Wie in den Jahrhunderten zuvor wird auch das 2. Vatikanische Konzil 1962-65 erst nach mehreren Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, seine wahre Bedeutung erfahren, auch wenn die sogenannten Liberal-Katholiken schon während des Konzils ihre ersten Pflöcke (erfolgreich) eingerammt haben.
Lassen Sie es mich profan ausdrücken, Protagonisten jener Richtung (gewollte Protestantisierung der katholischen Kirche) bemühen seitdem zu viel den vermeintlichen Geist des Konzils, als wäre dieser Geist messbar. Messbar sind die schriftlich fixierten Ergebnisse, die Konzilstexte, die Dokumente wie Lumen Gentium, Dei Verbum, Sacrosanctum Concilium, Gaudi et Spes, Nostra Aetate, et ecetera.
Papst Benedikt XVI.
brachte es wenige Tage vor seinem Rückzug Februar 2013 in einer einzigartigen lebendig, freihändig vorgetragenen Art und Weise deklamierend wie folgt auf den Punkt:
- Es gäbe das Konzil der Väter und das Konzil der Medien;
- übersetzt: das wahre Konzil der Konzilsväter
- und das erhoffte, erwünschte Konzil der Leit-Medien und der innerkatholischen Gegner. An anderer Stelle mehr.

Papst Paul VI. bei einer Sitzung des Konzils im Zeitraum 1963 bis 1965. Links von ihm (vom Betrachter aus) Kurienkardinal Alfredo Ottaviani (1890-1979 *), weiterhin Kardinal Francis Spellmann (1889-1967; Erzbischof New York), Enrico Dante und Aspreno II Colonna (Sproß einer berühmten, jahrhundertealten Familie, deren Protagonisten als Assistenten des Papstthrones fungierten.
Fotoquelle: commons.wikimedia, gemeinfrei (29.12.24). Fotograf: Lothar Wolleh (1930-1979)
*) Kurienkardinal Alfredo Ottaviani. Leider hat man diesem großen Kurienkardinal großes Unrecht zugefügt, ihn als unverbesserlichen Rechtsaußen der Kirche, als Traditionalisten, als „schlimmen“ Konservativen abgestempelt. Auch ich habe mich von Mainstream blenden lassen. Wäre man jedoch Ottaviani gefolgt, gäbe es heute nicht die fürchterlichen Entgleisungen innerhalb der Neuen Messe. Seine Warnungen verhallten, auch gegenüber Papst Paul VI. In dieser Hinsicht hat der Papst einen großen Fehler begangen, die Spaltung der Kirche nicht verhindert. – Später mehr.
Wer mehr über Kardinal Ottaviani lesen möchte, mit einer Deutung von Papst Johannes Paul II, bitte katholisches.info (07.02.2024) anklicken: Das Licht des römischen Rechts nach Kardinal Ottaviani.
Dr. Heinz-Lothar Barth
Das Zweite Vatikanische Konzil enthält revolutionäre Elemente
Cathwalk.de, 5. März 2022
Identität Katholische Kirche und Kirche Christi aufgehoben
Im Dokument Lumen Gentium 8 (Dogmatische Konstitution Das Mysterium der Kirche) ist die jahrhundertelang geglaubte absolute Identität zwischen Kirche Christi und katholischer Kirche aufgehoben worden, die Pius XII. noch gegen genau solche Angriffe, wie sie vom Konzil vorgetragen wurden, in seinen Enzykliken „Mystici Corporis“ und „Humani generis“ verteidigt hatte.
Die Kirche Christi ist fortan auch in anderen Religionen in abgeschwächter Form realisiert. Glasklarer Bruch mit der 2.000 Jahre alten Tradition der Kirche. Auch die Erklärung der Glaubenskongregation „Dominus Iesus“ aus dem Jahr 2000, von Kardinal Ratzinger verfaßt, kehrte nicht eindeutig zur überlieferten Lehre zurück. Geht ein bißchen Kirche Jesu Christi? Nein, wie ein bißchen Schwangerschaft auch nicht.
Konzil konterkariert Lehre Päpste Pius IV. und Pius IX.
So verstoße das Dokument Gaudium et spes (Über die Kirche in der Welt von heute) gegen die Lehre von Papst Pius IX., Stichwort Gegensyllabus. Vaticanum II nimmt für sich in Anspruch, eine offizielle Versöhnung der Kirche mit der neuen Zeit seit 1789 herbeigeführt zu haben; um welchen Preis! Übrigens, an anderer Stelle verstieß das Konzil gegen die Ergebnisse des Trienter Konzils (letzter Konzilspapst Pius IV.): Missa Tridentina, Messe aller Jahrhunderte.
