Für manche politische Beobachter seien die christliche Stimme (in Asturien) unerträglich, deklamiert und beklagt der Bischof von Oviedo (Startpunkt des Camino Primitivo; unten mehr) Jesús Sanz Montes (geb. 18.01.1955) in seinem Artikel in der spanischen Zeitung „ABC“. – Ich füge hinzu: warum wohl? Die katholische Kirche und ihre Protagonisten sind, jedenfalls sollte es so sein, nicht dem jeweiligen Zeitgeist verpflichtet, insoweit auch nicht leicht lenkbar. Ein Ärgernis. Das missfällt quasi nahezu allen Machthabern.
Quelle: Die Tagespost vom 31.10.24, Rubrik Pressestimmen Seie 8.
Kathedrale von Oviedo, 2021, Westfassade. Start des Camino Primitivo, des ersten, also ältesten Camino de Santiago. Vorromanisch seit dem 9. Jh. Der Hauptaltar ist dem Erlöser (Salvator) geweiht. Berühmt ist die Kapelle Unserer Lieben Frau König Alfons II. (Capilla de Nuestra Señora del Rey Casto). Mehrere Mitglieder des Königshauses liegen hier begraben, von Fruela (722-768) bis Teresa Ansurez (gest. 997), Frau Sancho I. von Leon und Mutter von Ramiro III. von Leon.
Bedeutend die Camara Sancta mit den wertvollsten Schätzen der Kathedrale, u.a. dem Schweißtuch Jesu Christi – Santo Sudario und vielen Reliquien.
Quelle: commons.wikimedia (05.11.24) Fernando gemeinfrei
Der Bischof: Manche wollten die christliche Stimme aus Kultur, öffentlicher Meinung und sozialen Debatten verdrängen. Sie würden den Christen höchstens ein Leben in der Sakristei zugestehen wollen. Ein Bischof aber müsse sein Wort ergreifen dürfen, vor allem wenn es um Mißstände gehe.
Schaffen wir eine Welt ohne Gott,
schaffen wir sie gegen den Menschen
Henri de Lubac SJ
Bischof Jesus Sanz Montes fährt fort, bringt den berühmten jesuitischen Theologen und Kardinal Henri de Lubac *) aus Frankreich ins Spiel, der unmissverständlich deklamiert hatte: Schaffen wir eine Welt ohne Gott, schaffen wir sie (die Welt) gegen den Menschen. Die Staaten mögen konfessionslos sein, die Menschen blieben gläubig. Es gäbe nicht (wie viele vermuteten) Gläubige und Atheisten, sondern Gläubige und Götzendiener: Glaube an den wahren Gott oder an falsche Götzen. Die uralte Versuchung gottgleicher Macht zeige sich in Diktaturen, die ihre Macht nur durch Lügen und Ungerechtigkeit sichern könnten. Das christliche Gedächtnis bleibe für totalitäre Ideologien subversiv.
*) Henri de Lubac (20.02.1896 – 04.09.1991), Professor für Fundamentaltheologie, Jesuit seit 1913. Berater (Peritus) beim 2. Vatikanischen Konzil 1962/65. Von Papst Johannes Paul II. ohne vorherige Bischofsweihe am 2. Februar 1983 als Kardinaldiakon in das Kardinalskollegium erhoben, obwohl er Jahre zuvor für acht Jahre einem Lehrverbot unterworfen war – seitens seines eigenen Ordens. Es ging um „seine“ Gnadenlehre. Zusammen u.a. mit Yves Congar (08.04.1904 – 22.06.1995; franz. Kardinal, Dominikanermönch) gilt er als Vorreiter der Nouvelle theologie (Neue Theologie) – Vordenker der Intentionen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die französische Bischofskonferenz beschloss in 2023 ein Seligsprechungsprozess einzuleiten. – Mehr Infos vgl. Wikipedia unter Lubac und Congar (05.11.24).
Camino Primitivo. Christ-katholisch
Das soll auch so bleiben
Eigentlich sollte man von einem Treppenwitz der Geschichte sprechen. Just dort, wo der katholische König Alfons II. von Asturien die Mauren im 9. Jahrhundert zurückdrängen, quasi das Land vor der Unterdrückung durch die moslemischen Eroberer bewahren konnte, treten nun Politiker und Presseleute an ihre Stelle und wollen Stimme und Präsenz der katholischen Kirche zurückdrängen, gar zum Schweigen bringen, einer atheistischen (altgriech.: „ohne Gott“) Welt das Wort reden.
Just dort, wo der christ-katholisch grundierte Camino de Santiago vor knapp 1.200 Jahren seinen Anfang nahm, später überschwappte auf den Camino Frances, auf allen in Folge – seit dem 9. Jahrhundert – zig Millionen Gläubige und Nicht-Gläubige jahrhundertelang pilgerten, immer noch pilgern, wandern, ihnen (den Jakobuswegen) ihre christ-katholische Seele nehmen zu wollen – ein Irrwitz. Wir alle sollten das nicht schweigend hinnehmen, protestieren!
Alfons II. der Keusche von Asturien, 9. Jahrhundert. Er gilt als erster Pilger auf dem ältesten, ursprünglichen Camino de Santiago etwa um 830 nach Christus. Er führt von Oviedo auf 310 km in anspruchsvoller Weise über Lugo nach Santiago de Compostela.
Quelle: commons.wikimedia (05.11.24) por Victor Hevia, gemeinfrei, Author AdelosRM
„Gehst Du nach Santiago und nicht nach San Salvador (Oviedo), so besuchst Du den Diener und vergisst den Herrn.“ – Quelle: Wer das elend bawen wel. Pilgerlied, 13Jh.
Auszug Wikipedia (05.11.24): Camino Primitivo bedeutet „ursprünglicher Weg“. Nachdem Alfons II., der Keusche, die Mauren zurückgedrängt hatte, pilgerte er als erster um etwa 830 von seiner Hauptstadt Oviedo zu dem wenige Jahre zuvor entdeckten Grab Jakobus des Älteren. Er ließ hier ein Heiligtum errichten, um das sich der Ort Santiago de Compostela als Ziel langer Pilgerfahrten entwickelte.
Doch über den Camino Primitivo führten nie die großen Pilgerströme. Noch vor dem Aufstieg Santiagos zu einem der wichtigsten Pilgerziele verlor diese Wegführung ihre Bedeutung bald an den Camino de la Costa und den Camino del Norte, sowie später den Camino Frances, als Leon als Hauptstadt des Königreichs Leon zum Zentrum des christlichen Spaniens wurde. Er wurde nur noch gelegentlich als alternative Route genutzt. – Heute erfreut sich der Camino Primitivo durchaus einer neuen Beliebtheit, obschon er schwieriger und anstrengender als viele andere Caminos gilt.