Papst Benedikts XVI. Verbundenheit mit dem Jakobsweg

Berichten zufolge soll Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., im Jahre 2000 einige Etappen des Camino Frances gepilgert haben. So soll er unter anderem in der Herberge San Roque in Molinaseca übernachtet und der Albergue San Javier in Astorga eine eigenhändig geschriebene Postkarte geschickt haben. – – Foto: Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. – Wandbemalung Lourdes, 2018.

Büro der Albergue Herberge mit der Pinwand – San Javier in Astorga. Die Postkarte der Kardinals Joseph Ratzinger ist leider nicht zu entziffern; glauben wir `mal Söhnke, dem damaligen Mitarbeiter der Herberge, der uns diese Story vermittelte.

Kardinal Ratzinger: „Der Glaube bleibt ein Weg. Solange wir leben, sind wir unterwegs, und deswegen wird er auch immer wieder bedroht und bedrängt. Und es ist auch heilend, dass er nicht zu einer handhabbaren Ideologie wird. Dass er nicht verhärtet und mich unfähig macht, mit dem fragenden, zweifelnden Mitmenschen mitzudenken und auch mitzuleiden.“  Quelle: Buch „Gott und die Welt“ aus 2000, S. 30.

Generalaudienz am 21. Juni 2006

„Vom heiligen Jakobus können wir also vieles lernen; die Bereitschaft, den Ruf des Herrn anzunehmen, auch wenn er uns auffordert, das „Boot“ unserer menschlichen Sicherheiten zu verlassen; die Begeisterung, ihm auf den Wegen zu folgen, die er uns zeigt. Jenseits all unserer illusorischen Anmaßung; die Bereitschaft, mutig für ihn Zeugnis abzulegen, wenn es sein muss, bis zum höchsten Opfer des Lebens.

Papst Benedikt XVI. Fotoquelle kath.net, 28.04.2023 zum Artikel: Die Vernunft des Glaubens – Zum Pontifikat Benedikts XVI.Gastbeitrag von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Stift Heiligenkreuz.

Der Gastbeitrag ist sehr lesenswert – Verlinkung bitte anklicken

Fortsetzung: So steht Jakobus der Ältere vor uns als beredtes Vorbild großherziger Treue zu Christus. Er, der anfangs durch seine Mutter die Bitte ausgesprochen hatte, zusammen mit seinem Bruder neben dem Meister in dessen Reich zu sitzen, war der erste, der den Kelch des Leidens trank, das Martyrium mit den Aposteln teilte.“  Quelle: Vatican.

„Wer nach Santiago pilgert, kann nicht der gleiche bleiben!“

Santiago de Compostela. 6. November 2010. Papst Benedikt XVI. mit Pilgermuschel und Santiagokreuz in der Begrüßung. – Ein phantastisches Foto.

FotoQuelle und Bericht: KNA, Domradio: Papst Benedikt XVI. als Pilger in Spanien | DOMRADIO.DE

Wer nach Santiago pilgert, kann nicht der gleiche bleiben, erklärte Papst Benedikt XVI., der am 6. November 2010 am Grab des Apostels Santiago weilte. Mit dem Schließen der Heiligen Pforte am Jahressende konnte ein Rekordansturm von Pilgern verbucht werden. Insgesamt hatten sich 270.000 *) Menschen im Heiligen Compostelanischen Jahr auf den Weg nach Santiago de Compostela gemacht. Der Papst schrieb jetzt (Januar 2011) einen Brief an den Erzbischof von Santiago, Julián Barrio Barrio, in dem er auf die wichtigsten Elemente des Pilgerns einging:

  • „Diese Begegnung kann (diese Pilger) nicht unberührt lassen“.
  • Sie „werden in ihre Heimat so zurückzukehren, wie die Jünger von Emmaus nach Jerusalem zurückgekehrt sind“.

*) 270.000 in SdC. In 2024, 14 Jahre später, waren es knapp 500.000 Pilger.

Den Austausch von „Anliegen, Hoffnungen und Herausforderungen“, die Erneuerung des Glaubensbekenntnisses, der gesungene Lobpreis an Gott, das Bekenntnis der Sünden und die Begegnung mit Christus in der Eucharistie.  Der Vorsatz sei nötig, den „Glauben täglich zu stärken, beharrlich an den Sakramenten der Gnade, die der Kirche anvertraut sind, teilzunehmen und ein wirksames und konkretes Beispiel der Nächstenliebe zu geben“, schreibt der Papst. 

