Cruz de Ferro. Symbolträchtiger Ort des Camino Frances. Statt ein Steinchen niederzulegen, nehmen Touristen es als Souvenir mit nach Hause. Reisebericht

Mehr hierüber zu lesen beim spanischen Caminoportal, 16. März 2025. Zitat: „Jeder Pilger, der diesen Weg geht, legt einen kleinen Stein zu seinen Füßen ab, ein Symbol für die Last, die er zurücklässt, und macht dies zu einem der besonderen jakobinischen Rituale des gesamten Jakobswegs. Viele Wanderer bringen sie von ihrem Herkunftsort mit und andere sammeln sie während ihrer Pilgerreise.

Ein Ritual voller Gefühl und Emotionen. Andere werfen den Stein aus Dankbarkeit weg, dass sie es so weit geschafft haben, oder bitten um Hilfe, damit sie ihren Camino ohne Probleme fortsetzen und Santiago erreichen können.“

Foto. Für den Auszug unseres Reiseberichtes aus 2006 bitte nach unten scrollen: als wir, nachdem das französische Paar den mystischen Ort verlassen hatte, uns minutenlang völlig alleine am Cruz de Ferro befanden. Herrlich.

Gebet *): „Herr, möge dieser Stein, Symbol für mein Bemühen auf meiner Pilgerschaft, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst, wenn über die Taten meines Lebens gerichtet wird, die Waagschale zugunsten meiner guten Taten senken. Möge es so sein.“

Quelle Gebet: Cordula Rabe: Spanischer Jakobsweg von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela und weiter bis Finisterre und Muxía. (= Rother Wanderführer).

Und nun dieser Frevel der Touristen und Touripilger, denen nichts mehr heilig ist; die Gottesdienste stören, Kirchen als Museen betrachten, auf den Jakobswegen vor den Kirchen Gelage halten, vor allem in Santiago singend und gröhlend durch die Stadt ziehen, die sich halt benehmen, wie sie`s jedenfalls back home vor ihrer Tür nicht täten.

Auszug Reisebericht

Schnell sind die Rucksäcke gepackt, die Wanderstiefel geschnürt, das tags zuvor aufgeladene Mobile in die Tasche gesteckt. Es ist dunkel. Na klar, ist ja auch erst viertel vor sechs. Klar auch, dass es um diese Uhrzeit kein Frühstück gibt. Keiner stört uns. Hoffentlich finden wir den Weg nach Molinaseca.

Elke schreitet voran, sie hat die besseren Augen, sie genießt die Stille, ich konzentriere mich auf den Weg — über die einsamen Montes de León. Die Gedanken nehmen ihren Lauf. Elke erzählt mir von ihren Beweggründen. Ein tiefes Gefühl durchströmt mich, wie schön kann doch die Welt sein, wie schön Fauna wie Flora. Gut, dass keine Bergbahn hierauf führt. Zum ersten Mal in meinem Leben achte ich penibel darauf, nicht mal eine Ameise zu zertreten. Man wird ja immer wieder gefragt, Was hat dir denn der Weg gebracht, bist du ein anderer Mensch geworden?“ Ich weiß, diese beiden Stunden des Meditierens, der Gespräche mit Elke, auf dieser speziellen Etappe, weit und breit keine lärmenden Touristen, werden mir immer gegenwärtig bleiben. Danke.

Das Cruz de Ferro liegt in Sichtweite vor uns, nach zwei Stunden und 342 Höhenmetern auf 1504 m; für mich der Höhepunkt schlechthin. Zu Hause werde ich meine Fotoshow mit der Musik von Emerson, Lake & Palmer unterlegen. Die Fanfare for the Common Man spiegelt exakt die Stimmung wider — punktgenau justiert. Ein Highlight. Fotos unten

Cruz de Ferro. Der höchste Punkt des Camino Frances. Nur der Somport-Pass in den Pyrenäen (Camino Aragones) ist höher. Man vermutet, dass hier ein mittelalterlicher Gutsherr einen seiner Grenzsteine gesetzt hat. Eine andere Variante berichtet von einer Schenkung König Alfons VI. im Jahre 1103 an einen Einsiedler namens Gaucelmo, der hier wohl sein Kreuz aufstellte. Es könnte auch möglich sein, dass bereits die Kelten den Platz für ihre Rituale genutzt haben. Heute bringt jeder Pilger sein Steinchen mit, von zu Hause, legt es auf den großen Haufen, eingedenk der Hoffnung, sich damit von irdischen Unzulänglichkeiten, von den Sorgen befreien zu können. Mittlerweile nutzen viele das Kreuz als Pinnwand für persönliche Dinge (Briefe), aber leider auch für Unschickliches. Auf jeden Fall ein mystischer, für die Kelten ein mythischer Ort.

Traumhaftes Wetter. Die Sonne scheintIch bin ein wenig vorgelaufen, schnell nehme ich das Steinchen, werfe es auf den Steinhaufen, es symbolisiert die auf dem Weg hinter sich gelassenen Sünden, vielleicht schon die erfahrene Läuterung? Ich halte inne. Elke steht die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Sie ist eine willensstarke, mittlerweile gut trainierte Frau. Stehen minutenlang vor dem Kreuz, registrieren abwesend, gedankenverloren die dort abgelegten Gegenstände, manches Unnützes und Profanes ist darunter. Meditieren.“

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