Kartäuserkloster Santa Maria de Miraflores. An sich von König Heinrich III. von Kastilien (span. Enrique III, genannt El Doliente, der Kränkliche, geb. 4.10. 1379 in Burgos – 25.12.1406 in Toledo) als Jagdschloss konzipiert; von seinem Sohn Juan II. (15. Jh.) später umgebaut und ungewidmet. Der Entwurf dafür stammte von Hans von Köln (Juan de Colonia), einem der Erbauer der Kathedrale Santa Maria in Burgos. Die Anlage ist seit 1923 als Bien de Interés Cultural gelistet: Historisches Erbe Spanien.
Königin Isabella die Katholische (1451 – 1504), Tochter von Juan II. von Kastilien (6.3.1405 in Toro – gest. 20.7.1454 in Valladolid) und seiner zweiten Frau Isabella von Portugal (1428 – 1496), sorgte für die Fertigstellung der Grablege ihrer Eltern. Juans II. erste Frau Maria von Aragon, Tochter von Ferdinand I. von Aragon (1380 – 1416), war 1445 gestorben.
Die Kathedrale gilt als ein Juwel gotischer Baukunst. Das Mausoleum des Königspaars unterstreicht die prachtvolle Ausstattung.
Das Stammkloster befindet sich in französischen La Chartreuse, daher die Bezeichnung Kartause. Armut, Bescheidenheit und Einfachheit entsprechen dem eigentlichen Ordensideal.
Kartause – ein Meisterwerk spanischen Baustils
Der Besuch des Klosters sollte gut überlegt sein. Ich denke, der übliche Pilger wird sich den etwas längeren Fußweg entlang des Arlanzonflusses ersparen wollen und sich, während er in Burgos weilt, auf die City, die Kathedrale beschränken wollen. Wir haben die zusätzlichen Anstrengungen nicht bereut, immerhin ca. 40 min. extra hin und zurück zur Kathedrale.
Eingang zum Kloster, einst Kartause (Beherbung) schweigender Mönche. Die Jungfrau Maria mit ihrem Sohn und Gottmensch Jesus Christus unter dem Kreuz.
Anno Domini 1442 zogen die ersten Mönche ein. Juan de Colonia (1419 in Köln – 1481 in Burgos) der Baumeister; ihm folgten Garcia Fernandez de Matienzo und dann Juans Sohn Simon. Erst in 1539 wurden die Arbeiten von Diego de Mendieta beendet: ein Meisterwerk spanischen Stils, der nach der Stifterin der Grablegen benannt ist. Man spricht vom Isabellinischen Stil.
Isabellinisch meint Königin Isabella I. die Katholische als Stifterin, verheiratet mit König Ferdinand II. von Aragon der Katholische (10.03.1452 in Sos – 23.01.1516 in Madrigalejo). Mit dieser Eheschließung in 1474 war die Vereinigung der Königreiche Aragon und Kastilien-Leon vollzogen worden, Kerngebiet für das spätere wie heutige Spanien. Beide schafften es schlussendlich im Jahre 1492, lange und verlustreiche Kämpfe und Schlachten waren vorangegangen, sich gegen den letzten Maurenherrscher von Granada durchgesetzt zu haben.
Spanien wurde nach über 781 Jahren Fremdherrschaft, zumindest in Teilen der Halbinsel seit 711 nach Christus, wieder in Gänze christ-katholisch dominiert. An anderer Stelle mehr. Die einseitigen Wikipedia-Narrative, was zum Beispiel die Entdeckung Amerikas und die angebliche schlimme Judenverfolgung angeht, sind mit Vorsicht zu genießen. Beide königlichen Ehepartner waren von der Einzigartigkeit der röm.-katholischen Religion und ihrem Sendungsauftrag gemäß Jesu Christi-Worte sehr überzeugt. Wer will ihnen das zum Vorwurf machen.
So ist auf ihrer Grablege in der Krypta Real in Granada zu lesen:
«Mohameticae sectae prostratores et heretice pervicacie extinctores Ferdinandus Aragonorum et Helisabetha Castelle vir et uxor unanimes Catolice appellati marmoreo clauduntur hoc tumulo.»