Der Papst richtete eine besondere Botschaft an die Jugend und erinnerte an den kommenden Weltjugendtag in Madrid im August 2011. Der Papst versicherte, dass er in seinem Herzen den „angenehmen Aufenthalt“ in Santiago in Erinnerung behalten werde, und er betete dafür, dass die Früchte des Jubiläums dazu verhelfen mögen, dass das erlösende Wort Christi immer gegenwärtiger werde. Quelle: ZENIT.org vom 10.01.2011.

Pressekonferenz auf dem Weg nach Spanien, 6. November 2010

Gleich zu Beginn geht der Heilige Vater auf die Frage von Pater Lombardi ein: Heiliger Vater, in der Botschaft zum Kongreß der Wallfahrtsorte, der kürzlich in Santiago de Compostela stattgefunden hat, haben Sie gesagt, daß Sie Ihr Pontifikat »mit den Empfindungen eines Pilgers« leben. Auch in Ihrem Wappen gibt es die Pilgermuschel. Könnten Sie uns etwas über die Perspektive der Pilgerschaft sagen, auch in Ihrem persönlichen Leben und Ihrer Spiritualität, sowie über die Empfindungen, mit denen Sie sich als Pilger nach Santiago begeben?

Derr Heilige Vater streift sodann seinen Lebensweg mit den vielen Orten, wo er gelebt und/oder gewirkt hat, mit dem Endpunkt Rom. Ich zitiere: Natürlich könnte man als Argument gegen die Wallfahrt sagen: Gott ist überall, es ist nicht nötig, an einen anderen Ort zu gehen. Es ist aber auch wahr, daß der Glaube seinem Wesen nach »Pilgersein« ist.

Abraham sei ein Leben lang ein Pilger auf die Zukunft gewesen, er bezieht sich auf den Hebräerbrief. *) Ein Glaubensakt, der innerlich wie äußerlich Ausdruck finden müsse: den Alltag und die Welt des Nützlichen verlassen, auf dem Weg zur Transzendenz, aus sich selbst herausgehen, so eine neue Freiheit finden, Zeit des Nachdenkens, der Selbstfindung, aber auch den anderen sehen, aus sich selbst zum Größeren hin. Die Pilgerfahrt vereine: gemeinsam auf das Andere zugehen, uns gegenseitig finden.

Wie sein Vorgänger-Papst Johannes Paul II. weist er darauf hin, dass die Jakobswege ein Element für die Bildung der geistigen Einheit des europäischen Kontinents gewesen seien. Die Pilger hätten hier die gemeinsame europäischen Identität gefunden. Auch heute lebt die Bewegung weiter, einander zu finden und so die Stille zu finden, die Freiheit, die Erneuerung und Gott zu finden.   

Im weiteren Verlauf richtet Pater Lombardi seinen Blick auf Barcelona und  Antonio Gaudis fulminanten Bau der Kathedrale Sagrada Familia. An anderer Stelle dazu mehr. Hier nur seine Schlagworte: Synthese zwischen Kontinuität und Neuheit, Tradition und Kreativität. Zusammenführung der Elemente Buch der Natur, Buch der Heiligen Schrift und Buch der Liturgie. Verehrung des hl. Josef, der Heiligen Familie von Nazareth, dem Geheimnis von Nazareth.

Zum Schluß die Frage nach der Neuevangelisierung Spaniens mit der sich ausbreitenden Säkularisierung, der Abnahme der religiösen Praxis. Ja, Benedikt, sieht Spanien einerseits als eines der Ursprungländer des Glaubens mit dem Wiedererstehen und der wirklichen Erneuerung des katholischen Glauben durch große Gestalten wie die Heiligen Ignatius von Loyola, Theresa von Avila, Johannes von Avila. Andererseits ein Land mit einer Laizität, einem Antiklerikalismus (30-ziger Jahre), einem starken und aggressiven Säkularismus; ein Zusammenprall zwischen Glaube und Moderne. Die Zukunft des Glaubens und die Begegnung zwischen Glaube und Laizität seien heute in der spanischen Kultur zentrale Punkte. Im übrigen sei Spanien nicht singulär zu betrachten, alle große Länder des Westens seien einzubeziehen.

Wie immer schließt der Heilige Vater mit aufbauenden Worten, sein Nachfolger tut sich leider schwer damit, spricht Spanien zu, ein Land voller Dynamik und Glaubenskraft zu sein, impliziert dabei, quasi prophetenhaft vorausahnend,  den kommenden Weltjugendtag in Spanien mit weit über einer Million jugendlichen Gläubigen; er meint seine gerade begonnene Reise zum Heiligen Jakobusjahr, etc. Das sei ein Zeichen seiner Liebe zu Spanien, dem einzigen Land, das er als Papst dreimal besucht hat.

