Für Historiker eine mysteriöse Figur; für gläubige Historiker eine reale Figur, die im 4. Jahrhundert ein waghalsiges Unternehmen erfolgreich durchführte, die Heiligen Stätten Jerusalems und des Heiligen Landes besuchte – als Frau eine Besonderheit. Vielmehr über sie und ihrem Reisebuch „Itinerium“ siehe unten.
Camino de Egeria in Jordanien
Der Bericht von caminosantiago.org vom 11. Februar 2025. Er thematisiert die sog. Städtepartnerschaft zwischen dem Jakobsweg und dem Camino de Egeria in Jordanien und geht auf einige wichtige religiöse und touristische Ziele in Jordanien ein, wie: Berg Nebo. Taufstätte Jesu. Amman. Mosasiken von Madaba.
Reisehandbuch „Iternerarium“der spanischen Pilgerin Egeria
zwischen 381 und 384 Anno Domini

Egeria, Nonne, „Jungfrau“, Klostervorsteherin, macht sich Ende des 4. Jahrhunderts von Spanien aus auf den beschwerlichen Weg, um auf den Spuren der Bibel zu wandeln. Ihr Bericht ist kein übliches Tagebuch, sondern für ihre Ordensschwestern daheim. Sie schreibt lateinisch.
Bemerkenswert daran ihr Frausein in dem Sinne, dass sie es gewagt hat, diese Reise als Frau zu unternehmen. Als um 326 n. Chr. Kaiserin Helena aufbrach, war sie im Gefolge vieler soldatischer Begleiter, also maximal ge- und beschützt. – Der Bericht hierüber folgt demnächst.
FotoQuelle: Cover of a translation of The Journey of Egeria type pusblished in 1919. Commons.wikimedia (17.02.25), gemeinfrei
Vergleiche dazu auch den lesenswerten Bericht auf katholisch.de vom 31.03.2024. Pilgernde Frauen und kritische Bischöfe. Ostern im 4. Jahrhundert. Er thematisiert u.a. auch die Reise von Egeria.
Egerias Reiseziele
Sie reiste wohl auf dem Landweg zunächst nach Kontantinopel und von dort weiter nach Jerusalem. Von Jerusalem aus unternimmt sie mehrere Reisen u.a. nach Ägypten, zum Berg Sinai, besteigt den Berg Mose und den Horeb, nach Haran, der Heimat Abrahams, nach Antiochia, zum Grab des Ijob, besucht Tiberias, Karfanaum (Wohnort des Petrus), den Tempelberg, Golgotha, Bethlehem, um nur einige biblische Orte zu nennen.
Eskortiert von römischen Soldaten
Erst Kaiserin Helena, Mutter Konstantins des Großen, beförderte schlussendlich die Beliebtheit des Pilgerns, des Wallfahrens. Von ihr wird gesagt, dass sie um 326 nach Christus die Kreuzreliquien Christi Jesu aufgefunden habe. Geweihte Frauen, vornehme, reiche Römerinnen machten sich sodann auf den Weg, wie diee Pilgerin namens Egeria, deren Herkunft man allerdings in Nordspanien oder Gallien verortet.
FotoQuelle: commons.wikimedia (17.02.25) gemeinfrei. Author: Sailko

Die Vorausssetzungen für solche exclusive Fernreisen waren günstig.Nach dem Mailänder Edikt 313 erhielten Christen das Recht auf freie Religionsausübung, Beginn der Pilgerreisen ins Heilige Land. Über 80.000 Kilometer umfaßte das damalige Straßennetz quer durch das Römische Reich, mit Herbergen (mansiones) der kaiserlichen Post. An den Pferdewechselstationen, den mutationes, gab es Verpflegung. Egeria dürfte auch in den Gästehäusern von Bischöfen und Klöstern übernachtet haben. Man spricht ihr gute Beziehungen zu Kaiser Theodosius I. (379-394) von Konstantinopel nach, wie sie aus Spanien kommend. In gefährlichen Gegenden wurde sie mitunter von römischen Soldaten eskortiert.
Im Fokus die Heilige Stadt Jerusalem
Die heilige Stadt Jerusalem steht im Vordergrund ihrer Betrachtungen mit allen heiligen Stätten und Kirchen, auf die sehr ausführlich eingeht. Sie beschreibt den genauen Ablauf des liturgischen Kirchenjahres mit nahezu allen Festen (Lazarus-Samstag, Pfingsten, etc.) und Heiligen Messen besonders während der österlichen Tage. Die Jerusalemer Liturgie hielt sich nämlich getreu an die Bibel mit allen Begebenheiten, die der betreffenden Stunde gemäß an jedem Tag (Palmsonntag bis Ostersonntag) der Osterwoche gefeiert wird. Die römische Kirche zog hingegen die einzelnen Elemente der Jerusalemer Liturgie zusammen und erinnert(e) so auf diese Weise an die Passion.
Egerias Interesse wendet sich sodann dem Fasten zu, den gehaltenen Bischofs-Predigten und den mystagogischen (Einführung in das Geheimnis) Katechesen, die allesamt weiland einen großen Raum des christlichen Alltagslebens einnahmen, auch für die Katechumenen, die sich für die Tauffeier zu Ostern vorbereiteten.
Mehr über diese bemerkenswerte Frau ist nachzulesen im Buch: Egeria – Iternerarium – Reisebericht, Lateinisch / Deutsch. Überarbeitete Neuausgabe von Georg Röwekamp, Herder, Freiburg, 2017.