„Die Vernichter der Mohammedanischen Sekte und Auslöscher der häretischen Falschheit, Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien Gemahl und Gemahlin, allerseits die Katholischen geheißen, umschließt dieses marmorne Grab.“
Wer darüber den Stab brechen sollte,
dem sei bedeutet, zunächst einmal nicht in die Versuchung geraten, die damalige Zeit von vor 500 Jahren mit der heutigen zu vergleichen: Äpfel mit Birnen vergleichen, geht nicht. Spätere Generationen werden sich wahrscheinlich gerne mit den Ereignissen unseres 20./21. Jahrhunderts auseinandersetzen: zig Millionen Tote, nie zuvor gewesen, mit mittelbar und/oder unmittelbar beteiligten Bürgern, die es nicht gewagt oder ob ihrer Überzeugungen gar nicht gewollt hatten, sich gegen die Gewaltherrscher in welcher Art auch immer aufzulehnen: in Deutschland, der Sowjetunion, Kambodscha (Pol Pot), Uganda (Idi Armin), Nordkorea (Kim Il Sung), Panama (Manuel Noriega), Irak (Saddam Hussein), etc.
Heute werden ausweislich von Open Doors über 360 Millionen Christen weltweit verfolgt, teils ermordet; allemal diskriminiert, in Europa wie in allen OIC-Staaten.
Beschreibung des Juwels Miraflores
Durch einen eher kargen Vorraum gelangt man über einen weiteren Raum in die Kirche (9,89 m breit x 56,28 m lang). Die geöffnete Trennwand zum Altarraum ist bestückt mit zwei geosteten Altären (tridentinische Messe aller Zeiten).
Beachtenswert die vergoldeten Rippen des Gewölbes und die erhaltenen Glasfenster, die 1484 aus Flandern beschafft worden waren. Ein Werk des Meisters Nicolae – bitte auf der Nordseite die Kalvarienbergszene beachten.
Der Chorraum, das Coro der Laienbrüder und der Priester (Coro de los Hermanos, Coro de los Padres) bereitet den Besucher auf das Highlight vor, den Chor der Kirche, die Altarwand, dem Grabmal der Eltern Isabellas: Weißer Marmor. Von Gil de Siloe in 1493 vollendet.
Zum Grabmal
Es sieht so aus, als schliefe das Paar, oder wie der Autor Dr. Höllhuber es treffend und gläubig formuliert: das Bild kennzeichne die ruhige Zuversicht, mit der sie der Auferstehung von Körper und Seele entgegensehen.
Beschreibung Fotos. 4. Bild von lks: (beispielhafte) Szene im Sockel des Mausoleums: müsste dem Alten Testament zugehörig sein. Letztes Bild rechts: Szene Abendmahl mit einer Frau vor dem Tisch, die Jesus die Füße trocknet – mit Bezug zu den Evangelien von Johannes 12,3: Markus 14,3 und Lukas 7,37,38: Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie und ihre Tränen fielen auf Jesu Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. – Quelle: bibel.github.io
Ihrem Bruder Alfonso, 1470 jung verstorben, wurde gleichermaßen ein Grabmal gewidmet: an der Nordwand sieht man ihn kniend im Gebet mit Blickrichtung zum Altar.
Highlight Altarwand
Die Altarwand, entstanden zwischen 1496 und 1499, ist ein. Gemeinschaftswerk vom Atelier des Gil de Siloe mit Diego de la Cruz. Unübersehbar steht der Gekreuzigte im Mittelpunkt. Ein Kreis von Engeln betont die zentrale Funktion des von Gottvater und dem personifiziertem Heiligen Geist getragenen Kruzifixus`.
Zu sehen auch Passionsszenen; im oberen Rechteck die schreibenden Evangelisten; Sockel und Baldachin für die Gestalten von Petrus und Paulus; ergänzt durch die von Johannes und Maria am Kreuz, und durch vier weitere Heilige in der Sockelzone.
Am Rande dieser Zone begegnen uns wieder König Juan II. und Isabella von Portugal mit ihren von Engeln gehaltenen Wappen. Sie knien einander gegenüber mit dem Blick zur Mitte, wo sich der Sakramentsbehälter (Tabernakel) befindet – es folgt eine wundervolle Beschreibung des Autors -, der Ort der leibhaftigen Gegenwart ihres Erlösers und Garanten der Auferstehung.
Irgendwo platziert auch der bärtige Apostel Jakobus mit einem aufgeschlagenen Buch in der Hand und den obligatorischen Insignien wie der Muschel am Hut, dem Wanderstab inkl. Trinkgefäße und der Kalebasse.
Quelle für die Beschreibung des Juwels: Kunst- und Reiseführer von Dr. Dietrich Höllhuber und Werner Schäfke – Der Spanische Jakobsweg – Landschaft, Geschichte und Kunst auf dem Weg nach Santaigo de Compostela. 6. aktualisierte Auflage 2008, DuMont Reiseverlag Ostfildern, S. 128-131.