Seine Botschaft zum Schluß: Ich würde sagen, daß diese Reise zwei Themen hat. Sie hat das Thema der Pilgerfahrt, des Auf-dem-Weg-Seins, und das Thema der Schönheit, des Offenbarwerdens der Wahrheit in der Schönheit, der Kontinuität zwischen Tradition und Erneuerung. Ich denke, daß diese beiden Themen der Reise auch eine Botschaft sind: auf dem Weg sein, nicht vom Weg des Glaubens abkommen, nach der Schönheit, der Neuheit und der Tradition des Glaubens suchen, der es vermag, in der modernen Schönheit und in der Welt von heute zum Ausdruck zu kommen und ihr zu begegnen. Danke! Quelle: Benedikt XVI. Fragen an mich, S. 305 ff. Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2012. Webseite des Vatikans

Da sind sie wieder seine in der Tat aufbauenden Worte: Auf dem Weg sein (Pilgerfahrt), das Offenbarwerden in der Schönheit (Antonio Gaudio), Kontinuität zwischen Tradition und Erneuerung. Und just der Tradition wollte Papst Franziskus den Garaus bereiten: seinen Worten nach nur die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils der Jahre 1962-65 gelten lassen. Er war leider kein Pontifex maximus, kein oberster Brückenbauer, nein, er spaltete die Kirche, ein Schisma befürchtete er selbst. An anderer Stelle mehr.

*) Papst Benedikt XVI. scheint den Hebräerbrief zu lieben. Pater Dr. Anton Lässer CP, Rektor von Maria Schutz, sprach dem Hebräerbrief in einer seiner Predigten Genialität zu. Ähnlich äußerte sich einmal vor Jahren unser guter Freund aus Nigeria, Pastor Dr. Matthew Nwoko, und empfahl das genaue Studium des Hebräerbriefes.

Abdruck der Reden des Papstes in Santiago de Compostela, die an die große Rede seines Vorgängers Papst Johannes Pauls II. in 1982 erinnert.

„Königliche Hoheiten, sehr geehrte Vertreter der nationalen, regionalen und lokalen Behörden, Herr Erzbischof von Santiago de Compostela, Herr Kardinal, Präsident der spanischen Bischofskonferenz, meine Herren Kardinäle und Mitbrüder im Bischofsamt,
liebe Brüder und Schwestern, meine lieben Freunde!

Vielen Dank, Königliche Hoheit, für die ehrerbietigen Worte, die Sie in Ihrer aller Namen an mich gerichtet haben und die die innige Zuneigung widerspiegeln, die die Menschen dieses edlen Landes für den Nachfolger Petri hegen.

Herzlich grüße ich die hier Anwesenden wie auch alle, die über die Medien mit uns verbunden sind, und ich danke auch allen, die auf verschiedenen kirchlichen und öffentlichen Ebenen großzügig dazu beigetragen haben, daß diese kurze, aber intensive Reise nach Santiago de Compostela und Barcelona reiche Frucht bringen wird.

Im tiefsten Inneren seines Seins ist der Mensch immer auf dem Weg, ist er auf der Suche nach der Wahrheit. Die Kirche nimmt an diesem tiefen Streben des menschlichen Seins teil. Sie macht sich selbst auf den Weg und begleitet den Menschen, der sich nach der Fülle seines Seins sehnt. Zugleich legt die Kirche einen eigenen inneren Weg zurück, der sie durch den Glauben, die Hoffnung und die Liebe dazu führt, Lichtschein Christi für die Welt zu werden. Das ist ihre Sendung, und das ist ihr Weg: inmitten der Menschen immer mehr Gegenwart Christi zu sein, „den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung“ (1 Kor 1,30). Darum habe auch ich mich auf den Weg gemacht, um meine Brüder im Glauben zu stärken (vgl. Lk 22,32).

Ich komme als Pilger in diesem Heiligen Jahr von Compostela, und bringe im Herzen die gleiche Liebe mit, die den heiligen Apostel Paulus antrieb, seine Reisen zu unternehmen, wobei er den Wunsch hatte, auch Spanien zu erreichen (vgl. Röm 15,22-29). Ich möchte mich in die große Schar der Männer und Frauen einreihen, die im Lauf der Jahrhunderte von allen Winkeln der Iberischen Halbinsel, von Europa und selbst aus der ganzen Welt nach Compostela gekommen sind, um vor den heiligen Jakobus hinzutreten und sich vom Zeugnis seines Glaubens umformen zu lassen. Mit ihren Spuren und voller Hoffnung schufen sie einen Weg der Kultur, des Gebets, der Barmherzigkeit und der Umkehr, der in Kirchen und Hospitälern, in Herbergen, Brücken und Klöstern Gestalt angenommen hat. Auf diese Weise haben Spanien und Europa ein geistiges Gesicht entfaltet, das auf unauflösliche Weise vom Evangelium gekennzeichnet ist.

