Chefredaktor Roger Köppel, Die Weltwoche, Zürich: „Jeder Mensch muss auf irgendeine Art glauben.“ Joseph Ratzinger. Der christliche Glaube formuliert den vielleicht kühnsten Sprung auf die Unendlichkeit hin, den die Menschen je gewagt haben. Ein Gott, der seine Allmacht abgibt, um Mensch zu werden und am Kreuz den damals verwerflichsten aller Tode zu sterben, ist eine gewaltige Botschaft, eine Weltrevolution des Geistes, die bis heute wirkt.
Unsere Welt habe den festen Boden unter den Füssen verloren. Es gebe keinen Halt mehr, die Verwurzelung verschwunden. Mehr als bloße Geschichtsblindheit oder Traditionsvergessenheit. Es ist der Verlust der Religion, des Glaubens. Deshalb rennen die Leute dauernd neuen, andern Ersatzgöttern hinterher. Die Entmachtung des Religiösen führe direkt zur Allmacht der Politik, zum Ende der Freiheit, zur Verwüstung unserer Seelen. – Chefredaktor Roger Köppel, Weltwoche Zürich, 15.12.23