. Webseite
John Henry Kardinal Newmans Anspruch
zu obigem Gedankengut, sich der Ökumene zu nähern: Nicht um jeden Preis, aber auch nicht in willkürlicher Abgrenzung zu den übrigen christlichen Religionsgemeinschaften, dass er von den Gläubigen Standhaftigkeit und Wissen über den eigenen Glauben erwarte.
Kardinal Newman bezog sich wahrscheinlich auf den 1. Petrusbrief 3,15,16: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen. Dann werden die, die euch beschimpfen, weil ihr in (der Gemeinschaft mit) Christus ein rechtschaffenes Leben führt, sich wegen ihrer Verleumdungen schämen müssen. (…)“ Quelle: bibel.github.io/EU
- „Ich wünsche mir (…) Menschen, die ihre Religion kennen, die sich auf sie einlassen,
- die ihren Standpunkt kennen, die wissen, woran sie festhalten und was sie unterlassen,
- die ihr Glaubensbekenntnis so gut kennen, dass sie darüber Rechenschaft ablegen können,
- die über so viel geschichtliches Wissen verfügen, dass sie ihre Religion zu verteidigen wissen.“
Quelle: The Present Position of Catholics in England, IX, 390. Zu: John Henry Kardinal Newman (21.02.1801 bis 11.08.1890), konvertierte am 9. Oktober 1845 von der anglikanischen zur röm.-katholischen Kirche, was ihm viel Ungemach in seiner alten Kirche bescherte.