Deutscher Bischof: Glaube der Kirche nicht einbetoniert. Pastorale Situationen sind zu berücksichtigen

Katholische Bischöfe versprechen bei ihrer Weihe, das Evangelium ungekürzt und nicht verfälscht zu predigen, zu lehren, also basierend auf der Überlieferung des Glaubensgutes seit den Zeiten der Apostel, Evangelisten und der Kirchenväter. Bischof Heinrich Timmerevers dagegen spricht davon, dass Glaube nicht einbetoniert sei, vom vatikanischen Aggiornamento.*)1

Die Thesen des Bischofs von Dresden-Meißen *2)

  • Der Glaube der Kirche sei kein unveränderbarer Betonblock. *5)
  • Bei der Verkündigung und der Auslegung des Glaubens in der Zeit *4)
  • müssten humanwissenschaftliche Erkenntnisse
  • und pastorale Situationen und Notwendigkeiten berücksichtigt werden.
  • Im 2. Vatikanischen Konzil habe man das „Aggiornamento“ *1/*3) genannt.

*2) Quelle: P.A. Schulze, 2021.

Konzil 1962.65 entscheidet: Glaubensgut bleibt erhalten

*1/3) Vatikanisches Aggiornamento. Der an sich nur bedingt übersetzbare Begriff wird im Deutschen hilfsweise mit Verheutigung übersetzt. Papst Johannes XXIII. hatte damit (von ihm stammt der Begriff), als er das Konzil einberief, mitnichten sagen wollen, dass die überlieferte Lehre auf den Prüfstand gestellt werden solle. Im Gegenteil. Jedes Jahrhundert hat sein Sprachverständnis, seine Begriffe, und nur das hatte er im Auge.

Die Konklusion des Bischofs von Dresden-Meißen mit Glauben in der Zeit geht also völlig am Kern vorbei – nachweisbar anhand der offiziellen Konzils-Dokumente, wonach sämtliches Glaubensgut erhalten blieb. Leider hatte weiland die Presse fälschlicherweise das Gegenteil vermittelt, dem sich allzu gerne interessierte, liberale katholische Kreis angeschlossen haben.

Papst Benedikt XVI. sprach bei seiner Abschiedsrede am 14. Februar 2013 vom (tatsächlichen) Konzil der Väter, also der damals teilnehmenden Bischöfe, versus Konzil der Medien; Quelle kathnews.de

Erläuterung „Glauben in der Zeit“ – Kirche kein Betonblock

*4) Glauben in der Zeit kann ja nicht anderes bedeuten als Berücksichtigung des jeweiligen Zeitgeistes. Die Frage, die sich einem da automatisch stellt, ist doch, welcher Zeitgeist zu welcher Zeit ist eigentlich gemeint? Der Zeitgeist von vor 5 Jahren, vor einem Jahr, in 10 Jahren, vor einer Generation? Welcher also? Jedes Jahr den Zeitgeist des veröffentlichten Mainstreams neu definieren?

Wer definiert den Glauben in der Zeit? Abweichend vom zuständigen Lehramt (Vatikan) das jeweilige Bistum? Der Synodale Ausschuss? Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken? Die Verbände der katholischen Kirche? Der Kirchentag? Der Diözesanrat? Die Pfarrei? Die regelmäßigen Kirchgänger? Eine eigens anberaumte Versammlung einer Kirchengemeinde? Die Kirchensteuer-zahlenden Mitglieder? Sollen auch Medien berücksichtigt werden? Nur die Leitmedien? Oder auch die alternativen Medien? Fragen über Fragen?