In seiner berühmten Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der römischen Kurie beim Weihnachtsempfang des Jahres 2005 deklamierte Papst Benedikt XVI.
- „daß in gewissem Sinne tatsächlich eine Diskontinuität aufgetreten war.“
- So seien auch „einige in der Vergangenheit gefällte Entscheidungen neu überdacht oder auch korrigiert worden.“
- Man müsse gleichwohl der „Hermeneutik der Reform“ folgen, denn „in den Grundsätzen sei die Kontinuität nicht aufgegeben worden“.
- Die Kirche habe „trotz dieser scheinbaren Diskontinuität… ihre wahre Natur und ihre Identität bewahrt und vertieft.“
Protestanten beeinflussen Konzilsergebnisse zu ihren Gunsten
Aufwertung Religionsfreiheit zu Lasten des Katholizismus
Yves Congar, berühmter französischer Konzilstheologe und -beobachter, ergänzt, dass protestantische und andere nichtkatholische Theologen und Beobachter entscheidend am Konzilstext mitgewirkt hätten – natürlich im Sinne des Ökumenismus und der Religionsfreiheit (vgl. Konzilsdokument Nostra aetate: Erklärung der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen wie u.a. Islam, Hinduismus, Buddhismus, etc.) und deren Aufwertung zu Lasten der von Jesus Christus gestifteten einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche.
Verzicht auf explizite Marien-Verehrung. Marianische Eiszeit nach dem Konzil
Nicht nur bei Nostra Aetate. Wie das Informationsblatt der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) *) in seiner Januar-Ausgabe 2025 berichtet – im Rahmen des Artikels „Maria – Mutter, Mittlerin, Miterlöserin?“ von Prof. Dr. Manfred Hauke – auch hinsichtlich der Marien-Verehrung. Es ging um neu zu definierende Glaubenswahrheiten, von denen man aber aus Rücksicht auf die Empfindlichkeit der Protestanten Abstand nahm, um nicht unnötigerweise protestantische Mitchristen zu provozieren. Ein einmaliger Vorgang.
*) Informationsblatt kostenlos abonnieren unter abo@petrusbruderschaft.de
Man erinnere sich: Unmittelbar vor dem Konzil fand sich die marianische Verehrung auf dem Höhepunkt, Stichwort Dogma Papst Pius` XI. zur leiblichen Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit. Zahlreiche Konzilsbischöfe wünschten daraufhin zwecks Vorbereitung auf das Konzil eine genaue Definition des marianischen Dogmas über Maria als Mittlerin aller Gnaden, letztlich als Miterlöserin. Dieses Ansinnen wurde verworfen, das Konzil solle weiterhin einen pastoralen Charakter haben und keine neuen Glaubenswahrheiten produzieren.
Verfall der Marienverehrung in deutschsprachigen Ländern
Danach kam es vor allem in denjenigen Ländern mit einem hohen protestantischen Anteil zu einer marianischen Eiszeit, deutlich zu sehen am Rückgang des Gebetes des Rosenkranzes (verspottet als überholte Frömmigkeit von Analphabeten!), die Ereignisse von Fatima gar negiert. Es soll Marien-Wallfahrtsorte gegeben haben, in denen teilweise keine Marienlieder gesungen werden durften.
Endlich in 1974 raffte sich Papst Paul VI. auf, und veröffentlichte sein Apostolisches Schreiben „Marialis cultus“ am 2. Februar zur Erneuerung der vielfach verlorenen Marien-Verehrung. Ihm ging es um die „rechte Pflege und Entfaltung der Marienverehrung.“
Zur Thematik Maria als Miterlöserin, Lumen gentium 55-59. Mit freiem Glauben und Gehorsam habe Maria aktiv mitgewirkt zum Heil der Menschen. Dazu habe der der hl. Irenäus aus dem 2. Jh. das Bild der „Knotenlöserin“ benützt: „Der Knoten des Ungehorsams der Eva wurde gelöst durch den Gehorsam Marias“ (LG 56.). Das Konzil verwendete nicht den Begriff „Miterlösung“, deutete aber in LG 61 an, was es darunter verstand: einzigartige Mitwirkung Marien an der Erlösung.
Zwischenfazit. Man stelle sich einmal vor, Martin Luther hätte die damaligen Päpste des 16. Jhs. gefragt, ob er denn letztlich seine Reformation durchführen könne, die ja einher ging mit dem Verlust einiger bis dato gültigen Glaubenswahrheiten. Im Gegenteil, er sah im Papst den in der Johannes-Offenbarung angesprochenen Antichrist; vgl. Artikel der „Welt“ vom 22.09.2011: über die Päpste: Teufelsdiener, Lästerer, Chef der Hurenkirche; vgl. auch Ausschnitte aus Martin Luthers Schrift „Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet“ aus 1545
Fazit: Ist die „Konzils-Kirche“ noch die wahre Kirche Jesu Christi?
