Aufgeklärte Antike. Ein Widerspruch?

Natürlich nicht. Jesus Christus kam auf die Welt.

Die Antike besticht durch ihre Eliten, die heute noch zitiert und gelehrt werden. Sie selbst sahen sich als aufgeklärte, gebildete Menschen. Wer kennt nicht, nur um einige Protagonisten zu nennen, Herodot, Sokrates, Aristoteles, Platon, Cicero, Virgil, Julius Caesar, Alexander der Große, Kleopatra, Ramses, Augustinus und nicht zuletzt Bischof Isidor von Sevilla resp. Leon als letztem lateinischen Patristiker (Kirchenvater, 560-636); über ihn an anderer Stelle – in Verbindung mit dem Camino de Santiago – mehr.

Wir modernen, gerne sich auch modernistisch gebende Menschen, denken, wenn es um die Aufklärung geht, auf jeden Fall nicht an die Antike, wir denken an die Aufklärung der Neuzeit beginnend ab 1700 n. Chr., mit der angestrebten Loslösung vom Christentum seitens ihrer Protagonisten, asszoziieren damit die vielfach beschworene neue Gedanken- und Redefreiheit, denken auch an die Französische Revolution, die aber letztlich den Katholizismus ausrotten wollte keinesfalls humanistisch geprägt war. Wer denkt hieran? Wer denkt daran, dass es gerade Protagonisten wie Jean-Jacques Rouesseau der Aufklärung waren, die – bewusst – das Mittelalter als Epoche der Dunkelheit und des finsteren Aberglaubens verunglimpften, es im Vergleich zur Antike als rückständig betrachteten. Sorry: bullshit.

Zurück zur Aufgeklärtheit der römischen und griechischen Antike (750 vor Christus bis 500 nach Christus), mit ihrem Glauben an Götter, mit dem Juden- und Christentum, einhergehend der Glaube an den einen Gott, wie an Jesus Christus, Gottes Sohn.

Augustinus (13.11.354 – 28.08.430, Kirchenvater, Kirchenlehrer, Bischof von Hippo und Philosoph), geht in seinem Buch Über den Gottesstaat *) wie selbstverständlich auf die Aufgeklärtheit seiner Zeit ein, zitiert Marcus Tullius Cicero **), der festgestellt habe, „dass die Lebenszeit des Romulus (Gründer Roms) bekanntlich nur weniger als sechshundert Jahre hinter uns (liegt), wo es längst schon eine Literatur und Wissenschaft gab und jener alte, aus der Zeit der Unbildung stammende Irrwahn verschwunden war.

Homer habe viele Jahre vor Romulus gelebt; (…) „eine Erdichtung hätte da kaum mehr Fuß fassen können bei der Aufgeklärtheit der Menschen und der Bildung der ganzen Zeit. Nur das Altertum (Anm: aus seiner Sicht, also weit vor 750 vor Christus) ließ sich Märchen aufbinden, mitunter selbst plump erfundene; aber des Romulus Zeitalter, das schon ein gebildetes war und vorab alles Unmögliche von sich wies, verschmähte sie.“ Quelle: E-Book Über den Gottesstaat, 22 Bücher. Copyright 2016, FV Editions. Aus dem Lateinischen übersetzt von Alfred Schröder.

Ist die Aufklärung der Neuzeit wirklich als einzigartig einzustufen? Oder baut sie nicht auf auf die antiken Denker und Philosophen? Lapidar ausgedrückt könnte man also deklamieren: Unter der Sonne nichts Neues. Leider haben die Vandalen, von den Hunnen abgedrängte Germanenstämme, zu Augustinus` Zeit begann die Völkerwanderung, das Weströmische Kaisertum im 5. Jh. zu Fall gebracht; an sich durch die maßlose Dekadenz weiter Teile der Bevölkerung, wie vor allem seitens der Eliten, selbst verursacht resp. indirekt herbeigeführt. Wer denkt da nicht unwillkürlich an die derzeitige Situation (2024) in Deutschland. Chefredakteur Ulf Poschardt von der WELT drückte es am 30.04.24 wie folgt aus: „Der Islamismus versteckt sich nicht länger: Stolz kündigt er gewissermaßen an, die westlichen Waschlappen und deren dekadente Freiheitsopportunismen anzugreifen. Das Kalifat ist die Lösung, hieß es auf einer Demonstration am Wochenende in Hamburg.“ – Quelle: Die Welt: Am Ende der Unterwerfung.

Es hat wenige Jahrzehnte (in Zentraleuropa, Frankenreich) gebraucht, an die „Antike“ wieder anzuknüpfen. Römische Päpste waren davon nicht betroffen. Papst Leo I. (440-461) wie auch Gregor I. (590-604) gab man nicht von ungefähr den Beinamen „der Große“. Anmerkung: Es wird nicht lange dauern und Benedikt XVI. wird gleiches widerfahren, völlig zu recht.

*) Augustinus: Der Gottesstaat. 22. Buch, Abschnitt 6.: Rom hat seinen Gründer Romulus zu einem Gott gemacht aus Liebe, die Kirche dagegen liebt Christum im Glauben an seine Gottheit . Noch berühmter seine „Confessiones“, seine autobigraphische Betrachtungen, verfasst von 397 bis 401 n. Chr. als Bischof von Hippo (heute Algerien). Für philosphisch Interessierte ein Muß. – **) Marcus Tullius Cicero, geb. 3. Januar 106 vor Christus, gest. 7. Dezember 43 v. Chr., berühmtester Redner des alten Rom, Anwalt, Schriftsteller, Philosoph und Politiker, Konsul der Römischen Republik.