Zitat Artikel: Nach dem 7. Oktober 2023 hatte sich Kardinal Pizzaballa als Austausch für die von der Hamas verschleppten Geiseln angeboten. Im Interview mit WELT spricht das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche in Jerusalem unter anderem über den Nahost-KonfliktChristen in Israel. „Falls die Verhandlungen scheitern, wird es eine katastrophale Situation geben“. – Mehrfach war der Italiener im Gaza-Streifen und gibt WELT Einblicke in die verheerenden Zustände vor Ort. Auch die Situation in der Westbank sieht er kritisch – nicht nur wegen der Besatzung.
Es leben nur noch 600 Christen im Gaza-Streifen
Zitat Artikel. „Man findet kilometerweit kein einziges stehendes Haus. Berge von Müll, dieser Geruch, weil das Abwassersystem nicht funktioniert. Der erste Eindruck ist ein verlassenes Land und die Menschen, die dort noch leben, mitten im Nichts und Nirgendwo“, sagte der Kardinal.
Zitat Artikel: Der israelischen Regierung warf er vor, keine Vision für die Zeit nach dem Krieg zu haben. „Palästinenser und Israelis werden weiter hier leben, sie brauchen eine Vision, sie brauchen einen Rahmen, um in diesem Land zu leben, einer in der Nähe des anderen.“ Allerdings gebe es auch sehr große Unterschiede bei den Positionen der Palästinenser, deren Gesellschaft sei zersplittert. „Das ist Teil des Problems.“
Seine Worte haben politisch und theologisch weltweit großes Gewicht. Kardinal Pierbattista Pizzaballa ist Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche in Jerusalem und vertritt damit die größte Glaubensgemeinschaft der Welt im Heiligen Land. Im Interview mit dem Nachrichtensender WELT im Lateinischen Patriarchat in der Jerusalemer Altstadt spricht der Italiener über den Nahost-Konflikt, Reformen der Kirche – und formuliert Kritik am Papst. Ein Überblick.
Kirche liefert derzeit Essen für rund 40.000 Menschen in das Kriegsgebiet.
Sie versuchten, die christliche Gemeinde zu schützen so gut sie können. Zudem liefere seine Kirche derzeit Essen für rund 40.000 Menschen in das Kriegsgebiet. „Wir sind ziemlich aktiv, aber die Situation ist katastrophal.“ Zur Frage, ob israelische Behörden die Hilfslieferungen in den Gaza-Streifen zulassen, sagte Pizzaballa: „Das ist derzeit sehr kompliziert, aber in den letzten Monaten war es möglich. Am Ende haben wir auch Hartnäckigkeit, und wenn wir darauf bestehen und Druck ausüben müssen, können wir das auch tun.“
Zukunft der Christen
Zitat Artikel: Unter israelischer Besatzung, aber auch dem wachsendem Einfluss von Islamisten sehen viele Christen keine Zukunft mehr in der Westbank. Pizzaballa geht aber nicht davon aus, dass Christen langfristig aus der Region verschwinden. „Wir werden zwar weniger werden, aber es wird hier nicht zu einer Art Nordafrika“, sagte Pizzaballa. Man müsse auch die Geschichte betrachten. „Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit Schwierigkeiten und Tragödien konfrontiert sind.“ Es sei kein Drama, eine Minderheit zu sein, auch wenn das für Europäer vielleicht dramatisch klinge.
Quelle: WELT / Philip Volkmann-Schluck / Martin LengemannAutoplay