Wenn du am Camino ein Gotteshaus betrittst. Schönheit und Erhabenheit

Wir bekamen ein Gespür dafür, ob in einer Kirche noch gebetet wird.“ Kirchen sind keine Besichtigungsobjekte, keine Museen, sie sind sakrale Räume. Häufig bleiben katholische Gotteshäuser tagsüber geöffnet, zu Hause, auf den Jakobswegen. Sie laden ein zum stillen Verweilen, Beten, Meditieren, zur ehrfürchtigen Teilnahme am (Pilger-) Gottesdienst. Es verbietet sich allein aus Respekt vor den Gläubigen, laut zu schwatzen, unangemessen gekleidet zu sein. – Foto: Seitenkapelle Kathedrale Santiago de Compostella, 2006.

Wenn du ein Gotteshaus betrittst

Für den mittelalterlichen Christen war die Sache klar, auf dem Jakobsweg allemal, wer eine Kirche betritt, der ist im Glauben. Und heute!? – Wenn du ein Gotteshaus betrittst, aufmerksam, wirst du (auch als glaubensferner Mensch) dich angesprochen fühlen – von der Erhabenheit und (zumeist) Helligkeit des sakralen Raumes. Die wenigen Stufen hinauf in die Kirche haben dich schon sensibilisiert, hinweg von der profanen lauten Welt hin in die unzerstörbare metaphysische Substantia (Prof. Dr. Peter Stephan, Boppard, 18.05.2019.)

Peter Stephan. Hans Orths.

Margit-Fischer-Blatt. Peter Bieri

Mich haben die nachstehenden Meditationen und Beobachtungen besonders angesprochen. Weiter unten werde ich mich noch dem heiligmäßigen Pater Pio widmen, der in besonderer Weise auf das Betreten der Kirche eingeht, auf die Teilnahme an der heiligen Messe, der seit Jahrhunderten tradierten Messe, die der Vatikan am liebsten entsorgen würde. Immer geht es darum, die Heiligkeit des Gotteshauses zu spüren, auf sich einwirken zu lassen, gefaßt und ruhig.

In jeder Kirche fügen Gläubige sich zusammen

  • „Wir, die Getauften, zusammen mit den Aposteln, fügen uns zusammen zur geistigen Kirche, die als mystischer Leib Christi unzerstörbar ist.
  • Jede Kirche und jede Kapelle, wo auch immer sie stehen mag, klein oder groß als Kathedrale, besitzt diese unzerstörbare metaphysische Substantia.“ 

Quelle: Prof. Dr. Peter Stephan am 18.05.2019 in Boppard vor der PMT-Hauptversammlung

Du wirst ganz ruhig, unendlich geborgen

Wenn du ein Gotteshaus betrittst, spürst du sofort die Weite des Raumes. Dein Blick geht zum Altar und weiter hinauf zu den bunten Fenstern und bis zum hohen, bemalten Deckengewölbe.

Ein leichter Duft von Weihrauch und Kerzentalg vermischt sich zu einem würzigen Aroma.

Foto 2018: Santa Maria, Roncesvalles, Camino de Navarra.

  • Die Weite des Gotteshauses tut gut; die Anwesenheit unseres Herrn im Tabernakel *) und die angenehme Stille rücken für eine Viertelstunde die Sorgen und Probleme des Alltags weit in den Hintergrund.
  • Du wirst ganz ruhig, fühlst dich leicht, frei und entspannt – und unendlich geborgen …“ 
  • Du kniest dich in eine Bank, deine Lippen formen das „Vater unser“ und das „Gegrüßet seist du, Maria…“. Dann einige selbst zusammengewürfelte Bitt- und Dankes-Worte.

Quelle: Meditation Hans Orths, Zeitschrift der Pallottiner, Ausgabe Juli/August 2015 (www.ka-zeichen.de. *) Anmerkung Tabernakel: Heute oft nicht mehr im Hauptschiff plaziert, sondern in einem der Seitenschiffe verbannt – out of the view.

Du spürst, ob in einer Kirche noch gebetet wird

Unterwegs betraten wir jede Kirche und Kapelle, deren Türen sich öffnen ließ. Jede Kirche ist ein Original, so wie jeder Mensch auch.