*5) Der Glaube der Kirche sei kein unveränderbarer Betonblock. Der Bischof scheint möglicherweise 2 Kor 3,3 im Blick gehabt zu haben, wo es heißt „Mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht aus Stein. Der genaue Text: „Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, ausgefertigt durch unseren Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern – wie auf Tafeln – in Herzen von Fleisch, dürfte den Bischof widerlegen. Quelle: bibel.githhub. 24.07.24

Jedoch. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer Bischof von Hippo, analysiert zu Recht, dass Paulus das Alte Testament gemeint hat in Beziehung zu Jesu-Worte und -Verkündigung im Neuen Testament, und diese seine Worte sind in der Tat nicht verhandelbar. Auszug seiner Exegese in Evangelizo vom Freitag der 15. Woche im Jahreskreis 2024: „Liebe Brüder, betrachtet das große Mysterium der Harmonie und der Verschiedenheit der beiden Gesetze und der beiden Völker. Das alte Volk feierte das Pascha nicht im vollen Licht, sondern im Schatten dessen, was kommen sollte (vgl. Kol 2,17), und fünfzig Tage nach dem Paschafest […] gab Gott ihnen auf dem Sinai das Gesetz, das er mit eigener Hand geschrieben hatte. (…) Auf dem Sinai war das Feuer mit Rauch umhüllt; hier aber ist es von strahlender Klarheit: „Es erschienen ihnen“, sagt die Schrift, „Zungen wie von Feuer“ (…) „Das Gesetz des Geistes und des Lebens“, das ins Herz und nicht auf Stein geschrieben ist, dieses Gesetz des Geistes und des Lebens, das in Jesus Christus ist, in dem das Paschafest in aller Wahrheit gefeiert wurde (vgl. 1 Kor 5,8), hat euch also „frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes“ (Röm 8,2).

Die Weiheversprechen der Bischöfe

Der katholische Bischof schwört je nach Staatsvertrag / Konkordat nicht nur den Treueeid auf die jeweilige Landesverfassung, er gibt auch bei seiner Weihe ein Gelöbnis ab. Er muss dazu u.a. mehrere Fragen des ihn weihenden Bischof explizit mit JA resp. der Antwort „Ich bin bereit“ bestätigen. Quelle: Diözese Linz. Verstößt er im Laufe seiner Amtszeit dagegen, begeht er einem Meineid.

Der Hauptzelebrant (ein Bischof) spricht folgende Formeln, der Erwählte gibt jeweils die Antwort: „Ich bin bereit.”

  • Bist du bereit, in dem Amt, das von den Aposteln auf uns gekommen ist und das wir dir heute durch Handauflegung übertragen, mit der Gnade des Heiligen Geistes bis zum Tod zu dienen?
  • Bist du bereit, das Evangelium Christi treu und unermüdlich zu verkünden?
  • Bist du bereit, das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut, das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben?
  • Bist du bereit, am Aufbau der Kirche, des Leibes Christi, mitzuwirken und zusammen mit dem Bischofskollegium unter dem Nachfolger des heiligen Petrus stets ihre Einheit zu wahren?
  • Bist du bereit, dem Nachfolger des Apostels Petrus treuen Gehorsam zu erweisen? Anm: gemeint ist der Papst.
  • Bist du bereit, zusammen mit deinen Mitarbeitern, den Presbytern und Diakonen, für das Volk Gottes wie ein guter Vater zu sorgen und es auf dem Weg des Heiles zu führen?
  • Bist du bereit, um des Herrn willen den Armen und den Heimatlosen und allen Notleidenden gütig zu begegnen und zu ihnen barmherzig zu sein?
  • Bist du bereit, den Verirrten als guter Hirte nachzugehen und sie zur Herde Christi zurückzuführen?
  • Bist du bereit, für das Heil des Volkes unablässig zum allmächtigen Gott zu beten und das hohepriesterliche Amt untadelig auszuüben?

Mein Fazit

Mir fallen sofort Namen von Bischöfen ein, die sich offensichtlich von der offiziellen Lehre der katholischen Kirche gelöst haben. Die sich nicht mehr den Anordnungen des Vatikan, namentlich des Heiligen Vaters verpflichtet fühlen, die offensiv den tradierten Glauben der Kirche, übermittelt von den Aposteln und den frühen Kirchenvätern, dem jeweiligen Zeitgeist anpassen wollen.