Papst Franziskus wie nahezu alle deutschen Diözesanbischöfe und Ordensgemeinschaften, wie beispielsweise Radio Horeb und die Mönche des Stifts Heiligenkreuz (bei Wien), haben sich, zumindest nach außen hin, explizit den Ergebnissen Vaticanums II verschrieben, sie als unabdingbar deklariert. Wenn sie im speziellen Fall nicht umhinkommen, Fehlentwicklungen zu benennen, dann werden bestenfalls die 68-ziger herangezogen, der allgemeine sich abzeichnende Glaubensabfall – nicht aber das Konzil.
Erste Risse jetzt deutlich wahrnehmbar
So beklagt Pfarrer Kocher in 2024, Programmdirektor von radio horeb, dass man ja heute nicht mehr vom Teufel sprechen dürfe, oder wenn „Heiligenkreuz“ mit Vehemenz deklamiert, dass die Kirche eine Zeitgeistkirche geworden sei (Stichwort Synodaler Weg 2021/22 und Würzburger Synode 1974). Auch sei die lateinische Liturgiesprache absolut nicht vom Konzil verboten worden, was aber von vielen Bischöfen besseren Wissens behauptet und in die Diözesen und Gemeinden hineingetragen wurde.
Pater Schmidberger FSSPX benennt gravierende Unterschiede
Quelle: theCathwalk.de – 19.11.2020. P. Schmidtberger geht in seinen Ausführungen unter anderem auf die Konstitutionen Gaudium spes, Lumen gentium und Nostra aetate ein und stellt gravierende Änderungen fest – zu jahrhundertelang geglaubten Lehren.
Anthropozentrische Wende. Nicht mehr Gott – sondern der Mensch
Pastoralkonstitution Gaudium et spes, Punkt 12: „Es ist fast einmütige Auffassung der Gläubigen und der Nichtgläubigen, dass alles auf Erden auf den Menschen als seinen Mittelpunkt und Höhepunkt hinzuordnen ist.“
versus Alter Katechismus *)
Im alten Katechismus aber steht, dass alles auf Erden auf Gott als das letzte Ziel hinzuordnen ist. Das ist nicht dasselbe! In diesen wenigen Worten ist die anthropozentrische Wende programmatisch dargestellt, d. h. der Wandel von der Ausrichtung des Menschen auf Gott hin zur Ausrichtung des Menschen auf sich selbst hin bis zur Selbstvergötterung.
*) Genauer Wortlaut Basler Katechismus aus 1947, Neuauflage 2019: „Einleitung 1. Wozu sind wir auf Erden? Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihm zu dienen, ihn zu lieben und einst in den Himmel zu kommen.“ Auch der sog. Grüne Katechismus der deutschen Bischöfe aus 1955, ebenfalls in Frage- und Antwortform, deklamiert in analoger Form.
Heilswille. Relativierung des dreifaltigen Gottes
Konstitution über die Kirche Lumen gentium, Punkt 16: „Der Heilswille umfasst aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten.“
versus Vorwurf Vielgötterei
Beten Muslime mit uns den einen Gott an? Wir beten den dreifaltigen Gott an, Vater, Sohn und Heiligen Geist, einen Gott in drei Personen. Genau dies lehnen die Muslime ab und werfen uns Vielgötterei vor.
Hochachtung für nicht-christliche Religionen. Relativierung der Heilsuniversalität Jesu Christi
Nostra aetate, Punkt 3: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich Seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Über dies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.“
versus Vielehe
Kann man denn bei den Muslimen tatsächlich von einer sittlichen Lebenshaltung sprechen, da ihnen der Koran bis zu vier Frauen erlaubt und sie unausgesetzt ihre Religion mit Feuer und Schwert ausbreiten? Nach ihnen heiligt der Zweck die Mittel, ein Grundsatz, der dem Naturrecht und der christlichen Lehre direkt widerspricht.
Kurzum: Die Priesterbruderschaft St. Pius X. FSSPX unter Erzbischof Marcel Lefebvre sagte nein, seine Nachfolger sagen nach wie vor nein. Ich kann sie verstehen. Die Priesterbruderschaft St. Petrus FSSP (unter Mithilfe von Kardinal Ratzinger in 1988 als Vereinigung Päpstlichen Rechts gegründet) nimmt eine Sonderrolle ein, äußert sich nicht so dezidiert. Das aber ist ein anderes Thema.