Wir bekamen ein Gespür dafür, ob in einer Kirche noch gebetet wird; ja, das spürt man, anderenfalls wird sie zum Museum.

Foto 2014: Santa Maria de Eunate, Camino Aragones.

  • Wir sollten in unseren Kirchen eine Gebetspräsenz anstreben;
  • das Haus, wo Gott in unserer Mitte wohnt, darf nicht verwaisen zum Besichtigungsobjekt für Touristen.“

Quelle: Margit Fischer-Blatt, Essay in der Tagespost vom 10. März 2022 – Der Weg hat ein Ziel

Ich brauche die Kirche gegen die Gewöhnlichkeit der Welt“

Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche ihre Schönheit und Erhabenheit.

Ich brauche sie gegen die Gewöhnlichkeit der Welt. Ich will zu leuchtenden Kirchenfenstern hinaufsehen und mich blenden lassen von den unirdischen Farben. Ich brauche ihren Glanz.

Ich will mich einhüllen lassen von der herben Kühle der Kirchen. Ich brauche ihr gebieterisches Schweigen.

Foto 2010: Seitenkapelle Kathedrale, Marienwallfahrtsort Lourdes am Pyrenäenweg von Narbonne bis zum Somportpass.

  • Ich brauche es gegen das (…) geistreiche Geschwätz der Mitläufer.
  • Ich will den rauschenden Klang der Orgel hören, diese Überschwemmung von überirdischen Tönen.
  • Ich liebe betende Menschen. Ich brauche ihren Anblick. Ich brauche ihn gegen das tückische Gift des Oberflächlichen und Gedankenlosen.
  • Ich will die mächtigen Worte der Bibel lesen. Ich brauche die unwirkliche Kraft ihrer Poesie. Ich brauche sie gegen die Verwahrlosung der Sprache und die Diktatur der Parolen.
  • Eine Welt ohne diese Dinge wäre eine Welt, in der ich nicht leben möchte.

Quelle: Peter Bieri (1944), Schweizer Philosoph und Schriftsteller, in seinem Roman Nachtzug nach Lissabon (2004), besser bekannt unter seinem Psyeudonym Pascal Mercier

Beten wie die frühen Christen.

Hl. Hermas aus Rom, 2. Jahrhundert

Hilf meinem Unglauben. „Verjage den Zweifel aus deiner Seele, zögere nie, dein Gebet an Gott zu richten, wenn du im Innern sagst: „Wie könnte ich beten, wie könnte ich erhört werden, da ich doch Gott so sehr beleidigt habe?“. Lass solche Gedanken nicht zu, sondern wende dich aus ganzem Herzen dem Herrn zu und bete zu ihm voller Vertrauen. Dann wirst du das Ausmaß seiner Barmherzigkeit kennenlernen. Du wirst erleben, dass er, statt dich im Stich zu lassen, vielmehr die Sehnsüchte deines Herzens stillt. Denn Gott ist nicht wie die Menschen, die die Erinnerung an das Böse bewahren. Bei ihm gibt es keinen heimlichen Groll, sondern ein Mitleiden mit seinen Geschöpfen. Reinige also dein Herz von allen Eitelkeiten der Welt, vom Bösen und von der Sünde […], und bitte den Herrn. Du wirst alles empfangen […], wenn dein Gebet aus tiefen Vertrauen kommt.

Aber wenn der Zweifel sich in dein Herz einschleicht, wird keine deiner Bitten erhört. Wer an Gott zweifelt, dessen Seele ist gespalten; er bekommt nichts von dem, worum er bittet […] Jeder, der zweifelt, wird nur schwer erhört und gerettet – es sei denn er bekehrt sich. Reinige also deine Seele vom Zweifel und bekleide dich mit dem Glauben – denn er hat große Macht – und vertraue ganz fest darauf, dass Gott alle deine Bitten erhört. Und sollte er einmal ein wenig zögern dich zu erhören, dann fall nicht wieder in den Zweifel zurück, bloß weil du das nicht augenblicklich bekommen hast, worum du gebeten hast. Der Aufschub der Erhörung will dich im Glauben wachsen lassen. Hör also nicht auf zu erbitten, was du wünscht […] Hüte dich vor dem Zweifel: er ist verderblich und unsinnig, er entwurzelt bei vielen den Glauben, selbst bei denen, die schon sehr stark waren […] Der Glaube ist stark und machtvoll; er verspricht alles und hat in allem Erfolg. Der Zweifel als Mangel an Glauben scheitert in allem.“