Gerade als Bote und Zeuge des Evangeliums werde ich auch nach Barcelona gehen, um den Glauben seiner gastfreundlichen und tatkräftigen Bewohner zu stärken. Ein Glaube, der schon in der Frühzeit des Christentums gesät worden ist und der unter dem Klima zahlloser Beispiele von Heiligen keimte und wuchs und zur Gründung sehr vieler Wohlfahrts-, Kultur- und Bildungseinrichtungen führte. Dieser Glaube inspirierte den genialen Architekten Antoni Gaudí, dort, mit dem Eifer und der Mitarbeit vieler Helfer, jenes Wunderwerk in Angriff zu nehmen, welches die Kirche der „Sacrada Familia“ darstellt. Ich werde die Freude haben, diese Kirche zu weihen, in der sich die ganze Größe des menschlichen Geistes, der sich Gott öffnet, widerspiegelt.

Ich empfinde eine tiefe Freude, erneut hier in Spanien zu sein, das der Welt eine Vielzahl großer Heiliger geschenkt hat, Ordensgründer und Schriftsteller, wie Ignatius von Loyola, Theresia von Jesus, Johannes vom Kreuz und Franz Xaver und viele andere mehr. Spanien hat im 20. Jahrhundert neue Einrichtungen, Gruppen und Gemeinschaften christlichen Lebens und des Apostolats hervorgebracht. In den vergangenen Jahrzehnten schreitet es nun in Eintracht und Gemeinsamkeit, in Freiheit und Frieden voran und blickt zuversichtlich und verantwortungsvoll in die Zukunft. Von seinem reichen Erbe an menschlichen und geistlichen Werten angespornt, sucht es auch inmitten der Schwierigkeiten weiterzukommen und seine Solidarität der internationalen Gemeinschaft anzubieten.

Diese Beiträge und Initiativen Ihrer langen Geschichte wie auch der Gegenwart, gemeinsam mit der Bedeutung dieser beiden Orte Ihres schönen Landes, die ich bei dieser Gelegenheit besuchen werde, geben mir den Anstoß, meine Gedanken auf alle Völker Spaniens und Europas auszuweiten. Wie der Diener Gottes Papst Johannes Paul II. von Compostela aus den Alten Kontinent ermahnte, seinen christlichen Wurzeln neue Kraft zu geben, so will auch ich Spanien und Europa auffordern, ihre Gegenwart aufzubauen und ihre Zukunft zu planen auf der Grundlage der echten Wahrheit des Menschen, der Freiheit, die diese Wahrheit respektiert und sie nie verletzt, wie auch der Gerechtigkeit für alle, angefangen bei den Ärmsten und den Einsamen. Ein Spanien und ein Europa, die sich nicht nur um die materiellen Bedürfnisse der Menschen Sorgen machen, sondern auch um die moralischen und sozialen Werte sowie um die spirituellen und religiösen Anliegen kümmern, weil all diese echte Ansprüche des einen und alleinigen Menschen sind und man nur so in wirksamer, umfassender und fruchtbarer Weise für sein Wohl wirkt.

Liebe Freunde, nochmals bekunde ich Ihnen meinen Dank für Ihren herzlichen Empfang und Ihre Anwesenheit an diesem Flughafen. Erneut bringe ich den geliebten Söhnen und Töchtern Galiziens, Kataloniens und allen anderen Völkern Spaniens meine Zuneigung und Nähe zum Ausdruck. Ich empfehle meinen Aufenthalt bei Ihnen der Fürsprache des heiligen
 Apostels Jakobus an und bitte Gott, daß er Ihnen allen seinen Segen schenke. Vielen Dank. „

Quelle: Kath.net.

APOSTOLISCHEN REISE NACH SANTIAGO UND BARCELONA AM 6./7.09.2010 

Der nachstehenden Webseite des Heiligen Stuhls können Sie den gesamten Ablauf der Apostolischen Reise seiner Heiligkeit nach Santiago und Barcelona entnehmen incl. der Reden und Predigten:

An separater Stelle werde ich auf die beiden großen Spaniensreisen seines Vorgänger-Papstes Johannes Paul II. in 1982 und 1989 eingehen.