Auf dem Weg sich selbst erkennen

09-23. Jesu immer wieder deklamierter Anspruch „Tut Buße! Kehrt um!“ ist weitgehend in Vergessenheit geraten; bei Klerikern, Bischöfen wie Priestern, bei den Gläubigen. Warum? Man stört sich an der Begrifflichkeit „Buße“. Man setzt Buße mit Strafe gleich. Völlig falsch. Richtig verstanden, so die wörtliche Übersetzung des griechischen Wortes Μετάνοια für Buße, bedeutet Buße Um-Denken, den Blick wenden, Sinnesänderung: Sich selbst sehen, wie man ist. Sich selbst ins Gesicht sehen müssen.

Und dieser Weg zur Selbsterkenntnis fängt an mit der zumindest temporären Abkehr von der Welt, die uns auf sich fokussiert und uns hindert, uns selbst wahrzunehmen.

Notger Slenczka, Professor für Systematische Theologie an der evangelisch-theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, führt weiter aus, dass wir diesen Weg schmerzhafter Selbsterkenntnis gerne bei anderen sehen, manifestiert in den politischen und kirchlichen und persönlichen Tribunalen der Gegenwart. Nein, nicht andere zur Selbsterkenntnis treiben, so dass alle sehen, wie sie sind. Er schließt mit den schönen Worten: Ego te absolvo. Christi Leib, für dich (für mich) gegeben, zur Vergebung der Sünden. Oder: Der Gekreuzigte ist auferstanden. Quelle: Die Welt, 27. März 2021, S. 2. Fasten, eine Gebrauchsanweisung.