Quelle: Evangelium Tag für Tag, 17.11.2023. Markus 11,22-24. Außerordentlicher Kalender. Der Hirte (trad. © evangelizo)

Pater Pio, 1915.

Aus „Betreten einer Kirche

und wie an der heiligen Messe teilzunehmen

Pater Pio schreibt an seine geliebte (geistliche) Tochter Jesu. Er fährt nach einigen Eingangsworten fort mit dem Hinweis: Um Respektlosigkeit und Unvollkommenheiten im Haus Gottes, in der Kirche, die der göttliche Meister das Haus des Gebets nennt, zu vermeiden, ermahne ich Sie im Herrn, Folgendes zu praktizieren:

  • „Betreten Sie die Kirche in Stille und mit großen Respekt (…) vor der Majestät des Herrn.
  • Denken Sie daran, dass unsere Seele der Tempel Gottes ist und wir ihn als solchen vor Gott und seinen Engeln rein und makellos halten müssen. (…)
  • Nehmen Sie heiliges Wasser und machen Sie das Kreuzzeichen vorsichtig und langsam.
  • Sobald sie vor Gott stehen im Allerheiligsten Sakrament, machen Sie eine fromme Kniebeuge.
  • Wenn Sie Ihren Platz gefunden haben, knien Sie nieder und übergeben Sie die Ehrerweisung Ihrer Gegenwart und Hingabe ab an Jesus im Allerheiligsten Sakrament.
  • Vertrauen Sie Ihm alle Ihre Nöte zusammen mit denen anderer an. (…) Lassen Sie Ihrem Herzen freien Lauf und geben Sie Ihm die völlige Freiheit, in Ihnen zu arbeiten, wie Er es für am besten hält.
  • Wenn Sie an der Heiligen Messe und heiligen Handlungen teilnehmen, seien Sie sehr gefasst, wenn Sie aufstehen, niederknien und sitzen, und führen Sie jede religiöse Handlung mit größter Hingabe aus. (…)
  • Kurz gesagt, verhalten Sie sich so, dass alle Anwesenden dadurch erbaut werden und durch Sie aufgefordert werden, den himmlischen Vater zu verherrlichen und zu lieben.
  • Wenn Sie die Kirche verlassen, sollten Sie gefasst und ruhig sein. Verabschieden Sie sich zuerst von Jesus im Allerheiligsten Sakrament.
  • Bitten Sie Ihn um Vergebung für die Mängel, die in seiner göttlichen Gegenwart begangen wurden, und verlassen Sie Ihn nicht, ohne um Seinen väterlichen Segen zu bitten und ihn erhalten zu haben. (…)“

Pater Pio aus seinem Brief an Annita Rodote, Pietrelcina vom 25. Juli 1915. Quelle: Büchlein Pater Pio, Gebete und Meditationen, Seite 30 ff. Regina Apostolorum e.V. Kanal Pater Pio. www.pater-pio.org. Mehr über den berühmten Pater:

Anmerkungen. Mein Tipp: Besuchen Sie gelegentlich einmal die Heilige Messe nach der überlieferten Form, also die Tridentinische Messe aller Zeiten. Sie werden sofort einen großen Unterschied feststellen. Es herrscht auch vor Beginn des Gottesdienstes fast schon absolut Ruhe, es sei denn, der Rosenkranz wird gebetet; irgendwo an der Seite stehen oder knien Gläubige für die Beichte, die der Priester vor jeder Heiligen Messe abnimmt. Die übrigen, nach und nach eintretenden Messbesucher, nehmen Platz, beten still, knien, meditieren, bereiten sich auf die hl. Messe vor.